TJ Shorts lag auf dem Hallenboden und weinte hemmungslos, auch die mitgereisten Fans der Telekom Baskets ließen am größten Tag der Klubgeschichte auf den Tribünen den Tränen freien Lauf.
Deutsches Team schreibt Geschichte
Nach acht verlorenen Finals hat Bonn den Bann gebrochen und in der Champions League seinen allerersten Titel geholt.
Im Endspiel des Final Four von Malaga feierte das Team von Erfolgscoach Tuomas Iisalo ein 77:70 (37:28) gegen Hapoel Jerusalem aus Israel, dabei gelang eine weitere Premiere: Nie zuvor hat eine deutsche Basketball-Mannschaft diesen Wettbewerb gewonnen.
Entscheidender Mann beim „ewigen Zweiten“ aus Bonn, fünfmaliger Vizemeister und dreimaliger Verlierer des Pokalfinales, war einmal mehr US-Guard Shorts. Der wertvollste Spieler (MVP) der Bundesliga und der Champions League kam als bester Werfer des Abends auf 29 Punkte.
MVP Shorts: „Weiß nicht, was ich sagen soll“
„Es fühlt sich nicht real an. Dafür arbeitet man vom ersten Moment an. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin einfach dankbar“, sagte Shorts: „Dafür lebt jeder Basketballer. Die Atmosphäre ist unglaublich.“
Die Telekom Baskets hatten am Freitagabend im Halbfinale Gastgeber Unicaja Malaga besiegt (69:67), Jerusalem in Titelverteidiger Lenovo Teneriffa ebenfalls ein spanisches Team denkbar knapp geschlagen (69:68). Und so standen sich im Palacio de Deportes Jose Maria Martin Carpena die Außenseiter gegenüber.
„Es ist nur noch ein Spiel. Findet einen Weg, zu gewinnen“, sagte der Finne Iisalo in der Kabine vor dem Finale des FIBA-Wettbewerbs, der deutlich schwächer besetzt ist als die vom Weltverband unabhängige Königsklasse EuroLeague. Doch Bonn begann nervös, Jerusalem allerdings auch, nach fünf Minuten führte der Bundesligist 4:3.
Bonn glänzt ohne angeschlagenen Kapitän
Die Telekom Baskets fanden Ende des ersten Viertels ihren Rhythmus, Shorts riss das Spiel immer mehr an sich, dazu funktionierte die Defense ausgezeichnet. Tyson Ward sorgte per Dunk für die erste zweistellige Führung (20:10/12. Minute).
Auch ohne den angeschlagenen Kapitän Karsten Tadda hatte Bonn das Spiel im Griff, Jerusalem konnte aber zulegen und blieb gefährlich.
„Die Energie ist gigantisch“, sagte Iisalo in der Pause, der Start in Hälfte zwei ging dann jedoch daneben. Hapoel kam schnell bis auf zwei Punkte an den Hauptrundensieger der Bundesliga heran (39:41/24.).
Es blieb eng, 57:55 führte Bonn vor den letzten zehn Minuten. Jetzt zeigte Shorts, warum er in diesem Jahr die Auszeichnungen abräumt. Der flinke 25-Jährige setzte seine Mitspieler in Szene, traf selbst hochprozentig - und sorgte 23 Sekunden vor Schluss an der Freiwurflinie für die Entscheidung.
Fünfter deutscher Europacup-Titel
Bonn holte den insgesamt fünften deutschen Europacup-Titel. Zuvor gewann Alba Berlin den Korac-Cup (1995), der Mitteldeutsche BC die FIBA EuroCup Challenge (2004), die BG Göttingen die EuroChallenge (2010) und die Fraport Skyliners holten den FIBA Europe Cup (2016).
Zeit zum Feiern hat Bonn nach dem bisherigen Höhepunkt einer Traumsaison überhaupt nicht. Am Montag geht der Flieger zurück nach Hause, am Dienstag steht die kurze Vorbereitung für den Start in die Playoffs der Bundesliga auf dem Programm, am Mittwoch geht es weiter.
Der frischgebackene Europapokalsieger empfängt die Niners Chemnitz zum ersten Viertelfinalspiel.