Die Heim-EM ist weiter ein echter Stimmungshit für die deutschen Basketball-Fans.
Krimi-Sieg! Wagner „geisteskrank“
Im dritten Spiel der EuroBasket 2022 feiert das Team von Bundestrainer Gordon Herbert nach doppelter Overtime einen hart umkämpften 109:107-Erfolg (89:89, 96:96) gegen Litauen und zog damit vorzeitig ins Achtelfinale ein, weil Frankreich Schützenhilfe lieferte und gegen Ungarn gewann.
Vor allem Franz Wagner verwöhnte die deutschen Fans in der Kölner Lanxess Arena teilweise mit Weltklasse-Basketball, Johannes Thiemann äußerte sich nach der Partie voller Begeisterung über den 21-Jährigen: „Das ist unglaublich. Der Typ ist geisteskrank. Mit was für einem Selbstverständnis er spielt… Das ist wirklich beeindruckend.“ (SERVICE: Die Gruppen und Tabellen der Basketball-EM)
Im ersten Viertel beförderte er einen Pass von Dennis Schröder per Alley oop krachend durchs Netz. Keine Minute später gelang ihm ein frecher Mega-Steal auf Höhe der Mittellinie, um wiederum nur gut 30 Sekunden später erneut zu einem Mega-Block anzusetzen.
Egal, ob Offense oder Defense: Der Star der Orlando Magic war überall zu finden. Dementsprechend begeistert waren auch seine Teamkollegen zur Halbzeitpause. „Die Offensive läuft, Franz läuft. Weite Teile war auch der Einsatz und die Konzentration in der Verteidigung da“, erklärte Johannes Voigtmann in der Halbzeit bei Magenta und fügte hinzu:
„Franz hat so einen Lauf in der Offense und wir schaffen es nicht, in der Verteidigung daraus Kapital zu schlagen. Das ist bitter.“ (SERVICE: Alle Spiele und Ergebnisse der Basketball-EM)
Wagner-Festspiele in Hälfte eins, aber Litauen kämpft sich zurück
Der Youngster stand nach 20 Minuten bei 18 Punkten, 4 Rebounds und einer Wurfquote von 64% aus dem Feld. Nach der regulären Spielzeit sollten ihm 32 Punkte und 6 Rebounds zu Buche stehen. Dennoch ging das deutsche Team nur mit einer 46:41-Führung in die Kabine. (NEWS: Alles zur Basketball-EM)
Dies lag auch an starken Litauern, die zu keiner Zeit aufgaben - und von zahlreichen Fans aus der Heimat in der Arena angefeuert wurden. Deutsche und litauische Anhänger zauberten eine Stimmung, die dem Duell auf dem Parkett gerecht wurde. „Die Stimmung hier war krass“, staunte Wagner nach dem Spiel: „Es war wild, richtig geil.“
Im vierten Viertel übernahm Litauen bei 68:66 erstmals seit dem Startviertel (5:2) wieder die Führung. Aber Deutschland schlug per Dreier zurück und holte sich die Führung wieder (71:70).
Wagner als Einpeitscher
Danach wurde es ein wildes Hin und her, bei dem die deutsche Auswahl am Ende das bessere Ende für sich hat. Wagner zauberte rund sieben Minuten vor dem Schluss zum 76:72 aus acht (!) Metern in den Korb.
Im darauffolgenden Angriff der Litauer verteidigte er NBA-Star Jonas Valanciunas so stark, dass die 24 Sekunden Angriffszeit abliefen. Danach wurde der 21-Jährige auch noch zum Einpeitscher und forderte das Publikum auf, Lärm zu machen. (SERVICE: Das sind die größten Stars der Basketball-EM)
Trotzdem reichte die Leistung nicht für einen Sieg in der regulären Spielzeit, trotz 87:80-Führung kurz vor Ende des vierten Viertels. Ausgerechnet Wagners Gegenspieler erzielte kurz vor Schluss nach einem Offensiv-Rebound den Ausgleich, was Wagner Weltklasse-Performance laut ihm selbst etwas schmälerte: „Es ist richtig geil gewesen, aber es wäre noch geiler gewesen, wenn ich kurz vor Schluss richtig ausgeboxt hätte.“
In der Verlängerung kämpfte sich Deutschland dann aber von kleineren Rückständen zurück und hatte durch Franz Wagner sogar die Chance auf den Sieg. Der Star des Abends vergab aber einen Stepback-Dreier mit Ablauf der Spielzeit.
Lo mit zwei Dreiern in zweiter Overtime
In die zweite Verlängerung startete das DBB-Team dann besser und erspielte sich durch einen Schröder-Dreier eine 101:96 Führung. Litauen verkürzte durch Pelicans-Center Valanciunas auf 102:103.
Maodo Lo traf in Folge zwei unglaublich wichtige Dreier in Folge und, die am Ende spielentscheidend sein sollten, gab sich im Anschluss aber bescheiden. „Ich habe nicht das Spiel übernommen. Jeder hat übernommen“, stellte er die Mannschaft in den Vordergrund: „Diese Höhe und Tiefen in den Verlängerungen zu überstehen, das ist tatsächlich eine Leistung.“
Litauen verkürzte im Anschluss noch auf 107:109, was am Ende auch der Endstand bleiben sollte. Ein letzter potenzialer Gamewinner der Litauer landete zum Glück von Wagner und Co. am Ring. „Solche Siege, wo man immer wieder zurückgekommen ist, sind dann nochmal geiler“, resümierte Matchwinner Wagner.
Am Ende war jedoch ein nicht ausgeführter Freiwurf Gesprächsthema Nummer eins. Nach einem technischen Foul von Trainer Herbert hatten die Litauer fälschlicherweise nur zwei statt drei Freiwürfen zugesprochen bekommen, weshalb sie im Anschluss an das Spiel Protest einlegten.
Am Dienstag steht für das deutsche Team die nächste Herausforderung auf dem Programm. Im Topspiel der Gruppe B gegen Slowenien mit NBA-Superstar Luka Doncic will Deutschland die nächsten Punkte einfahren. (SERVICE: Alle Spiele der Basketball-EM im SPORT1-Liveticker)