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Leichtathletik: Steven Richter will mit der Kugel und dem Diskus zu Olympia

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Leichtathletik: Steven Richter will mit der Kugel und dem Diskus zu Olympia

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Der Tabubrecher aus dem Erzgebirge

Bei Olympia sowohl im Diskuswurf als auch beim Kugelstoßen antreten? Eigentlich unmöglich. Ein deutsches Supertalent arbeitet daran, das Gegenteil zu beweisen.
Steven Richter ist mit der Kugel genau so stark wie mit dem Diskus
Steven Richter ist mit der Kugel genau so stark wie mit dem Diskus
© Heiko Neubert
Bei Olympia sowohl im Diskuswurf als auch beim Kugelstoßen antreten? Eigentlich unmöglich. Ein deutsches Supertalent arbeitet daran, das Gegenteil zu beweisen.

In der Leichtathletik haben die deutschen Schwergewichte bei Olympischen Spielen oft die Kohlen aus dem Feuer geholt.

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Während auf der Tartanbahn die DLV-Läufer in aller Regelmäßigkeit der Weltklasse hinterher liefen, sorgten Typen wie Lars Riedel, die Harting-Brüder oder David Storl für schwarz-rot-goldene Erfolge mit dem Diskus oder der Kugel.

Blickt man auf die Jahresbestleistungen der vergangenen Jahre, in denen deutsche Athleten im Wurfring international keine große Rolle spielten, scheinen diese Zeiten nun aber passé - zumindest auf Sicht.

Dass man sich beim DLV jedoch durchaus Hoffnungen auf eine Rückkehr der Erfolgszeiten machen darf, liegt an einem 17 Jahre alten Teenager aus dem Erzgebirge, der die Fachwelt in Erstaunen versetzt.

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Richter verbessert Rekorde mit Diskus und Kugel

Jener Steven Richter glänzte trotz der durch die Corona-Pandemie zusammengeschrumpften Saison mit Rekorden, die ihresgleichen suchen.

Dies liegt weniger an Richters einzelnen Bestweiten, sondern vielmehr an deren Kombination. Was die Leistung des Teenagers nämlich so einzigartig macht: Richter ist sowohl mit der Kugel als auch mit dem Diskus in seiner Altersklasse ganz vorne.

Der Modellathlet der LV 90 Erzgebirge verbesserte Mitte August in Halle den deutschen U18-Rekord mit dem 1,5 Kilo Diskus auf 65,95 Meter und holte sich am vergangenen Wochenende auch noch den sächsischen Rekord mit der Kugel (21,55 Meter).

Dass er beiden Geräten bis ins Erwachsenenalter treu bleiben wird, davon ist der Sachse überzeugt. "Ich denke, wenn man das gut verarbeiten kann, dann ist es auch bei den Erwachsenen möglich, beide Disziplinen zu machen", sagt Richter bei SPORT1. "Einfacher wird es wahrscheinlich, sich auf eine Sache zu konzentrieren, aber wenn das mit den Weiten läuft, dann funktioniert das bestimmt."

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Kugelstoß-Bundestrainer Sven Lang ist davon überzeugt, dass Richter sein Potenzial später auch mit der 7,257-Kilo-Kugel entfalten wird. "Steven ist ein junger Athlet, welcher viele Voraussetzungen für eine sehr gute Entwicklung hin zum Männerbereich mitbringt", sagt der Coach bei SPORT1. "Nun gilt es in den kommenden Jahren diese zielgerichtet, kontinuierlich und altersbezogen weiterzuentwickeln."

Kugel-Bundestrainer Lang begeistert

Überhaupt achten sie am Chemnitzer Sportgymnasium penibel darauf, den jungen Athleten nicht vorzeitig zu verheizen. "Ziel ist es, dass er im Erwachsenenbereich ein gutes Niveau hat und dass wir nicht unser Pulver zu zeitig verschießen", verrät sein Heimtrainer Christian Sperling bei SPORT1.

Dies soll möglichst soweit gehen, dass er bei Olympia oder Weltmeisterschaften um die Medaillen kämpfen kann. "Ich erhoffe mir für die nächsten Jahre eine stetige Weiterentwicklung und den Sprung in die internationale Spitze der Männer", sagt Bundestrainer Lang.

Eine Weiterentwicklung, die für den früheren Weltmeister David Storl wohl nur noch bedingt möglich ist. "Er wird bei Olympia auf alle Fälle dabei ein, aber ich weiß nicht, ob er mit dem Niveau der Amerikaner, die fast 23 Meter stoßen, mithalten kann", glaubt Richter. "Es wird in seinem Alter wahrscheinlich schwierig." 

Alte Technik wird Storl zum Nachteil

Dass Richter nun schon Storls U18-Rekord geknackt hat, dürfte auch an der Drehstoßtechnik liegen, die international längst zum Standard gehört - auch bei Richter. Storl dagegen ist der einzige Kugelstoßer in der erweiterten Weltklasse, der noch mit der veralteten Angleittechnik unterwegs ist - und auf allerhöchstem Niveau keine Chance mehr hat. 

Auch der heute 30-Jährige hatte in seiner Jugend zumindest zeitweise den Diskus geworfen, blieb dann aber im Männerbereich beim Kugelstoßen. "Es ist immer gut, solang es geht, beide Geräte auszubilden, weil viele Aspekte der Technik übereinstimmen", erklärt Sperling. "Auch um ein vielseitiges Bewegungsangebot zu schaffen."

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Die Worte seines Trainers sind Wasser auf Richters Mühlen. Auf die Frage, für welches Gerät er sich entscheiden würde, wenn er vor die Wahl gestellt würde, kommt er ins Grübeln. "Ich könnte mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht entscheiden. Meistens ist es so, dass – je nachdem was besser läuft – auch mehr Spaß macht. Aber festlegen könnte ich mich jetzt nicht."

Muss er auch nicht - denn das deutsche Supertalent will sich auf seinem Weg in den Männerbereich beide Optionen offen halten. "Ich habe schon öfter gehört, dass es schon viele versucht haben, es aber nicht so geklappt hat", erzählt Richter. "Vielleicht klappt's ja bei mir, ich lasse mich davon nicht abschrecken."

Beckenbruch hält Richter nicht auf

Mit beiden Geräten bei Olympia anzutreten - das wäre auch international ein Novum und ein echter Tabubruch. Schon bei den Spielen 2024 in Paris, wenn Richter 21 Jahre alt ist, ist eine solche Doppel-Teilnahme nicht ausgeschlossen.

Allerdings geht Richter mit aller Demut an die Sache heran - zumal er gerade erst am Anfang seiner Karriere steht. "Um Olympia zu gewinnen, spielen so viele Faktoren eine Rolle", sagt er. "Wenn die Gesundheit und die Umstände es zulassen, ist der große Traum bei Olympia im Finale zu stehen und vielleicht auch einmal eine Medaille zu holen."

Dass er Widerstände auf dem Weg zum großen Ziel überwinden kann, hat er schon bewiesen. Vor zwei Jahren zog er sich im Training einen Beckenbruch zu und verbrachte fast vier Wochen im Krankenhaus.

"Im Sitzen zu schlafen, ist nicht immer einfach", sagte Richter damals. Doch wer das bewerkstelligt, für den scheint auch ein Doppelstart bei Olympia keine Utopie zu sein.