Satou Sabally ist ein Star in der amerikanischen WNBA, wurde 2023 Fünfte bei der Wahl der wertvollsten Spielerin (MVP) sowie als erste deutsche Spielerin mit dem WNBA Most Improved Player Award ausgezeichnet. Auch in der Nationalmannschaft ist die 26-Jährige eine absolute Erfolgsgarantin.
Clark-Hype? „Als wäre man in einem Sturm“
An der historischen Qualifikation für Olympia hatte die 1,89 Meter große Athletin großen Anteil. Beim entscheidenden deutschen Sieg gegen Brasilien im Februar lieferte Sabally trotz Schulterverletzung am linken Wurfarm eine starke Leistung ab und kam auf 20 Punkte. Die Olympia-Teilnahme ist der größte Erfolg in der Geschichte der DBB-Frauen.
Im Interview mit SPORT1 spricht der Star der Dallas Wings über den Stand der Genesung nach ihrer Schulter-OP, Olympia in Paris sowie den Hype um Frauenbasketball, den sie in den USA gerade erlebt.
SPORT1: Frau Sabally, wie geht es Ihnen und der Schulter?
Satou Sabally: Mir geht es gut, der Schulter geht es auch gut. Das verheilt gerade, da muss ich einfach mit viel Geduld rangehen.
SPORT1: Wie nah sind Sie an einem Comeback?
Sabally: Sehr nah dran - an einem Comeback rechtzeitig vor Olympia.
Sabally: Olympia „ein Traum, der wahr wird“
SPORT1: Wie präsent sind die Olympischen Spiele schon?
Sabally: Schon sehr. Ich meine, ich bereite mich jeden Tag darauf vor, weil ich hart trainieren muss, damit alles gut läuft, damit ich gestärkt bin, damit ich mit dem Team dabei sein kann. Ich versuche, alles Mögliche zu tun. Ich verzichte auf Sachen, damit ich hundert Prozent ans Training rangehen kann. Bei Olympia dabei zu sein, ist ein Traum, der wahr wird. Es ist eine große Ehre, im deutschen Trikot aufzulaufen und spielen zu dürfen.
SPORT1: Eine Woche vor Olympia gibt es einen Doppelspieltag der Männer und Frauen in Berlin, in der größten Halle dort, in der Stadt, in der Sie aufgewachsen sind. Wie viel bedeutet Ihnen das?
Sabally: Es ist sehr speziell. Ich freue mich, dass das organisiert worden ist. Die Wagner-Brüder sind dabei, was sehr cool ist - und auch, mit meiner Schwester (Nyara Sabally ist in der WNBA für die New York Liberty aktiv, Anm. d. Red.) wieder in Berlin zu spielen. Ich habe früher ALBA-Spiele gesehen, das war für mich immer so ein Ding, „wow cool“. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann in dieser Halle im deutschen Trikot gegen ein anderes Land auflaufen werde. Ich habe es schon einmal gemacht, aber das war in einer kleineren Halle, da war ich noch jünger. Jetzt für die A-Damen-Nationalmannschaft anzutreten, ist sehr besonders. Ich will das alles nur aufsaugen und genießen, weil ich so hart dafür trainiert habe - mein ganzes Leben lang.
SPORT1: Unklar ist noch, was Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher machen, die sich auch im 3x3 für die Olympischen Spiele qualifiziert haben, dort aber nicht in beiden Wettbewerben antreten können.
Sabally: (lacht) Nee, die sollen bei uns sein, die können nicht 3 gegen 3 spielen. Ich habe auch direkt gesagt: „Leute, cool, aber bleibt mal bei 5 gegen 5.“
Sabally: „ ...da bin ich auch ein bisschen egoistisch“
SPORT1: Inwiefern nehmen Sie da Einfluss?
Sabally: Das ist eine persönliche Entscheidung, aber natürlich möchte ich die beiden beim 5 gegen 5 dabei haben. Da bin ich ein bisschen egoistisch, das darf man glaube ich auch sein. Natürlich will man, dass die 3-gegen-3-Mannschaft bestmöglich besetzt wird. Aber die beiden sind schon von Tag eins dabei und haben mir in der Nationalmannschaft geholfen, mich weiterzubilden. Dass sie die zwei Qualifikationen geschafft haben, sagt sehr viel über die beiden Charaktere aus. Über deren Talent und Können. Ich freue mich für sie. Aber wie gesagt: Kommt zu 5 gegen 5!
