„Super Bayern, super Bayern, hey, hey!“ Als Bayern-Star Nick Weiler-Babb knapp sechs Sekunden vor Schluss Piräus-Guard Tyler Dorsey den Ball klaute und Bayerns dritten Heimsieg im dritten Heimspiel eintütete, verwandelte sich der SAP Garden endgültig zum Tollhaus.
Hoeneß-Hoffnung erfüllt sich
Ein Großteil der 11.200 Zuschauer brach schon während des Spiels mehrfach in Ekstase aus. Bei den zahlreichen Dunks von Devin Booker und speziell beim Highlight-Dunk von Weltmeister Johannes Voigtmann riss es viele Fans von den Sitzen. In den letzten zwei Minuten schien es so, als wenn die neue Millionen-Arena nur Stehplätze hätte, kaum ein Fan saß noch.
Nach dem überraschenden 84:80-Erfolg gegen Titelkandidat Olympiakos Piräus waren die Fans dann endgültig in Party-Stimmung. Freude, Schreie des Jubelns und vereinzelt sogar Tanzeinlagen: Die Kombination aus SAP Garden, Bayern-Mannschaft und Bayern-Fans scheint zu stimmen.
„Es war ein toller Sieg vor unseren tollen Fans. Das Publikum war fantastisch, sie waren der sechste Mann und haben für wahnsinnige Stimmung gesorgt“, freute sich Bayern-Trainer Gordon Herbert direkt nach dem Spiel und lobte die Fans auf SPORT1-Nachfrage sogar nochmal extra: „Die Fans waren fantastisch und haben uns in allen drei Spielen mit zum Comeback geführt. Es ist eine unglaubliche. Die Halle ist schon eine einzigartige Halle, aber was es besonders macht, sind die Leute hier.“
Bayerns „Wohnzimmer“ wird zur europäischen Festung
Nach den ersten Wochen der besten Basketball-Liga Europas steht fest: Die neue Millionenhalle ist für die Bayern ein echter Sieg-Garant.
Bayern-Macher Uli Hoeneß hatte vor dem überzeugenden Sieg bei der Eröffnung gegen Real Madrid davon gesprochen, dass der FC Bayern endlich ein „Wohnzimmer“ hätte. Und in ihrem neuen Wohnzimmer fühlen sich die Basketballer des FC Bayern und ihre Fans sichtlich wohl. Zu den Fans gehören auch die Fußball-Stars des Vereins. Gegen Piräus feierten die Triple-Helden von 2013 Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Holger Badstuber den Bayern-Sieg.
Gemeinsam haben sie es bisher geschafft, ihr Wohnzimmer in eine echte Heim-Festung zu verwandeln. Denn nicht nur die drei Siege in drei Heimspielen begeistern, auch in welcher Art und Weise die Siege eingefahren wurden überzeugen. Die Bayern bieten spektakulären Offensive-Basketball, der die Fans von den Sitzen holt. Mit Real Madrid und Olympiakos Piräus konnte der FCBB gleich zwei Top-Favoriten auf den Titel schlagen, zudem den aufstrebenden Klub Paris Basketball in einem wahren Spektakel niederringen.
Der SAP Garden wird für die Bayern so aktuell zum echten Heimvorteil, der für die Spieler sogar schon zu einer echten Liebesbeziehung geworden ist. „Ja! Natürlich wünscht man sich genau, dass so ein Feeling aufkommt. Ich glaube, wenn du so eine Halle planst für so viele Leute, dann ist genau das, was du im Sinn hast, dass so eine gewisse Festungs-Mentalität entsteht“, erklärte Johannes Voigtmann bei MagentaSport auf die Frage, ob es schon die große Liebe zwischen den Bayern und der neuen Halle sei.
Selbst Piräus schwärmt von Stimmung: „Fantastisch“
Das Spiel gegen Piräus hat zudem gezeigt, dass die neue Festung der Bayern auch den ersten Einnahmeversuch von lautstarken Gäste-Fans abwehren kann. Mindestens 2.000 Fans von Olympiakos Piräus waren am Freitag nach München gekommen und sorgten für großartige Stimmung.
Der Bayern-Heimvorteil ging anders als bei zurückliegenden Spielen gegen Gegner mit lautstarken Fans in Bayerns zweiter Heimat, dem BMW-Park, aber nicht verloren. Vielmehr entwickelte sich auch auf den Tribünen ein echtes Duell zwischen beiden Teams.
