Lange musste Tibor Pleiß nicht darüber nachdenken, ob er dem Ruf von Alex Mumbru folgen soll. „Ich habe mit meiner Familie gesprochen, habe in mich gehört und gemerkt: Das passt einfach gerade“, erzählte der Mann, der für die EM-Qualifikation zurückkehrt ins Basketball-Nationalteam.
Erstaunliches Comeback nach 8 Jahren
Der neue Bundestrainer hatte ihm geschrieben und Bedenkzeit eingeräumt, bevor er am Telefon voller Überzeugung zusagte. Und so nimmt der Center nach mehr als acht Jahren Pause den Basketball nochmal als Nationalspieler in die Hand, im spannenden Aufgebot ist Pleiß ein alter Hase unter viel jungem Gemüse.
Pleiß-Abgang 2016 eine „menschliche Enttäuschung“
Es kommt schon etwas überraschend, dass der inzwischen 35-Jährige wieder im Trikot mit dem Adler auflaufen soll. Zum bislang letzten Mal spielte der 2,18-m-Riese im September 2016 im Nationalteam, sein Abschied war geräuschvoll.
Wegen der Kündigung durch seinen NBA-Klub Philadelphia 76ers verließ Pleiß inmitten der Qualifikation für die EM 2017 für die Jobsuche das Team, der damalige Bundestrainer Chris Fleming war sauer und sprach von einer „menschlichen Enttäuschung“.
Überraschend zurück in der Nationalmannschaft
Schnee von gestern. Pleiß war später mit dem Deutschen Basketball Bund (DBB) „immer in Verbindung“, wie er im MagentaSport-Podcast „Abteilung Basketball“ sagte. Aber es habe mit einer Nominierung „aus gewissen Gründen nicht funktioniert“.
Jetzt ist Pleiß wieder da, wohin das alles führen könnte, ist gut neun Monate vor dem Beginn der Europameisterschaft offen.
„Ich habe mir eigentlich gar keine anderen Gedanken gemacht. Ich bin jetzt wirklich fokussiert auf dieses eine Fenster“, so Pleiß. In diesem einen Fenster stehen die EM-Qualifikationsspiele gegen Schweden am Freitag (18.30 Uhr im LIVETICKER) in Stockholm und am Montag (19.30 im LIVETICKER) in Heidelberg an.
Der neue Bundestrainer holt Pleiß zurück
Dass er beim Doppelpack dabei ist, hat viel mit Mumbru zu tun. Der Nachfolger des Weltmeistercoaches Gordon Herbert kennt Pleiß ziemlich gut, beide standen sich in Spanien mehrmals auf dem Feld gegenüber. „Jeder weiß, welches Talent er hat“, sagte Mumbru dem SID.
Sechs Jahre lief Pleiß zuletzt für Anadolu Efes Istanbul auf, wurde dreimal türkischer Meister und gewann zweimal die Krone in der europäischen Königsklasse. 2021, bei der Premiere, in seiner Heimatstadt Köln. „Der größte Moment meiner Karriere“, sagte er kurz nach dem Finale.
Pleiß, geboren in Bergisch Gladbach, ist viel rumgekommen. Spielte für die Köln 99ers, für Bamberg, in Vitoria, in Barcelona. Bei den Utah Jazz hatte er zwölf NBA-Einsätze, dafür keinen für die Sixers - in Istanbul fand Pleiß danach schließlich sein Glück, im Sommer musste er gehen.
„Mit Efes hat es leider nicht mehr funktioniert“, so Pleiß zur Klubsuche: „Es war sehr emotional, generell Abschied zu nehmen von dieser Stadt.“ Also ging es zum italienischen Klub Trapani Shark: „Jetzt bin ich auf Sizilien. An einem Ort, wo normalerweise Leute hinfliegen, um Urlaub zu machen.“ Er sei „in einem Land, wo ich immer mal spielen wollte. Mit leckerem Essen und gutem Wetter.“
Im Trainingslager traf der 105-malige Nationalspieler diese Woche auf einige Profis, deren Namen er „eher aus der Distanz“ kannte. Diesen könne es durchaus helfen, „gegen den ein der anderen alten Hasen zu spielen, sich etwas abzugucken“. Auch wenn er selbst „jung, knackig und gutaussehend“ sei, sagte Pleiß - und lachte.