Per Günther hatte sich fest vorgenommen, keine Tränen zu vergießen. Es klappte nicht.
Ein unvergleichlicher Profi
„Ich dachte, dass ich gut durchkomme, doch es hat mich ein- bis zweimal erwischt“, sagte der Publikumsliebling, der schon vor dem Ende seines 500. und letzten Spiels in der Basketball Bundesliga (BBL) weinen musste. Und auch die Fans sind traurig, es geht ein Unikat.
Seinen Abschied hatte sich der kleine (1,84 m) Point Guard auch sportlich anders vorgestellt. Durch ein 79:97 (35:58) gegen die MHP Riesen Ludwigsburg scheiterte er mit ratiopharm Ulm im Playoff-Viertelfinale 0:3.
„Ich bin froh, dass wir uns in der zweiten Halbzeit nicht komplett hingelegt haben“, sagte Günther anschließend bei MagentaSport in seiner typischen Art.
Per Günther mit legendären Twitter-Posts
Günther, geboren in Gießen, aufgewachsen in Hagen, war stets authentisch, ehrlich, und nie um einen Spruch verlegen.
„Man darf sich jetzt nicht einen runterholen auf ein Spiel“, hat er einmal nach einem Sieg erzählt.
Bei Twitter schrieb er: „Die goldene Stripclub-Regel gilt auch für Haarsalons. Die hübscheste Friseurin gibt die unmotivierteste Kopfmassage!“
Überhaupt ist sein Social-Media-Account legendär.
„Der emotionalste Moment der Hochzeit: Manuel Neuer hält das Ding“, twitterte der frühere Nationalspieler und zweimalige Vizemeister zum Foto mit Jubelpose im Smoking: „Sie wird es mir wohl ewig vorhalten.“
„Speedy Günzalez“ war für alles zu haben
Am 2. Juli 2016, als die DFB-Kicker bei der EM Italien im Elfmeterschießen schlugen, heiratete Günther seine Lebensgefährtin Leonie.
Heute hat das Paar zwei Söhne, was beruflich kommt, ist offen. Der Dreierspezialist hat ein Fernstudium in Wirtschaftspsychologie abgeschlossen.
Günther, einer der besten zehn Scorer der BBL-Geschichte, wird fehlen. Wegen seiner stets offenen Worte, etwa im Kampf gegen Rassismus, und seiner unvergleichlichen Art.
So servierte der Mannschaftskapitän bei einem Charity-Dinner als Nacktkellner, nur mit einer Schürze in Vereinsfarben. „Speedy Günzalez“ war für alles zu haben.
Günther kündigt Rückkehr an
Nach seinem Wechsel vom Zweitligisten Phoenix Hagen verbrachte Günther seine gesamte BBL-Karriere in Ulm („Ich war halt nicht so gut, dass mir jemand fünf Millionen geboten hat“), jetzt ist Schluss.
Es gab Konfettiregen und Sprechchöre, Günther drehte eine Ehrenrunde.
Er will zurückkommen: „Ich kann es kaum erwarten, meinen Kindern alles zu zeigen und dass die sich darüber lustig machen, dass der Papa Pipi in den Augen hat und ein paar Verrückte sein Trikot tragen.“