Wenn sich die Basketballer des FC Bayern für das Top-Four-Turnier um den BBL-Pokal qualifizieren, dann ist die Stimmung in München in der Regel glänzend. (SERVICE: Alles zum BBL Pokal)
Bayern-Chaos: Sogar Gegner entsetzt
Mit dann nur noch zwei nötigen Siegen, könnte der Vereinshistorie ein weiterer Titel zugefügt werden. Doch in diesem Jahr ist alles anders.
Die Bayern sind zwar qualifiziert, sie können weiterhin mit nur zwei Siegen Pokalsieger werden und die Spiele finden sogar in der Halle der Münchner statt – und doch sind das Team und vor allem die Verantwortlichen tief gefrustet.
Der Grund ist einfach. Am kommenden Dienstag steht für die Mannschaft das erste Viertelfinalduell in der EuroLeague auf dem Programm. Zur Erinnerung: Noch nie zuvor hat es eine deutsche Mannschaft in die K.o.-Phase der Königsklasse geschafft. Die Bayern stehen also mit den Duellen gegen Armani Mailand vor einer historischen Aufgabe. (SERVICE: Alles zur EuroLeague)
Und trotzdem müssen sie am Wochenende im Pokal antreten. Sollten sie es ins Finale am Sonntag schaffen, hätten sie nur einen Tag Zeit, um sich zu erholen und gleichzeitig in die italienische Metropole zu reisen.
Ein Fakt, der auch bei Gegner Mailand für Fassungslosigkeit sorgt. So hat Bayern-Sportdirektor Daniele Baiesi erklärt, dass er sogar von einem Spieler des kommenden Gegners eine Nachricht bekommen habe. Dieser schreibt darin, dass er es nicht fassen kann, dass es die BBL nicht geschafft hat, den Münchnern vor dem so wichtigen Spiel in der Königsklasse ein spielfreies Wochenende zu ermöglichen.
Bayern sauer auf die BBL
Bei den Bayern selbst ist man ohnehin sprachlos und wütend.
Trainer Andrea Trinchieri polterte, das Team stehe vor einer "Lose-lose-Situation" und mit der Doppelbelastung umzugehen sei "nicht schwierig, sondern unmöglich". (Ergebnisse und Spielplan der EuroLeague)
Und der Coach ging noch weiter. "Als Sportmann ist es für mich schwierig zu verstehen, dass ein Team, das ein ganzes Land repräsentiert, sich nicht auf die Playoffs in der EuroLeague vorbereiten kann", wütete Trinchieri.
"Ich verstehe das nicht, ich werde das nie verstehen. Jetzt muss ich damit umgehen und das Beste draus machen. Aber es gibt keine Lösung. Das ist eine sehr, sehr, sehr, sehr schlechte Sache für den Basketball."
Trinchieri kann Entscheidung nicht verstehen
Vor allem die Absehbarkeit der Problematik macht den Coach wütend. Wären die Münchner international abgeschlagen gewesen und hätten sich erst durch einen famosen Schlussspurt qualifiziert, hätte er Verständnis gehabt: "Aber wir waren sechs Monate lang auf den Plätzen zwischen drei und acht." (Die Tabelle der EuroLeague)
Auch Baiesi ist beim Gedanken an die Entscheidung der Liga auf 180. "Diese Entscheidung ist eine Schande", wütete er und warf der BBL Heuchelei vor.
Zuletzt war Kritik gegen Trinchieri und dessen Verhalten an der Seitenlinie laut geworden. Die Liga hatte den Coach gesperrt, die Münchner gehen aktuell dagegen vor. Für Baiesi braucht daher keiner etwas "von Fairplay erzählen, der so eine dumme Entscheidung trifft."
Hoeneß fordert Sieg im Pokal
Die BBL selbst wies die Kritik übrigens zurück. "Natürlich haben wir uns ernsthaft mit Alternativen auseinandergesetzt. Wir haben ungefähr 300 Mal darauf geschaut, aber wir haben keinen anderen Termin gefunden", erklärte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz.
Für den FC Bayern heißt es nun also Kräfte bündeln und regenerieren, so gut wie es geht.
Daran, dass die Münchner erst das Spiel gegen ratiopharm Ulm und dann auch das Pokalfinale gewinnen wollen, ändert die Terminhatz freilich nichts. Das machte auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß bei Magentasport deutlich. "Der Pokal ist der einfachste Titel, weil man den mit zwei Siegen packen kann. Und wenn man ihn zu Hause spielen darf, dann sowieso. Dann muss man ihn fast gewinnen." (Hoeneß über Bayern Basketball und EuroLeague)