Angesprochen auf die Gerüchte rund um einen Fahrertausch von Valtteri Bottas und George Russell bei Mercedes, konnte sich der Finne Anfang des Renn-Wochenendes in Barcelona eine Spitze in Richtung Red Bull nicht verkneifen.
Druck auf Verstappen-Kollege wächst
"Ich weiß, dass ich nicht mitten in der Saison ersetzt werde. Wir tun so etwas als Team einfach nicht. Ich habe einen Vertrag für dieses Jahr - und es gibt nur ein Team in der Formel 1, das so etwas macht. Das sind nicht wir", sagte der Mercedes-Pilot.
Natürlich spielte Bottas damit auf Red Bull an, die bereits mehr als einmal einen ihrer Fahrer während einer Saison austauschten - vorzugsweise mit einem Piloten, der für ihr Tochterteam AlphaTauri bzw. früher Toro Rosso an den Start gegangen war.
Russell muss warten - Mercedes setzt auf Bottas
Bei Mercedes ist ein ähnliches Szenario nicht vorstellbar, wie auch Teamchef Toto Wolff immer wieder betont. Zwar wäre mit Williams-Pilot George Russell ein hochtalentierter Mercedes-Zögling vorhanden - doch die Silberpfeile werden einen Tausch allenfalls nach der Saison vollziehen.
Daher kann es Bottas auch entspannt sehen, dass er im Qualifying in Barcelona am Samstag als Dritter das Duell mit Teamkollege Hamilton, der sich über seine 100. Pole freute, wieder einmal verloren hatte. (Formel 1: Der Große Preis von Barcelona am Sonntag ab 15 Uhr im LIVETICKER)
"Ich habe im Training gezeigt: Mein Speed stimmt, ich konnte ihn einfach im entscheidenden Moment nicht umsetzen", schilderte Bottas sein Problem treffend – und manch einer könnte auf den Gedanken kommen, dass er dieses öfter hat.
Verstappen ohne Wingman - Pérez enttäuscht
Doch seine Zeit in Barcelona war zweifelsohne gut und der Rückstand auf die Weltklasse-Piloten Hamilton und Verstappen minimal. Bottas kann als Dritter im Rennen daher seiner wohl wichtigsten Aufgabe nachgehen und aus der zweiten Startreihe Druck auf den Niederländer ausüben.
Ein klarer taktischer Vorteil für Mercedes, denn Verstappen muss auf ähnliche Hilfe im Rennen wahrscheinlich verzichten. Sergio Pérez belegte nur den achten Platz - und wird gerade in Barcelona, wo Überholmanöver sowieso äußert schwierig sind, große Mühe haben, schnell nach vorne zu kommen.
"Wir hatten schon gehofft, dass wir ihn strategisch mit einbeziehen können. Durch den Dreher im ersten Versuch war er natürlich gehandicapt. Jetzt schauen wir mal. Das Rennen wird lang hier", haderte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky ein wenig mit der Situation.
Pérez hatte sich in Q3 zuvor einen Dreher geleistet, weshalb die erste schnelle Runde, auf der seine Gegner ihre Bestzeiten gefahren hatten, für ihn hinfällig war. Fast eine Sekunde fehlte dem Mexikaner am Ende auf Teamkollege Verstappen - deutlich zu viel.
Marko nimmt Pérez trotz Fahrfehler in Schutz
Marko nahm Pérez trotz des Fahrfehlers in Schutz. Dieser habe erst sehr kurzfristig die Abstimmung von Verstappen übernommen, weshalb womöglich "die Eingewöhnungszeit mit diesem neuen Setup für ihn zu kurz war".
Der 31-Jährige selbst wertete seine Leistung dagegen schonungslos ehrlich als "ziemlich schwach" und sagte zudem: "Ich habe keine gute Runde hingekriegt, den ganzen Tag nicht."
Die Ursache dafür hatte Pérez bereits ausgemacht: "Ich hatte Schwierigkeiten mit meiner linken Schulter und fühlte mich das ganze Training über schummrig. Um genau zu sein, wurde es mit zunehmender Dauer des Trainings immer schlimmer. Ich hatte große Mühe."
Für das Rennen am Sonntag erwarte er jedoch keine Probleme - auch wenn nicht ganz klar wurde, woher er diese Zuversicht nahm, wenn er nicht einmal zuordnen konnte, wie die Schmerzen entstanden waren und was genau das Problem ist.
Druck auf Pérez wächst - Tsunoda schwächelt
Ein erneut schwacher Auftritt im Rennen würde den Druck auf Pérez jedenfalls weiter ansteigen lassen - ganz egal, ob die Schulter schmerzt oder nicht. Wer für Red Bull fährt, muss abliefern - sonst ist er schnell wieder raus. Das mussten schon einige Vorgänger von Pérez erfahren.
Red Bull wird dabei wohl vor allem auf die Entwicklung von Yuki Tsunoda bei AlphaTauri schauen, da Gasly bei Red Bull schon einmal eine Chance erhalten hatte, diese aber nicht nutzen konnte. Der Japaner schwächelt aktuell aber nach einem gutem Saisonauftakt, weshalb für Pérez keine akute Gefahr besteht.
Ein Wechsel wäre zudem selbst für Red-Bull-Verhältnisse noch zu früh in der Saison. Dennoch muss Pérez in den kommenden Wochen und Monaten beweisen, dass er Verstappen im WM-Kampf mit Lewis Hamilton tatkräftig unterstützen kann.
Schafft er das nicht, würde ein Wechsel während der Saison wohl die wenigsten F1-Beobachter verwundern - und der so oft kritisierte Bottas hätte einen weiteren Red-Bull-Fahrer überdauert.