Diese Aussage sorgt für Zündstoff. Isaiah Hartenstein, seines Zeichens Center beim NBA-Spitzenteam Oklahoma City Thunder, hat der deutschen Basketball-Nationalmannschaft seine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles zugesagt.
Basketball-Helden droht neuer Zoff
„Olympia spiele ich auf jeden Fall“, erklärte der OKC-Profi im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Schon im SPORT1-Interview vor wenigen Wochen hatte der Center über den Olympia-Traum gesprochen. Jetzt hätten ihn erst kürzlich Vertreter des Deutschen Basketball-Bundes um Nationaltrainer Alex Mumbrú besucht und „gute Gespräche“ mit ihm geführt.

Für andere Turniere, beispielsweise die Europameisterschaft im kommenden Sommer, wollte Hartenstein allerdings keine Zusage geben. „Ich muss halt sehen, was in den Playoffs passiert. Für Olympia habe ich zugesagt, dass ich da auf jeden Fall mitspielen will. Die anderen Sachen muss man halt sehen, wie sich mein Körper anfühlt.“
Und weiter: „Ich bin jetzt in einer guten Situation und glaube, ich bin einer der Top Bigs in der Liga. Davor musste ich mich beweisen und war meiner Rolle nicht sicher oder ich war verletzt. Aber jetzt ist es so eine Sache, wo ich mehr spielen will, für Deutschland mehr machen will.“
Günther kritisiert Hartenstein
„Mehr für Deutschland machen“ - aber nur bei den prestigeträchtigen Olympischen Spielen und nicht bei der EM in Lettland, Finnland, Zypern und Polen? Für den langjährigen deutschen Nationalspieler Per Günther ein Unding.
„Trotz 64 regulären Saisonspielen fliegt Johannes Thiemann aus Japan (spielt bei Gunma Crane Thunders, Anm.d.Red.) für Spiele gegen Schweden oder gegen sonst wen nach Deutschland, spielt und ist natürlich bei der EM dabei. Dennis Schröder ist gefühlt bei jedem Turnier dabei, bei dem ihn seine Beine tragen. Und dann die Aussage: ‚Ja, ich will schon spielen, aber ich muss gucken, wie es meinem Körper geht. Aber L.A. 2028 bin ich sicher dabei‘“, zeigte sich Günther im MagentaSport-Podcast „Abteilung Basketball“ angefressen.
„Das ist so, wie wenn du zu einer Party eingeladen wirst, und sagst: ‚Wer kommt denn?‘ Und dein Gegenüber sagt: ‚Keine Ahnung‘. Und du sagst: ‚Ja, wenn ich nicht krank bin, dann komme ich, glaube ich‘. Dann weißt du, dieser Mensch wird auf jeden Fall nicht kommen und wird dir zwei Tage vorher sagen: ‚Seit gestern fühle ich mich schlecht.‘“
Wie geht der DBB mit der Situation um?
Für Günther stellt sich in diesem Zuge vor allem die Frage, wie man beim DBB mit der Angelegenheit umgehen will.
„Es wäre sportlich eine große Bereicherung. Ich würde ihm unter sportlichen Voraussetzungen den roten Teppich ausrollen“, stellt der frühere Point Guard klar: „Gerade mit der Altersstruktur und so wie sich die ein oder andere Position bei der deutschen Mannschaft aktuell aufstellt, glaube ich, dass es da auch einen Wechsel geben muss in ein, zwei Jahren. Er ist ein Monster, er wäre so wichtig.“
Günther hat allerdings Bedenken. Man dürfe das, „was diese Mannschaft besonders gemacht hat, gerade im WM-Jahr“, nicht unterschätzen: „Das ist das höchste Gut. Es ist höher als die individuelle Klasse, die mittlerweile da ist. Das Wichtigste ist, dass dieser Spirit, dieser Zusammenhalt weiterlebt. Alles was den gefährdet, damit wäre ich sehr vorsichtig.“
Kleber als warnendes Beispiel
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Causa Maxi Kleber: Vor der WM 2023 hatte Nationalmannschaftskapitän Dennis Schröder im „Got Nexxt“-Podcast gegen den damaligen Mavericks-Profi ausgeteilt (unter anderem fiel das Zitat: „Sorry, Maxi, aber du hast kein Game!“)
Zudem bekräftigte er seinen Unmut darüber, dass Kleber an der Heim-EM im Jahr zuvor nicht teilgenommen hatte. Schlussendlich stand Kleber weder beim WM-Triumph noch bei Olympia 2024 im Kader.
„Wenn ich mir anschaue, wie beschützend Dennis Schröder bisher war, über die Spieler, die sich den Hintern aufreißen und die bei jedem Turnier dabei sind, dann kann ich mir schwer vorstellen, dass das [mit Hartenstein] reibungslos funktioniert“, warf Günther ein.
„Willst du die Tür für Rosinenpickerei wieder aufmachen?“
So habe Hartenstein zwar sportlich einen „unfassbaren Wert“, es stelle sich aber die Frage, „ob du das so durchgehen lassen willst, und ob du die Tür für diese Rosinenpickerei wieder aufmachen willst.“
Für Günther ist die Aussage des OKC-Profis vor allem eines: „unglücklich. Wir lieben es, wenn Sportler ehrlich sind, aber in diesem Fall hat es die ganze Sache verkompliziert, wenn du so offen kommunizierst.“
In einer Antwort auf dein Einwurf eines Users, Hartenstein konzentriere sich nur auf seine Haupteinnahmequelle NBA und das sei nicht verwerflich, präzisierte Günther später noch bei Instagram.
„Ich finde das auch null verwerflich. Er soll seine Prioritäten genauso setzen wie das für ihn und seine Familie am besten passt“, erklärte der TV-Experte: „Mein Punkt ist nur, dass die anderen Spieler ihre Haupteinnahmequelle GEFÄHRDEN. Für JEDES Turnier. Oder sogar JEDES Fenster. Und ohne diese Risikobereitschaft der anderen gibt es KEINE TEILNAHME AN DEN SPIELEN 2028.“
Aus seiner Sicht müsse Hartenstein „Rücksicht darauf nehmen, was Mannschaft, Trainer und Co. davon halten, wenn er nur für das Highlight fest zusagt. Wenn es für alle fein ist und alle happy sind, wenn die besten Spieler kommen: wunderbar.“