Bahnt sich schon vor dem zweiten Rennen in Imola der nächste große Formel-1-Skandal an? SPORT1 erfuhr: Aston-Martin-Mitbesitzer Lawrence Stroll denkt ernsthaft darüber nach, den Automobil-Weltverband FIA und/oder Rechteinhaber Liberty zu verklagen. (SERVICE: Alles zur Formel 1)
Löst Vettels Boss ein F1-Beben aus?
Grund: Die Regeländerung für dieses Jahr, welche die Aerodynamik im Bereich des hinteren Unterbodens und der Bremsbelüftungen beschneidet, so für weniger Abtrieb sorgte - und besonders Aston Martin einbremst. (Formel 1, Großer Preis von Imola: Das komplette Rennwochenende im SPORT1-Liveticker)
Hintergrund waren Sicherheitsbedenken von Reifenmonopolist Pirelli - die der schwerreiche Vater von Vettels Teamkollege Lance Stroll als Argument aber nicht gelten lässt.
Aston Martin fühlt sich durch neue Regeln betrogen
Ursprünglich waren die Regeln geplant, weil die Italiener keine neuen Reifen konstruieren wollten, schnellere Autos mit den alten Pneus aber ein Sicherheitsrisiko gewesen wären. "Doch direkt als die Änderungen beschlossen wurden, hat Pirelli verkündet, dass sie auch noch eine neue Reifenkonstruktion bringen", wundert sich Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer. (Horner watscht Vettel-Boss ab)
Aston Martin bezweifelt deshalb, dass die Regeländerung tatsächlich aus Sicherheitsgründen erfolgte. Der wahre Grund für die Unterboden-Kastrierung, so vermutet man beim neuen Team von Sebastian Vettel: Die FIA wollte Mercedes und Aston Martin einbremsen, weil beide wegen ihrer Fahrzeugkonzepte mit dem geringeren Anstellwinkel am meisten unter der Regeländerung leiden würden.
Zur Erinnerung: Aston Martins Vorgängerteam Racing Point hatte 2020 den Vorjahres-Mercedes kopiert und war dafür sogar mit Punktabzug bestraft worden. (Rennkalender der Formel 1 2021)
"Willkürliche Wettbewerbsverzerrung" soll nun einer der Hauptpunkte in der geplanten Anklageschrift heißen.
Beim englischen Sky deutet Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer an, dass es Redebedarf mit der FIA gibt: "Man muss jetzt herausfinden, was und warum etwas passierte und dann schauen, was man tun kann, damit alles gerechter wird."
Will Aston Martin das Auto umbauen?
Was der in Rumänien geborene US-Amerikaner meinen könnte: Dass man Aston Martin und Mercedes erlauben sollte, ihre Autos umzubauen, obwohl die aktuellen Regeln Änderungen im Chassisbereich aus Kostengründen verbieten.
Szafnauer: "Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, aber es wurde von uns allen, die einen kleinen Anstellwinkel fahren, klargestellt, dass die Änderungen einen größeren Effekt auf uns haben würden. Und so kam es."
Vertreter der anderen Teams schütteln den Kopf: "Jeder hat den Regeln zugestimmt, sie wurden auch nicht über Nacht gemacht", argumentiert Alpha Tauri-Teamchef Franz Tost bei SPORT1. Tost weiter: "Alle müssen mit den Regeln und den neuen Reifen klarkommen. Einige haben einen guten Job gemacht, andere eben nicht. Das war schon immer so."
Wie geht es für Vettel weiter?
Der Österreicher hat noch ein Argument parat, das gegen die Argumente von Aston Martin spricht: "Was den Nachteil für Mercedes betrifft: Sie haben das erste Rennen gewonnen. Sie scheinen im Gegensatz zu Aston Martin also ganz gut mit den neuen Regeln klarzukommen."
Möglichen Zugeständnissen für Aston Martin und Mercedes schiebt der Tiroler Boss des Red-Bull-Schwesterteams jedenfalls gleich den Riegel vor: "Dafür bräuchte man die Zustimmung aller Teams. Und ich kenne mindestens zwei, die da nicht mitmachen würden." Alpha Tauri und Red Bull.
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sieht es genauso, vergleicht die Situation von Aston Martin mit der seiner eigenen Mannschaft im Vorjahr: "Ferrari war 2020 gezwungen, nach Australien die Entwicklung des Autos einzustellen. Wir hatten keine Möglichkeit, unsere schlechten Leistungen zu verbessern. Das ist Teil des Spiels. Die Regeln sind schließlich für alle gleich."
Für Sebastian Vettel bedeutet das nach seinem Wechsel von Rot zu Grün: vom Regen in die Traufe.