Beim Großen Preis von Portugal gab es diesen einen speziellen Moment, der bei den Mechanikern in der Haas-Box die blanke Euphorie ausöste. (Das Renn-Ergebnis aus Portimao)
Diese Details zeigen Micks Qualität
Drei Runden vor dem Ende überholte Mick Schumacher zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere einen anderen Fahrer - und das nach einer langen Jagd.
Runde um Runde hatte der Haas-Pilot Nicholas Latifi im eigentlich schnelleren Williams vor sich hergetrieben, ihn sich auf der nicht unbedingt für viele Überholmanöver bekannten Strecke in Portimao zurechtgelegt. Doch weil ihm mehrfach blaue Flaggen gezeigt wurden, die besagen, dass er einen überrundenden Fahrer vorbeilassen muss, verlor Schumacher immer wieder den Anschluss - und kämpfte sich doch jedes Mal wieder zurück.
In der 64. Runde war es dann soweit. Der Rookie nutzte einen Fahrfehler seines Kontrahenten gnadenlos aus, überholte, und sicherte sich am Ende Rang 17.
Schumacher gelingt Überholmanöver
Strahlend, und das war trotz der schwarzen Maske zum Schutz vor Corona deutlich zu erkennen, trat er im Anschluss vor die TV-Kameras. "Wir hatten schon ein gutes Stück mehr Pace als Nicholas, aber man kommt ja hier nicht vorbei. Es war zum Verrücktwerden! Ich habe es schon ein paar Mal fast geschafft, dann ein stehendes Rad gehabt oder bin auf der Geraden nicht vorbeigekommen", erklärte der 22-Jährige.
Doch trotz seiner starken Leistung: Mit einem einzigen Überholmanöver gibt sich der Sohn von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher selbst in seinem erst dritten Formel-1-Rennen noch lange nicht zufrieden. "Ich hatte so viel mehr Pace in mir. Wir hätten George (Russell; d. Red.) auch noch schlagen können, wenn wir früher an Latifi vorbeigekommen wären. Aber hätte, hätte, Fahrradkette…"
Von seinem Teamchef Günther Steiner wurde der Youngster in der anschließenden Presserunde überschwänglich gelobt. "Wir machen Fortschritte. Wir sind erst in Rennen drei und haben trotzdem schon schöne Schritte nach vorn gemacht. Mick war heute besser als die Williams, hat genau gewusst, wann Attackieren notwendig ist und hat zum Schluss so viel Druck ausgeübt, bis Latifi einen Fehler gemacht hat. Das ist ein schöner Fortschritt für uns." (Ist Mick Schumacher privilegiert? Das sagt Günther Steiner im SPORT1-Interview)
Mazepin sorgt erneut für Ärger
Dieser Fortschritt stach dabei noch mehr ins Auge, weil Schumacher-Teamkollege Nikita Mazepin so ziemlich alles zu machen scheint, nur keine Fortschritte. Zwar drehte sich der Russe in seinem dritten Formel-1-Rennen zum ersten Mal nicht, er war aber auch nicht in der Lage mit Schumacher mitzuhalten, zudem zog er erneut den Zorn eines anderen Fahrers auf sich. (Die Fahrerwertung der Formel 1)
20 Runden vor dem Ende missachtete Mazepin blaue Flaggen und hätte den hinter ihm anrauschenden Sergio Perez beinahe abgeräumt. Der Mexikaner wütete im Boxenfunk und bezeichnete den Russen als "Idioten", die Rennkommissare sprachen eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen ihn aus.
Am Ende kam der Russe mit mehr als einer Minute Rückstand auf Schumacher ins Ziel, in der Königsklasse eine halbe Ewigkeit.
Schumacher distanziert Mazepin
Der Deutsche hat bislang in allen Qualifyings, und auch in allen Rennen, seinen Teamkollegen deutlich distanziert. Ein Signal von großer Bedeutung!
"Wenn man über eine Minute vor dem Teamkollegen ankommt, dann zeigt das, dass man seinen Teamkollegen im Griff hat. Aber man muss ihm auch Zeit geben. Er ist Rookie, fährt sein drittes Rennen. Dafür hat er einen guten Job gemacht", zeigte sich Schumacher-Kumpel Maximilian Götz im AvD Motor & Sport Magazin auf SPORT1 begeistert.
Der ADAC GT Masters Champion von 2012 und Fahrer in der DTM 2021 ist sich sicher, dass der Druck, der auf dem Russen lastet, bereits jetzt enorm ist. (Rennkalender der Formel 1 2021)
"Der, der vorlegt, kann immer etwas entspannter rangehen und Mick hat jetzt gut vorgelegt. Diese Lücke zuzumachen wird schwierig für Mazepin. Daher kann Mick sich weiterentwickeln. Mazepin muss mehr aufholen als Mick. Aber vielleicht merkt jetzt so ein Mazepin - der Vater vor allem -, dass man sich nicht alles kaufen kann. Das muss man so hart sagen. Der muss sich jetzt auf der Strecke beweisen."
Gute Entwicklung in der Formel 1
Anders als der öfters als Problemkind aufgefallene Mazepin, dem als Sohn des russischen Milliardärs Dmitry Mazepin der Zugang zur F1 erleichtert wurde, hat Mick Schumacher seine Klasse schon eindeutig nachgewiesen. Natürlich sind in seinem unterlegenen Haas keine Wunder möglich und auch Punkte dürften im Normalfall so gut wie ausgeschlossen sein, dennoch kann der 22-Jährige lernen - und tut das in jedem Rennen.
"Der Mick war nicht umsonst Formel-3- und Formel-2-Weltmeister und ist jetzt in der Formel 1. Als Rennfahrer will man ja immer seinen eigenen Erwartungen gerecht werden. Er hat einen großen Namen, mit dem er zurechtkommen muss. Aber er ist immer schon gewohnt, mit diesem Druck umzugehen. Ich glaube, der Mick ist einer, der da reingeht mit dem Hintergedanken: Mein Vater ist mit Lewis einer der Besten, die es jemals gab, und dem Erbe will er gerecht werden", ist sich Götz, der mit Schumacher regelmäßig Nachrichten austauscht, sicher.
Lob von Ralf Schumacher
Für den Youngster selbst zählte nach dem Portugal-GP vor allem eines. "Ich glaube, wir können ganz happy mit dem sein, was wir erreicht haben. Wir hatten ein gutes Rennen, wenige Fehler und natürlich die Zielflagge wieder gesehen."
Ein Fakt, der auch seinen Onkel zu einem Lob veranlasste. Sky-Experte Ralf Schumacher freute sich über die Leistung seines Neffen: "Für ihn gibt es wieder null Punkte mit Sternchen. Er hat wieder ein problemloses Rennen gehabt und keine Fehler gemacht. Er hat sich seinen Gegner zurechtgelegt und es macht Freude, ihm zuzuschauen."