Ferrari und Sebastian Vettel werden sich nach sechs Jahren Ende 2020 voneinander trennen.
Heidfeld über Vettels Zukunft
Für viele kam die Entwicklung überraschend. Nicht so für Formel-1-Insider. Auch für Ex-BMW-Pilot Nick Heidfeld ist klar, warum die Liaison zwischen dem Deutschen und der italienischen Diva nicht mehr passt.
Heidfeld sagte zu SPORT1: "Bei Ferrari hatte Vettel ganz klar keinen Nummer-1-Status mehr. Für einen Top-Piloten wie Sebastian ist das gleichzusetzen mit fehlender Rückendeckung und Vertrauen des Teams. Das wird ihm nicht entgangen sein."
Ferrari setzt auf Leclerc
Konnte es auch gar nicht, denn Ferrari bekannte sich im Dezember zu einer neuen Liebe: Charles Leclerc. Der junge Monegasse wurde mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet - so einen langfristigen Kontrakt hatte nicht einmal Michael Schumacher.
"Leclerc rückte immer mehr in den Mittelpunkt, was durch den Vertrag sichtbar wurde. Und mit dem Sohn von Jean Todt als Manager an seiner Seite war der Einfluss auch politisch sehr groß", betonte Heidfeld.
Für einen harmoniebedürftigen Spitzensportler wie Vettel dürften die Rahmenbedingungen bei Ferrari schon letztes Jahre nicht mehr gepasst haben. Die Entscheidung zur Trennung ist daher nur logisch - auch wenn die Scuderia in England streuen ließ, die Teamführung hätte sich bereits im Winter gegen den Heppenheimer entschieden.
"Für mich ist klar", sagte Heidfeld, "bei Ferrari hat Vettel letztlich nicht die erfüllende Zeit erlebt, die er sich gewünscht hat, und er sieht sie dort offenbar auch nicht vor sich."
Warum dann aber kein Wechsel zu McLaren? Wie auch SPORT1 berichtet hat, hätte Vettel bei den Briten mit dem deutschen Teamchef Andreas Seidl beste Chancen gehabt zu unterschreiben.
Heidfeld vermutete: "Ich kann mir vorstellen, dass ein Team wie McLaren einen vierfachen Weltmeister gerne verpflichtet hätte. Also muss irgendwas nicht gepasst haben oder dazwischen gekommen sein."
Heidfeld bewertet Vettel-Chance bei Mercedes
Ein Duo Vettel/Hamilton bei Mercedes kann sich der Ex-Formel-1-Pilot allerdings nur schwer vorstellen. "Ich glaube nicht, dass Mercedes eine Kombination aus zwei Alphatieren als sinnvoll erachtet. Was trotzdem für diesen Weg sprechen würde, ist die passende Verbindung aus deutschem Fahrer und deutschem Hersteller."
Dafür muss Vettel aber selbst erst entscheiden, was er will. Heidfeld glaubt: "In der Corona-Pause wurden ihm bestimmt Dinge bewusst, die er im Hamsterrad der Formel 1 gar nicht bemerkt hat. Mit seinen vier Titeln hat er ja eigentlich alles erreicht. Er hat drei Kinder, vielleicht sollen die jetzt die Hauptrolle in seinem Leben spielen."
Aus eigener Erfahrung weiß der Mönchengladbacher aber auch: "Andererseits braucht ein Rennfahrer das Rennfahren, um glücklich zu sein."