Bottas - Der ewige Kampf um Respekt
Geburtstag: 28. August 1989
Geburtsort: Nastola (Finnland)
Formel-1-Debüt: Großer Preis von Australien 2013
WM-Titel: -
Grand Prix-Siege: 5
Bisherige Rennställe: Williams, Mercedes
Startnummer: 77
Valtteri Bottas ist das Sinnbild für den ewig Unterschätzten, der ständig neu um Anerkennung und Respekt kämpfen muss. Ihm ist in seiner Karriere nichts in den Schoß gefallen.
Auch jetzt steht er wieder im Schatten von Lewis Hamilton. Sein Teamkollege bekommt Ruhm und Ehre, während er nur als zweiter Mann und Wasserträger wahrgenommen wird.
Aber es ist nicht das erste Mal in seiner Karriere, dass er sich seinen Platz erkämpfen muss - und bisher hat er es immer geschafft.
2001: Der Weg in den Kartsport
2001 fand Bottas den Weg zum Motorsport und stieg in die Kart-Serie ein. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern, mit denen er jetzt in der Formel 1 konkurriert, war der Finne kein Überflieger. Er dominierte nicht bereits von Beginn an seine Altersgenossen und eilte von Sieg zu Sieg.
Erst nach drei Jahren konnte er seine ersten Titel feiern, als er im Jahr 2004 die "European Championship - Northern Region Qualification - ICA Junior" und die "Finnish Championship ICA Junior" gewann. Danach feierte er noch weitere Siege, aber von Titeln am Fließband zu sprechen wäre übertrieben.
Dennoch gelang ihm dank harter Arbeit und Ehrgeiz der Sprung in den Formel-Bereich.
Die Formel-Karriere
2007 stieg er in die nordeuropäische Formel Renault ein. Dort belegte er in seiner Debüt-Saison den dritten Platz, hinter Frank Kechele und Tobias Hegewald. Zwei deutsche Fahrer, die in der Formel 1 allerdings vergeblich zu suchen sind.
https://youtu.be/8wsCRwVTbms
In der zweiten Formel-Saison schien der Knoten dann bei Bottas geplatzt. In sechzehn Rennen grüßte der Mann aus der Nähe des Wintersportorts Lathi (Finnland) gleich zwölf Mal von ganz oben vom Podest. Der Titel der Formel Renault NEC war in dieser Saison fast nur eine Formsache für ihn.
Zur Belohnung stieg er 2009 in die Formel 3 Euro Serie auf, wo er für das französische Top-Team ART Grand Prix Team startete. Er beendete seine erste Saison auf Rang drei. Sein Teamkollege Jules Bianchi holte den sechsten Titel in Folge für den Rennstall.
2010: Der nächste Rückschlag
Das folgende Jahr sollte DAS Jahr von Valtteri Bottas werden. Er wurde der Nummer 1-Fahrer bei ART und sollte den siebten Titel in Folge holen, um damit in die Fußstapfen von Jamie Green, Lewis Hamilton, Paul di Resta, Roman Grosjean, Nico Hülkenberg oder eben Bianchi zu treten.
Aber ausgerechnet bei Bottas riß die Siegesserie. Er konnte lediglich seinen dritten Rang aus dem Vorjahr wiederholen. Für viele Experten war das ein Zeichen, dass der Finne für höhere Ansprüche nicht genügt. Dabei übersahen sie aber, dass Bottas einfach Pech hatte. Während seine Vorgänger von dem überlegenen Mercedes-Motor profitierten, war 2010 die erste Saison, wo Signature mit Volkswagen überlegen war und mit Edoardo Mortara den Titel holte.
Das Risiko GP3
Für Bottas galt es nun, seine Karriere mit neuem Schwung wieder zu beleben und den nächsten Schritt zu machen. Dafür wählte er eine riskante Variante. Er entschied sich für einen Wechsel in die GP3. Damit stieg er zum ersten Mal nicht in eine höhere Klasse auf, sondern machte einen Seitwärtsschritt auf der Karriereleiter. Aber er war damit an jedem Rennwochenende in der Nähe der Formel 1.
