Der Abschied von Weltmeister-Coach Gordon Herbert nach den Olympischen Spielen im Sommer hat für ein Basketball-Beben in Deutschland gesorgt.
Herbert-Beben: Ikone mit Rat an DBB
Auch den ehemaligen deutschen Nationalspieler Patrick Femerling, der an der Seite von NBA-Ikone Dirk Nowitzki 2002 WM-Bronze holte und 2005 die EM-Silbermedaille gewann, traf diese Meldung unerwartet.
„Das überrascht mich schon. Dass er Angebote hatte und hat, ist keine Überraschung. Wenn man Weltmeister wird, ist das die logische Konsequenz. Da muss er aber schon ein gutes Angebot bekommen haben“, sagte Femerling, der Herbert auch aus der gemeinsamen Zeit beim DBB bis 2022 kennt, im Gespräch mit SPORT1.
Herbert zu Rostock Seawolves? „Verein mit Zukunft“
Laut der Bild kam unter anderem ein Angebot von den Rostock Seawolves, die kurz vor Ende der regulären BBL-Saison den Abstieg verhindern konnten. Letztendlich sei Herbert aber wohl zu teuer für den Bundesligisten.
Dabei wäre Rostock für Femerling durchaus eine attraktive Alternative: „Es ist ein sinnvoller Verein, der einen Plan hat und diesen verfolgt. Da sollte man sich nicht vom Ergebnis in dieser Saison blenden lassen. Das ist ein Verein mit Zukunft.“
Ähnlich spannend wie Herberts Zukunft ist die Frage, wie es mit der deutschen Nationalmannschaft weitergeht. Femerling erwartet zumindest keinen Spannungsabfall vor den Olympischen Spielen beim Team durch die Bekanntgabe des Abgangs des Weltmeister-Trainers.
„Es ist da anders als im Profi-Klub. Der DBB-Trainer macht während des Jahres viel Planung und dann die Qualifikationsspiele. Das ist was anderes als beispielsweise in Ludwigsburg, wo während der Saison der Trainer getauscht wurde. Das hatte für Ludwigsburg nicht den besten Effekt sportlich von extern betrachtet“, sagte der 49-Jährige.
Schröder hätte sich mehr Kommunikation gewünscht
Femerling ist sich sicher, dass sich die Arbeit von Herbert jetzt auch nicht ändern wird: „Er wird ehrgeizig an die Sache rangehen und eine Mannschaft formen, die bei Olympia erfolgreich spielt. Was immer das auch bedeutet, aber es ist etwas drin.“
Auch Dennis Schröder, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, bedauerte bei der dpa den Abgang von Herbert. Dieser habe ihn etwa zwei Tage zuvor angerufen und gesagt: „Hör mal zu, so und so wurde das geschlossen.“
Der NBA-Star findet es dabei „schade, dass die Nationalmannschaft da nicht auf mich zukommt und darüber spricht. Ich glaube, keiner von unserem Team wusste das und ich glaube, mit dem Kapitän sollte da natürlich auch gesprochen werden, sodass ich meine Jungs auch updaten kann.“
Nachfolger für Herbert: Femerling fordert Kreativität
Bleibt die Frage, wie es mit dem DBB-Team nach den Olympischen Spielen in Paris weitergeht. Für Femerling wird es „nicht so einfach jemanden zu finden, der auf die Charaktere der Spieler passt“.
Für ihn wäre Henrik Rödl ein guter Kandidat gewesen, wenn dieser das Amt nicht schon 2017 bis 2021 bekleidet hätte. Der DBB müsse jedenfalls „kreativ sein und sich viel Mühe geben und einen attraktiven Job anbieten.“
Dabei finde er es „charmanter, wenn die deutsche Nationalmannschaft von einem deutschen Trainer trainiert wird“ - oder zumindest wie Herbert eine deutsche Vergangenheit hat, also hier Trainer war und die Spieler bereits kennt.
Abseits von seinen Fähigkeiten, eine Mannschaft zusammenzubringen, zeichnet einen guten Nationaltrainer jedoch auch noch etwas anderes aus: „Er muss im Verband arbeiten können, denn das ist anders als im Verein, wo man jeden Tag in der Halle steht.“
Olympia: Herbert freut sich auf Superstar-Team der USA
Womöglich hat Herbert genau dies auch vermisst. Doch erst einmal liegt dessen voller Fokus noch auf Olympia, was im Basketball ein Mega-Spektakel zu werden verspricht. Denn die USA sind nach der WM-Niederlage gegen Deutschland auf Revanche aus und reist mit den größten Superstars an.
Im SPORT1-Interview Ende April erklärte Herbert, dass er sich sehr darüber freut: „Das ist großartig für den Basketball. Der olympische Basketball hat die Chance, der Sport bei den Spielen zu sein.“
Für Herbert könnte es der perfekte Abschied werden, wenn er in Paris mit seiner Mannschaft noch einmal für eine deutsche Basketball-Sensation sorgt. Für den DBB ist sein Abgang so oder so ein herber Verlust.