Eine Stimmung, die Olympiakos Trainer Georgios Bartzokas nachhaltig beeindruckte, wie er nach dem Spiel auf SPORT1-Nachfrage erklärte: „Fantastisch. Die Arena ist super und auch die Stimmung war außergewöhnlich. Es ist alles sehr zivilisiert, die Stimmung ist sehr sportlich. Wir können uns nicht beschweren. Tolle Stimmung, passend zum tollen Spiel.“
„Es war eine wirklich tolle Atmosphäre. Die Halle ist toll, hier macht es Spaß zu spielen, auch wenn es für uns heute natürlich auch sehr schwer war. Wir hätten den Sieg heute gut gebrauchen können“, lobte auch Piräus-Star Nikola Milutinov nach dem Spiel im Gespräch mit SPORT1 die Stimmung in der Halle.
Edwards auf MVP-Kurs
Dass das Top-Team aus Griechenland nicht mit einem Sieg zurück nach Piräus reisen konnte, lag dabei erneut an einem überragenden Carsen Edwards, der 30 Punkte erzielte.
Auch für den Guard scheint der SAP Garden immer mehr zu seinem Wohnzimmer zu werden. Schon beim letzten Heimspiel gegen Paris dominierte er gemeinsam mit seinem kongenialen Backcourt-Partner Shabazz Napier das Spiel. Gegen die Franzosen erzielte Edwards in der vergangenen Woche sogar 32 Punkte.
Gerade in Europa, wo die Spiele im Vergleich zur NBA acht Minuten kürzer sind, sind solche Scoring-Leistungen in zwei aufeinanderfolgenden Spielen außergewöhnlich. Aktuell ist Edwards nach fünf Spielen mit 20,6 Punkten im Schnitt sogar bester Punktesammler der gesamten EuroLeague.
Was neben der nackten Zahlen beeindruckt, ist die neu gewonnene Flexibilität von Edwards. Bestach er in der vergangenen Saison meist als reiner Dreipunkte-Spezialist, ist er in dieser Saison ein variabler Scorer, der sogar Passqualitäten entwickelt hat.
„Er entwickelt sich aktuell sehr gut und wird immer erwachsener. Er stellt sich immer besser auf den europäischen Basketball ein. Die Fähigkeiten zu scoren hatte er schon immer, auch als er noch für die Boston Celtics in der NBA gespielt hat. Er hat jetzt ein paar Jahre gebraucht, um zu reifen und im Spiel geduldiger zu werden“, lobte Gäste-Trainer Bartzokas den Bayern Guard nach dem Spiel auf SPORT1-Nachfrage.
Gegen Piräus erzielte er seine 30 Punkte gerade durch Zweier (zehn von 14), gegen Paris lief er von außen heiß (sechs von acht Dreiern) und gegen Madrid verteilte er starke sechs Assists. Kann der 26-Jährige dieses Niveau halten, könnte er sogar echte Chancen auf den Titel des besten Spielers der Liga (MVP) haben.
Bayern will auch auswärts siegen
Dafür müssen die Bayern in der EuroLeague aber auch anfangen, außerhalb ihrer Heim-Festung zu gewinnen.
„Wir müssen jetzt auch mal auswärts gewinnen. Es reicht nicht immer nur ein Spiel zu gewinnen, dann wieder eins zu verlieren. Wir wollen jetzt eine Siegesserie starten und definitiv auch auswärts Spiele gewinnen“, machte auch Nick Weiler-Babb nach dem Spiel bei MagentaSport deutlich.
In der kommenden Woche haben die Bayern dann gleich doppelt die Chance dazu, auch in fremder Halle zu glänzen. In der Doppelspiel-Woche tritt der FCBB zunächst am Dienstag (ab 21:00 Uhr) bei Virtus Bologna an und reist dann am Freitag nach Frankreich zum Spiel bei ASVEL Villeurbanne (ab 20:00 Uhr). Zwei durchaus machbare Aufgaben.
Bei einer bisherigen Bilanz von 3:2-Siegen ist die Hoffnung der Bayern gerade sehr groß, zum nächsten Heimspiel im neuen Wohnzimmer dann auch tabellarisch als echtes europäisches Top-Team anzutreten.