Als zweite Team-Sportart in Deutschland hat die BBL Grünes Licht für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs erhalten.
BBL-Sonderregel sorgt für Spannung
Ab 6. Juni (LIVE im TV auf SPORT1) startet ein Finalturnier um die Deutsche Meisterschaft mit zehn Teams. Dabei wird zunächst in zwei Fünfergruppen gespielt, bevor in der K.o.-Runde in Hin- und Rückspielen die Entscheidung fällt.
Um für das Turnier gerüstet zu sein, dürfen die Teams bis zu zwei Spieler nachverpflichten, ohne dabei allerdings Spieler aus anderen teilnehmenden Mannschaften zu verpflichten.(Strenger als die Bundesliga: So will die BBL neu starten)
"Es ist als Ergänzung gedacht, da von Anfang an relativ sicher war, dass nicht alle Spieler zurückkommen können oder werden, trotzdem soll die Qualität des Turniers sehr hoch gehalten werden. Aber die Zahl der Verpflichtungen wurde beschränkt, um den Charakter der Mannschaften nicht komplett zu verändern", erklärt Ingo Enskat, sportlicher Leiter der HAKRO Merlins Crailsheim im Gespräch mit SPORT1.
Crailsheim verstärkt sich mit BBL-Profis
Das Team aus dem Hohenlohischen hat sich für das Turnier mit David Brembly (MBC) und Marvin Ogunsipe (Hamburg) verstärkt, die beide zuvor bereits in der BBL spielten.
Das Vertragsprozedere erläutert Enskat so: "Beide Spieler hatten bei ihren vorherigen Teams einen Vertrag bis zum Saisonende und stehen nun bei uns bis zum Turnierende unter Vertrag." Im Gegenzug haben mit Quincy Ford, Jan Span und Aaron Jones gleich drei Spieler ihre Verträge in Crailsheim aufgelöst.
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Auch Konkurrent ratiopharm Ulm hat sich mit Dylan Osetkowski (Göttingen) und Thomas Klepeisz (Braunschweig) in der easyCredit BBL bedient. Der Fall Osetkowski ist dabei ein ganz besonderer, denn ursprünglich hatte dieser für Göttingen eine Teilnahme am Turnier ausgeschlossen.
Doch weil er von Ulm, die ihn nach der Verpflichtung im Oktober 2019 direkt weitergaben, an Göttingen verliehen war, haben die Schwaben bei ihm angefragt, ob er für sie spielen möchte. Osetkowski, der zudem seit Kurzem einen deutschen Pass besitzt, sagte zu und wird nun für die Donaustädter auflaufen, wo er zudem einen Vertrag für die kommenden beiden Jahre hat.
"Fällt dir irgendwann die Decke auf den Kopf"
"Wenn du fast zwei Monate zuhause sitzt und nichts tun kannst, fällt dir irgendwann die Decke auf den Kopf. Deshalb habe ich mich sehr über die Möglichkeit gefreut, mit Ulm das Playoff-Turnier zu spielen", erklärt Ostekowski seinen Stimmungswandel in der Ulmer Mitteilung zu seiner Verpflichtung.
Es ist sogar möglich, Spieler aus anderen Ländern zu verpflichten, wenn auch im Rahmen der geltenden Reise-Einschränkungen.
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Enskat dazu: "Für Spieler aus dem Ausland gibt es natürlich Einreiseregularien, die anders sind als in normalen Zeiten. So ist es beispielsweise für jemanden aus Amerika, der keinen gültigen Arbeitsvertrag in Deutschland hat, momentan relativ schwierig, einzureisen."
So hat beispielsweise die BG Göttingen mit Leon Williams aus den Niederlanden und Jito Kok aus Belgien innerhalb Europas zugeschlagen.
Vorteil für kleine Teams? "Musst im richtigen Moment den Sieg einfahren"
Noch haben nicht alle Teams ihren endgültigen Kader für das Turnier bekanntgegeben, beim FC Bayern steht noch die Verpflichtung von Nationalspieler Ismet Akpinar (Besiktas Istanbul) im Raum.
Und doch ist klar, dass die Stärken der Teams nur schwer zu prognostizieren sind, denn die lange Pause, die Nachverpflichtungen und der neue Modus machen es zu einem Turnier mit vielen Unbekannten.
Enskat sieht dabei für die kleineren Teams einen enormen Vorteil im Unterschied zu einer normalen Saison: "Es geht nicht über 34 Spiele, sondern du musst im richtigen Moment den Sieg einfahren." Eine ganz besondere Konstellation.
Dennoch gab es in den vergangenen Wochen durchaus auch kritische Stimmen bezüglich des BBL-Konzepts, da es zu wenig basketballorientiert sei und der Modus mit Hin- und Rückspiel nicht wirklich zu der Sportart passe.
"Diese Variante wäre gar nicht in Frage gekommen"
Enskat wiegelt jedoch ab: "Es gilt in einer solchen Lage ein Konzept zu finden, das viel Sicherheit bietet, aber auch nicht unbegrenzt lang sein kann und zudem noch eine gewisse Attraktivität bietet. Wenn man diese Punkte zusammennimmt, war es nicht möglich, alle Spiele bis zum Saisonende zu absolvieren. Diese Variante wäre gar nicht in Frage gekommen."
Der sportliche Leiter der Crailsheimer sieht sogar Vorteile am gewählten Modus: "Jedes Spiel zählt direkt, das bringt eine hohe Attraktivität mit sich."
So könnte dieses Turnier durch all die genannten Faktoren die Hierarchie in Basketball-Deutschland mit den Bayern als Top-Team durcheinanderwirbeln. Spannung ist dabei nicht allein durch die Neuverpflichtungen garantiert.
Dem Basketball in Deutschland ist das internationale Rampenlicht schon jetzt sicher, denn alle anderen europäischen Ligen und auch die NBA pausieren noch oder sind bereits abgebrochen.