SPORT1: Dem deutschen Basketball geht es so gut wie noch nie. Die Männer sind Weltmeister, die Frauen erstmals bei Olympia dabei, in der NBA und WNBA sind deutsche Profis vertreten. Woran liegt das?
Sabally: Investitionen zahlen sich aus - bei den Männern und bei den Frauen. Man sieht das in der NBA und WNBA. Das ist was sehr Schönes, was sehr Spezielles. Aber jetzt darf man bloß nicht aufhören, sondern muss noch mehr geben, weil das gerade erst der Anfang ist. Die ersten Früchte werden geerntet. Hoffentlich geht es so weiter, damit man bald auch von Medaillen bei den Frauen reden kann und der Anspruch bei den Männern immer heißt: Wir sind Medaillenanwärter.
Olympia? „Können da echt was reißen“
SPORT1: Was ist die Zielsetzung mit dem Nationalteam bei Olympia?
Sabally: Für uns ist es wirklich so: erst mal durch die Gruppenphase kommen. Wir haben dort sehr starke Gegner. Aber die sind alle stark - wenn wir in einer anderen Gruppe wären, wäre es auch so. Wir wollen unsere Erfahrungen sammeln und bestmöglich auftreten. Jeder soll sich intensiv vorbereiten, dann können wir da echt was reißen. Viele Leute haben nicht gedacht, dass wir es überhaupt zu Olympia schaffen. Jetzt sind wir da und können unsere Träume wahr werden lassen.
SPORT1: Die WNBA erfährt in den USA derzeit eine Aufmerksamkeit wie noch nie. In fast jeder Sportsendung geht es um Rookie Caitlin Clark. Sie sind nun schon einige Jahre dabei, wie nehmen Sie das wahr?
Sabally: Das ist wirklich toll. Man fühlt sich als wäre man in einem Sturm. Einem guten Sturm, der gerade anfängt. Es ist cool, dass Leute wie Caitlin Clark und Angel Reese so viel Publicity (Aufmerksamkeit; Anm. d. Red.) haben und Sponsoren-Deals unterschreiben, die Frauen für Generationen versorgen können. Es ist sehr speziell, die Aufmerksamkeit von so vielen Leuten zu bekommen. Man sieht dadurch, es gibt nicht nur Bundesliga und Champions League im Fußball, sondern auch Frauenbasketball. Es ist anders als Männerbasketball, aber es ist einzigartig. Ich glaube, Leute sehen das jetzt und begeistern sich für den Sport.
Sabally über den Basketball-Hype
SPORT1: Warum passiert das gerade jetzt? Es gab ja auch früher schon eine Sue Bird oder eine Candace Parker.
Sabally: Weil die Spiele zum ersten Mal übertragen werden. Ich kann mich noch erinnern, wie Brianna Stewart damals, als ich im College war, gefragt hat, warum nur Spiele von Männern im Fernsehen gezeigt werden. Das war ein Problem. Jetzt werden unsere Spiele gesendet, die Leute können mit einem League Pass auf alles zugreifen. Davor waren wir im Niemandsland, man hat nichts von uns gehört. Man hatte wohl nicht gedacht, dass es das wert ist, uns zu zeigen.
SPORT1: Welche Auswirkungen hat das auf Sie persönlich?
Sabally: (Lacht) Weniger Privatsphäre! Aber vollere Hallen und auf jeden Fall sehr viel Support - auch aus Deutschland. Das ist krass. Und natürlich bekommt man im Zuge der Aufmerksamkeit durch Sponsorenverträge mehr Geld. Es ist schön zu sehen, dass man sich jetzt einen Trainer oder einen privaten Koch leisten kann - so wie die Männer, die das als Garantie haben. So kann man sich mehr auf einen leistungssportorientierten Lebensstil fokussieren.