Man gestalte ihn etwas platter, gönne ihm eine keilförmige Front und schreibe Scirocco drauf - schon wird aus dem Golf ein Sportwagen.
Autotest: Gebrauchter VW Scirocco
Das bis 2017 als Neuwagen verkaufte und vom Wolfsburger Bestseller der sechsten Generation abgeleitete Coupé wurde in Portugal bei VWs Tochterfirma Autoeuropa montiert. Als Gebrauchtwagen hat der Scirocco oft weit weniger Laufleistung als ein vergleichbarer Golf vorzuweisen. Für Interessenten ist das aber nur scheinbar attraktiv. Denn man muss seine technischen Aussetzer dagegenhalten.
Kein Vergleich zum "großen Bruder" Golf
So schreibt der "Auto Bild Tüv Report 2019" über das Modell: "Kaum zu glauben, dass der Scirocco vom Golf abstammt." Denn trotz weniger Kilometer auf dem Tacho, weise er deutlich mehr erhebliche Mängel auf. Zu denen gehören: eine hohe Anzahl von Federbrüchen, die dem Zweitürer schon bei den ersten drei Hauptuntersuchungen (HU) die Bilanz verhageln. Bereits beim ersten Termin schaffen viele Scirocco allein aufgrund zerschlissener Bremsscheiben die Prüfung nicht auf Anhieb. In manchen Jahrgängen liegen die Mängelquoten der Abgasrückführung sogar um das Doppelte höher als beim Durchschnitt aller überprüften Modelle.
Besser schneidet das Modell bei der Pannensicherheit ab. So kann das Coupé in dieser Hinsicht laut ADAC sogar als Empfehlung durchgehen. Vor allem junge Jahrgänge sorgen sehr selten für Pannenhilfeeinsätze. Die Jahrgänge 2009 und 2010 plagen dagegen recht häufig entladene Batterien, kaputte Zündspulen, auch Steuerketten reißen mitunter.
Kleiner Kofferraum und hartes Fahrwerk
Eigentlich ist der Scirocco ein Traditionsmodell von VW. Zunächst von 1974 bis 1992 in zwei Generationen am Markt, gab es allerdings eine Unterbrechung bis 2008, die der ähnlich konzeptionierte Corrado überbrückte. 2014 führte VW bei der Neuauflage ein Facelift durch, das schnittigere Lufteinlässe brachte.
2017 wurde das Modell erneut eingestellt. Der 2+2-Sitzer lässt den Insassen sogar auf der Rückbank für ein Coupé noch recht viel Luft. Einschränkungen gibt es beim Kofferraum, der nur 312 Liter bietet. Dass er es sportlicher meint als der Golf, sieht man nicht nur an der äußeren Form, sondern auch beim brettharten Fahrwerk.
Nur äußerlich sportlicher als der Golf
Trotzdem kommen unter der Haube nur Motoren zum Zuge, die es auch im biedereren Bruder gibt. Vierzylinder-Reihenmotoren treiben die Frontachse an. Je nach Jahrgang und Version kommen die Diesel auf 103 kW/140 PS bis 135 kW/184 PS. Die Benziner starten bei 90 kW/122 PS. Im bis zu 250 km/h schnellen R-Modell werkelt ein gegenüber dem Golf modifizierter Motor: Der Zweiliter-Turbo kommt auf 206 kW/280 PS und bietet damit zehn Pferdestärken mehr. Dieser Motor benötigt nach NEFZ-Zyklus acht Liter Sprit, im genügsamsten Diesel halbiert sich dieser Wert fast.
Wer trotz aller Widrigkeiten im Zuge des Dieselskandals einen Selbstzünder auf dem Gebrauchtwagenmarkt sucht, muss im Falle eines 2.0 TDI BMT vom Facelift-Jahrgang 2014 mit Start-Stopp-System und 110 kW/150 PS einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 12.800 Euro einrechnen. Diesen, sowie eine statistische Laufleistung von 81.000 Kilometern nennt der "DAT Marktspiegel" der Deutschen Automobil Treuhand. Ein 1.4 TSI mit 118 kW/160 PS von 2011 ist mit 9025 Euro und 104.000 Kilometern vermerkt. Ein gleich alter 2.0 TSI mit 155 kW/265 PS, das ältere R-Modell, steht mit 10.900 Euro bei gleicher Laufleistung in der Liste.