Sie ist Hulk Hogan ziemlich missglückt, die PR-Offensive in eigener Sache.
"Ein guter Mensch, ein schlimmer Fehler"
Der Wrestling-Star beantwortete und retweetete bei Twitter zahllose Fanbeiträge, in denen afroamerikanische Fans ihm seine Solidarität zu versichern schienen. Dass er trotz allem kein Rassist wäre, dass sie weiter zu ihm stehen würden.
Es waren größtenteils Scherzbeiträge mit hineinkopierten Fotos englischer Fußballstars. Und Rio Ferdinand, einer von denen, deren Bild für die spontane Witz-Kampagne hergenommen wurde, amüsierte sich im selben Medium auch noch mit auf Hogans Kosten.
Es ist trotzdem nicht so, dass Hogan nun von allen Hulkamaniacs verlassen ist. Der 61-Jährige bekommt auch echten Zuspruch alter Weggefährten.
Hogan hat auch Fürsprecher
"Reißt Hogans Worte nicht aus dem Kontext", wünschte sich Ex-Wrestler Mike "Virgil" Jones in einer (mittlerweile allerdings wieder gelöschten) Twitter-Botschaft: "Kaum jemand hat mehr für mich getan als dieser Mann." Er habe ihm "nie Anlass gegeben anzunehmen, dass er ein Rassist wäre", ergänzte er bei TMZ.
Der frühere World Champion Mick Foley hielt fest: "Ich glaube fest daran, dass er (Hogan) ein sehr guter Mensch ist, der einen sehr schlimmen Fehler gemacht hat."
Hogan verbreitete die Statements des Afroamerikaners Jones und des als politisch liberal bekannten Foley dankbar weiter. Sie haben Gewicht in der Debatte, die in Amerika gerade Millionen beschäftigt.
Hogan ist rassistisch ausfällig geworden auf einem Sex-Tape, in dem er über das private Umfeld seiner Tochter Brooke schimpfte, das ist gewiss. Aber ist er deswegen - feiner Unterschied - auch wirklich ein richtiger Rassist, ein schlimmer Mensch, der zu Recht Job und Ruf verloren hat?
"Gar keine Zeit, Rassisten zu sein"
Die Diskussion wird gerade lebhaft geführt, mit teils kruden Argumenten.
Ein - ebenfalls von Hogan retweeteter - Twitternutzer beruft sich darauf, dass ja auch US-Präsident Barack Obama kürzlich das N-Wort offen ausgesprochen habe (freilich in ganz anderem, rassismuskritischen Kontext) und noch im Amt sei.
Während Roddy Piper, bei der ersten WrestleMania Hogans Hauptkampfgegner, bei TMZ allen Ernstes festhielt: "Wir Wrestler haben gar keine Zeit, Rassisten zu sein."
Ex-Champ Henry wendet sich ab
Andere Kollegen sehen das anders: Er habe Hogan als Freund betrachtet, teilte der frühere World Champion Mark Henry in einem Statement mit.
Nun sei er "verletzt und gekränkt".
Henry, der hinter den Kulissen selbst schon einmal Opfer einer Rassismus-Affäre, steht nach eigenen Angaben voll hinter Hogans Entlassung durch die WWE und ihrer "Null-Toleranz-Haltung gegenüber Rassismus".
Ähnlich äußerte sich Booker T, neben Henry und Dwayne "The Rock" Johnson der erfolgreichste afroamerikanische Wrestler der vergangenen Jahrzehnte. Er sei "schockiert" von Hogans Äußerungen: "Aber das ist etwas, womit er sich nun selber auseinandersetzen muss".
Ironischerweise hatte Booker Hogan in einem Showsegment selbst einmal als "Nigger" beschimpft. Das im Zuge der Hogan-Affäre oft wieder hervorgeholte Interview bezeichnet er nun selbst als "riesigen Fehler": "Das N-Wort sollte aus der englischen Sprache verbannt werden."