Basketball-Weltmeister Andreas Obst schwimmt mit dem FC Bayern auf der Erfolgswelle. In der BBL-Tabelle liegen die Münchner auf Platz eins, im Pokal wurde triumphiert. Auf dem europäischen Parkett sind für die Münchner in der EuroLeague die Play-In-Plätze in Reichweite.
LeBrons Rache? Weltmeister Obst freut sich
Im SPORT1-Interview bezeichnet er den derzeitigen Bayern-Kader als „einen der besten“ und blickt schon auf ein mögliches Olympia-Duell mit den US-Superstars.
SPORT1: Herr Obst, der FC Bayern hat in der Bundesliga mittlerweile 14 Siege in Folge im Rücken. Was macht Ihr Team so stark?
Andreas Obst: Ich denke, dass wir uns in den letzten Monaten als Mannschaft immer mehr gefunden haben. Wir haben ja auch ziemlich viele Spiele, da ist es normal, dass man sich erst mit der Zeit als Mannschaft richtig einspielt und dass wir erst nach einer Weile richtig in unseren Groove gefunden haben, vor allem in der Bundesliga. Aber auch in der EuroLeague sind wir konstanter geworden und schaffen es, uns in bessere Situationen zu bringen.
Playoffs als klares Ziel
SPORT1: Nach dem Sieg gegen Roter Stern Belgrad steht die Bilanz dort bei 12:15, zum Playoff-Platz 10 fehlt ein Sieg. Wie groß ist die Zuversicht, dass es klappt?
Obst: Es ist noch alles offen. Aber klar: Wir brauchen jetzt einen guten Run. Wir müssen einige Siege holen. Aber dass wir in der Situation sind, dass es noch drin ist, spricht für uns. Die EuroLeague ist in dieser Saison sehr ausgeglichen. Es braucht jetzt einfach sehr fokussierte Spiele von uns.
SPORT1: Ist der aktuelle Kader des FC Bayern der beste, den er je hatte?
Obst: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass wir dieses Jahr einen der besten Kader haben. Von der Tiefe und von der Qualität her sind wir sehr, sehr, sehr ordentlich besetzt. Am Anfang haben wir ein paar Spiele verloren, sogar verschenkt, würde ich sagen. Aber man muss bedenken: Das war eine ganz andere Situation. Neue Spieler, neuer Trainer, man muss sich erst mal finden, wie schon gesagt. Die verlorenen Spiele zu Saisonbeginn tun uns in der Bilanz leider immer noch weh, klar, aber andererseits: Wir haben daraus gelernt und viel besser zusammengefunden.
Von Serge Ibaka “sehr beeindruckt“
SPORT1: Seit Herbst spielen Sie an der Seite von Ex-NBA-Ass Serge Ibaka, dem definitiv größten Star, den die Bayern-Basketballer je hatten. Was haben Sie von ihm lernen können?
Obst: Viel. Ich bin sehr beeindruckt von ihm, all die Jahre, die er in der NBA verbracht hat, merkt man ihm an. Wie er hier auftritt, was er für eine Professionalität an den Tag legt. Und es ist vor allem auch beeindruckend, wie fit er in seinem Alter noch ist.
SPORT1: Einen gewissen Hype - vorsichtig ausgedrückt - gab es wegen Ihrer Auftritte beim WM-Sieg der Nationalmannschaft auch um Sie. Wie geht man damit um?
Obst: Es ist erstmal eine schöne Sache, dass durch die WM um den ganzen Basketball ein größerer Hype entstanden ist. Was da nebenbei um meine Person passiert: ganz cool (lacht), aber ich gehe damit maximal entspannt um.
Traum der NBA lebt noch
SPORT1: Ihre starken Auftritte bei der WM haben aber auch durchaus ernsthaft die Frage aufgeworfen, ob Sie nicht das Zeug für die NBA hätten. Ist dieser Traum für Sie noch lebendig?
Obst: Es ist so etwas wie ein Extra. Etwas, mit dem ich eigentlich nie gerechnet hätte, ehrlich gesagt. Das ist weiterhin weit weg, aber klar: Wenn dieser Traum irgendwann mal in Erfüllung geht, wäre ich überglücklich. Aber ich konzentriere mich auf die Dinge, die vor mir liegen. Dann ergibt sich der Rest automatisch.
SPORT1: Wie sehen Sie Ihre Chancen bei Olympia in diesem Jahr - wenn die bei der WM blamierten USA mit LeBron James, Stephen Curry und Co. auf Rache sinnen?
Obst: Es wird natürlich schwer, war es aber andererseits auch schon bei der WM. Wir müssen hier wie dort smarten Basketball spielen - aber klar: Gegen ein Team wie die USA, in der Besetzung, die sich andeutet, wird das nicht einfach werden. Es ist aber auch schön, dass alles solche Wellen geschlagen hat, dass die USA jetzt zu Olympia ihre Avengers rausholen.