Zu Beginn schien es, als sollte sich das Risiko nicht auszahlen. Bei noch acht ausstehenden Rennen war er nur auf dem zehnten Rang in der Meisterschaft. Aber dann kam man den Autoproblemen auf die Spur und Bottas gewann in den vier ausstehenden Rennwochenende mindestens je ein Rennen und schnappte sich am Ende den Titel - knapp vor seinem Teamkollegen James Calado.
2012: Und wieder geht Bottas Risiko
Mit diesem Erfolg hatte sich Bottas wieder in die Notizbücher der Motorsportexperten eingetragen. Da überraschte Bottas mit einer erneut unkonventionellen Entscheidung. Anstatt in die Formel Renault 3.5 zu wechseln, entschied er sich, 2012 keine Rennen zu fahren, sondern sich in dieser Saison nur als Testfahrer bei Williams zu beweisen.
Er bestritt all seine 15 Einsätze im Auto von Bruno Senna und schnell kamen Gerüchte auf, dass er im nächsten Jahr dessen Cockpit übernehmen soll. Im November wurden diese Gerüchte dann bestätigt und das Risiko von Bottas hatte sich mal wieder bezahlt gemacht.
"Valtteri gehört seit drei Jahren zur Familie Williams und ich weiß, dass er von unseren Renningenieuren und anderen im Fahrerlager sehr geschätzt wird", begründete Teamchef und Gründer Frank Williams die Entscheidung. "Seine Fähigkeit, Informationen schnell zu verarbeiten, ist ausgezeichnet, und er hat 2012 während des Freitagstrainings gezeigt, dass er sich schnell auf eine neue Strecke einarbeiten kann."
In der Formel 1 angekommen
Entgegen aller Hindernisse und Rückschläge hatte er es geschafft. Valtteri Bottas hatte nun sein eigenes Formel 1-Cockpit. Allerdings war der Williams FW35 in dieser Saison alles andere als konkurrenzfähig. Daher waren die Erfolge in seiner Rookie-Saison auch überschaubar.
Aber die neue Turbo-Ära sorgte auch für frischen Wind bei Williams. Endlich hatte Bottas ein Auto, mit dem er seine Racer-Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. Er blieb über die gesamte Saison im Verfolgerfeld der beiden Mercedes und erarbeitete sich einen Ruf als hervorragender Qualifyer.
Er belegte Rang vier und ließ etablierte Fahrer wie Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder Felipe Massa hinter sich.
Ein weiterer möglicher Karriereknick
Aber trotz dieser guten Performance konnte Williams das Niveau nicht halten. In den beiden darauffolgenden Weltmeisterschaften hatten Bottas und Massa nichts mit der Titelentscheidung zu tun. Bottas drohte, als Fahrer für Mittelklasseteams eingeordnet zu werden.
Eine Gefahr, der Bottas nicht durch eine riskante Entscheidung entrinnen konnte. Doch diesmal kam ihm das Glück zu Hilfe. Nico Rosbergs überraschender Rücktritt nach seinem Weltmeistertitel machte einen Platz bei DEM Topteam schlechthin frei - und bei Mercedes-AMG Petronas erinnerte man sich an die guten Leistungen des Finnens mit einem konkurrenzfähigem Williams. So bekam er seine Chance, sich in einem Auto zu beweisen, das um den Titel kämpfen konnte.
2017: Die Zeit bei Mercedes
Doch nun schien der Kampfwille von Bottas nicht mehr auszureichen. An Lewis Hamilton war kein Vorbeikommen, weshalb er relativ schnell den Stempel des zweiten Fahrers aufgedrückt bekommen hat.
2018 zeigte seine Formkurve sogar komplett nach unten. Als einziger Fahrer der Top-3-Teams konnte er keinen Sieg verbuchen. Ironischerweise wurde ihm ein möglicher Sieg per Stallorder verboten. In Russland musste er Hamilton vorbeifahren lassen. Klarer kann der Status als Nummer 2-Fahrer nicht dokumentiert werden.
Doch Bottas konnte sich aus seinem Karrieretief wieder herausarbeiten und zeigte mit unter anderem Siegen in Australien und Aserbaidschan sowie zweiten Plätzen in Bahrain, China, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien und Russland starke Leistungen.
Dennoch musste der Finne auch in der Saison 2019 beim Kampf um den WM-Titel seinem Teamkollegen Lewis Hamilton wieder den Vortritt lassen.