Es war eine überragende Performance von Carsen Edwards und Shabazz Napier.
Dieses FCB-Duo fürchtet Europa
Das Guard-Duo führte den FC Bayern Basketball unter der Woche zum spektakulären 109:107-Heimsieg gegen Paris Basketball und erzielte dabei gemeinsam 59 der 109 Punkte. In dieser Form kann der Backcourt der Bayern - die heute in der Liga beim Mitteldeutschen BC zu Gast sind - der BBL und auch Europa das Fürchten lehren.
Napier über Edwards: „Er ist unser bester Spieler“
Point Guard Napier erzielte gegen den EuroLeague-Neuling aus Paris satte 27 Punkte und traf dabei überragende sechs von zehn Dreiern (60 Prozent). Eine Leistung, die in jedem Spiel eigentlich zum Top-Scorer gereicht hätte. Doch Carsen Edwards übertraf diese Ausbeute sogar noch mit 32 Punkten und einer noch besseren Dreierquote von 75 Prozent (6/8). Gerade Scharfschütze Edwards wurde vom Publikum mehrfach für seine begeisternde Leistung gefeiert.
„Ich habe einfach ein paar Würfe getroffen. Aber ich hätte noch so viel besser machen können“, zeigte sich Edwards am Euroleague-Mikrofon bescheiden: „Ich hätte es am Ring viel besser machen müssen.“
Deutlich euphorischer zeigte sich nach dem Spiel sein kongenialer Backcourt-Partner Napier, der nach dem Spiel auf SPORT1-Nachfrage über seine Verbindung mit Edwards ins Schwärmen geriet: „Es ist etwas Spezielles, aber auch Carsen ist sehr speziell. Er ist unser bester Spieler.“
Als Napier, dann noch weiter ausholen wollte, kam es in der Mixed-Zone dann zu einer kuriosen Szene: Gerade als Napier seinen Teamkollegen lobte, kam ausgerechnet Edwards aus der Kabine, klopfte Napier lachend auf die Schulter und rief ihm zu: „Ach komm schon, Mann“, als wollte er ihm sagen, dass sein Kollege Napier auch ein starker Spieler sei. Die Stimmung zwischen den beiden scheint auch abseits des Spiels zu stimmen.
Nachdem Napier ihn mit einem lässigen „Was geht, Großer?“ zurück grüßte, ging das Lob in Richtung seines Teamkollegen weiter: „Er ist einer der Spieler, der zu jeder Zeit viele Punkte auflegen kann. Wir hoffen darauf, dass er schwere Würfe trifft, und er trifft diese großen Würfe für uns. Das treibt uns alle an. Zudem gibt er auch in der Defensive alles, er haut da wirklich alles rein. Wenn dein bester Spieler so hart arbeitet, ist das auch ein Vorbild für andere hart zu arbeiten.“
„Ein echter Anführer“
Auch wenn der 33-Jährige gerade die Leistung von Edwards herausstellte, musste auch er sich mit seiner eigenen Performance nicht verstecken. Gerade in den entscheidenden Momenten war der Point Guard mit wichtigen Plays zur Stelle.
So brachte Napier bereits kurz vor der Pause den SAP Garden zum Kochen: Mit nur noch knapp drei Sekunden auf der Uhr überbrückte er das gesamte Spielfeld, traf per Buzzer-Beater zum 54:47-Halbzeitstand und pushte anschließend das Publikum.
Und auch in der Crunch-Time war es dann wieder Napier, der die großen Plays machte. Knapp 50 Sekunden vor Spielende ließ er erst Paris-Star T.J. Shorts mit einer Finte spektakulär ins Leere fliegen, um anschließend den Dreier lässig zu verwandeln und die Halle endgültig zum Beben zu bringen.
Von Trainer Gordon Herbert gab es auf der anschließenden Pressekonferenz auf SPORT1-Nachfrage ein Sonderlob für Napier: „Heute hat er fantastisch gespielt. Seine größte Qualität war heute, dass er auf dem Feld ein echter Anführer war und viel mit den anderen Spielern gesprochen hat. Das war sehr wichtig.“
Neben seiner 27 Punkte legte der Point Guard auch noch fünf Assists auf, fand dabei immer wieder auch seinen Backcourt-Partner Edwards. „Shabazz sucht nach Carsen. Er leitet Plays für Carsen ein und findet ihn dann mit seinen Pässen. Eine der größten Stärken von Shabazz ist es immer genau den Spieler zu finden, der gerade heiß läuft und viele Würfe trifft“, lobte Herbert weiter.
„Sehr viel Feuer in den Händen“
Beim Gegner sorgten Napier und Edwards dagegen mit ihrer Top-Leistung für Verzweiflung. „Wir haben alles versucht, um Napier und Edwards zu stoppen. Sie waren heute wirklich überragend. Das muss man manchmal einfach akzeptieren und gratulieren“, erklärte Paris-Trainer Tiago Splitter. Die beiden seien „wirklich unglaublich begabte Spieler mit sehr viel Feuer in den Händen“.
Der 33 Jahre alte Napier lieferte in dieser Saison bisher gerade in den Spielen im SAP Garden ab. Schon zum Auftakt gegen Real Madrid hatte er überragend gespielt und 25 Punkte erzielt. In den sechs übrigen Spielen in der EuroLeague, BBL und im Pokal erzielte er nie mehr als zehn Punkte. „Irgendwie liegt ihm die Optik hier“, witzelte nach dem Spiel auch Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic.
Napier selbst wollte das Thema dagegen nicht zu hoch hängen: „Ich spiele gut hier, aber es ist nicht speziell wegen des Ortes hier. Ich glaube, mein Spiel verändert sich von Spiel zu Spiel. Natürlich versuche ich immer so viel wie möglich zu scoren, aber ich schaue immer, wie sich ein Spiel für mich anfühlt.“ Für ihn sei es deutlich wichtiger, Spiele zu gewinnen, seine individuelle Leistung sei ihm dabei in erster Linie egal: „Wenn ich so ein Spiel habe, super, wenn ich aber auch mal nur zwei Punkte erziele und wir trotzdem gewinnen, freue ich mich auch. Aber heute war definitiv eines der Spiele, wo ich es gefühlt habe.“
Die bisherige EuroLeague-Saison zeigt, dass es für den FC Bayern München Basketball besser ist, wenn Shabazz Napier ein gutes Gefühl hat. Spielen er und sein kongenialer Backcourt-Partner Carsen Edwards weiter so groß auf, wird Europa sich bald auch vor den Bayern fürchten.