Die Formel 1 zu Gast bei Freunden? Es gab Momente rund um den Großen Preis von Österreich, in denen sich die Königsklasse nicht sonderlich geliebt fühlte.
Der Oberbulle verliert die Lust
Beim bitteren Heimspiel von Red Bull, das Daniel Ricciardo und Daniil Kwyat auf Rang zehn und zwölf beendeten, redete der Gastgeber Klartext, übte viel Kritik an der Formel 1 - und dachte einmal mehr laut über einen folgenschweren Rückzug nach.
"Wir verlieren die Lust"
"Wir verlieren ganz einfach die Lust. Wir sind schlechte Edelkomparsen", so lautete das Fazit von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz in einem seiner seltenen Interviews, das er vor dem Rennwochenende dem Fachportal Speedweek.com gab.
Die Bedeutung dieser Worte unterstrich Teamchef Christian Horner: "Dietrich äußert sich nicht oft in der Öffentlichkeit, aber wenn er etwas sagt, sollte man zuhören. Er ist frustriert von diesem Sport, er glaubt, die Formel 1 ist an einem falschen Punkt angelangt."
Der sportliche Niedergang seines einstigen Weltmeister-Rennstalls sorgt für Unmut bei Mateschitz. Ein Hauptgrund ist der schwache, anfällige Motor von Lieferant Renault, zudem seien die Chancen Red Bulls durch die Änderungen des Aerodynamik-Reglements "verstümmelt" worden - "was muss noch alles passieren, damit man die Lust verliert?", fragt Mateschitz.
Horner tritt gegen Vettel nach
Wenigstens der Abgang von Sebastian Vettel sorgt bei Horner noch für positive Gedanken - zumindest was den Geldbeutel angeht.
"Mit Vettel hätten wir denselben Schlamassel - es wäre nur alles viel, viel teurer mit ihm!", sagte der 41-Jährige der Bild am Sonntag: "Ob Sebastian jetzt hier wäre oder nicht, das macht bei unserer Situation keinen Unterschied. Wir haben gute Fahrer."
Vettel war vor der Saison zu Ferrari gewechselt und hatte gleich sein zweites Rennen für die Scuderia gewonnen. "Er verdient diesen Erfolg bei Ferrari. Aber hoffentlich sind wir bald zurück und treten ihm kräftig in den Hintern", sagte Horner, dessen Team das Tempo der Spitze längst nicht mehr mitgehen kann.
Horner fordert Änderungen
Auch den Zuschauerrückgang und die oft langweiligen Rennen thematisierte Red Bull zuletzt häufig.
In Spielberg legte nun Horner den Finger in die Wunde. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Weltverbands-Präsident Jean Todt, so der Brite, "müssen handeln und etwas ändern! Der Formel 1 läuft die Zeit davon. Und die Fans! Unser Produkt ist für die Leute nicht sexy genug. Die Regeln sind zu kompliziert, die Autos nicht dramatisch genug. Und natürlich hast du mit Mercedes einen Seriengewinner, der wenig Spielraum für Überraschungen lässt."
Da ist er also auch wieder, der Verweis auf die aktuelle Übermacht von Weltmeister Mercedes. Es ist nicht das erste Mal, dass Red Bull in den vergangenen 18 Monaten über einen Ausstieg spricht, und häufig wurde das als Säbelrasseln eines schlechten Verlierers abgetan.
Doch so langsam muss die Formel 1 sich wohl zumindest mit dem Gedanken an einen Abschied des wichtigen Zugpferdes befassen.