Mit neun Goldmedaillen ist er zweiterfolgreichste Olympia-Leichtathlet aller Zeiten - hinter Paavo Nurmi und vor Usain Bolt. Wenn er lief, schaute ein Millionen-Publikum in der ganzen Welt an den TV-Geräten zu.
Carl Lewis: Lichtgestalt mit dunklem Schatten
Carl Lewis gehörte zu seiner aktiven Zeit nicht nur in der Leichtathletik zu den absoluten Superstars, er wurde auch dank seiner Ausstrahlung zur Sport-Ikone einer gesamten Generation.
1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles eroberte er eine ganze Nation im Sturm. Wie kein Zweiter brachte der Sprinter und Weitspringer Explosivität und Geschmeidigkeit in Einklang.
Viermal Gold holte Lewis in L.A.: über 100 Meter, 200 Meter, mit der amerikanischen Sprintstaffel und im Weitsprung. Da war er gerade mal 23 Jahre alt und schaffte genau das, was seinem großen Vorbild Jesse Owens 1936 in Berlin auch schon gelang.
Weitsprung-Epos zwischen Lewis und Powell
Sieben Jahre und zwei weitere olympische Goldmedaillen später duellierte er sich mit Mike Powell um den WM-Titel im Weitsprung. Tokio, 1991.
Der Zweikampf zwischen den beiden US-Athleten entwickelte sich zu einem epischen Duell, das in die Sport-Geschichte einging.
Lewis legte die beste Wettkampfserie hin, die je ein Weitspringer erreichte. Viermal sprang er mindestens 8,84 Meter weit und übertraf mit einem Sprung sogar die legendäre Bestmarke von 8,90 Meter von Bob Beamon aus dem Jahre 1968 um einen Zentimeter.
Doch der Sprung konnte wegen zu starken Rückenwinds nicht als Weltrekord gewertet werden. Den schnappte sich dann sein Rivale Powell im selben Wettkampf mit unglaublichen 8,95 Meter. Diese Weite ist bis heute unübertroffen.
Lewis lockt Mihambo nach Houston
Malaika Mihambo war zu dieser Zeit noch gar nicht geboren. Und dennoch wird die aktuelle Weitsprung-Weltmeisterin wohl schon bald mehr darüber wissen als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen.
Lewis, der dort dem Cheftrainer und früheren Weltklasse-Sprinter Leroy Burell als Co-Trainer assistiert, habe sie mit dem Versprechen gelockt, ihr Potenzial weiter ausschöpfen zu können.
"Wenn der beste Weitspringer der Welt so etwas sagt, ist das ein schönes Zeichen und ermutigt dich", sagte Mihambo im Interview mit der Bild am Sonntag.
Dass Lewis sie auch über seine Doping-Vergangenheit informiert, ist eher nicht zu erwarten. Dabei gehört auch dieses Kapitel zur Geschichte des erfolgreichsten amerikanischen Leichtathleten aller Zeiten.
Vier Jahre waren seit seinen Glanzleistungen von Los Angeles vergangen, als in seinem Körper 1988 während der Olympia-Qualifikation für Seoul drei verbotene Substanzen gefunden wurden: Pseudoephedrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin.
Laufen und springen durfte er in Südkorea trotzdem. Im Weitsprung holt er ebenso Gold wie über 100 Meter. Im Sprint aber erst, nachdem seinem großen Konkurrenten Ben Johnson der Olympiasieg wieder aberkannt wurde. Der Kanadier war gedopt.
Johnson wird bestraft - Lewis nicht
Dass ihm ein solcher Skandal damals erspart blieb, konnte nie wirklich erklärt werden. Das Nationale Olympische Komitee der USA hatte ihn zunächst tatsächlich suspendiert. Lewis aber bestand auf seiner Sichtweise, dass die Mittel ihm keinen Vorteil gebracht hätten. Außerdem hätten sie sich in einem Nahrungsergänzungsmittel befunden, über dessen Inhalte er nicht informiert gewesen sei.
Die Folge: Freispruch und Startrecht für Olympia 1988.
Erst 15 Jahre später sprach Lewis erstmals öffentlich darüber. Eine Entschuldigung oder gar Reue kam ihm aber nicht über die Lippen.
"Ich bin auf drei verbotene Substanzen positiv getestet worden, aber das Olympische Komitee der USA hat mich freigesprochen. Bei mir wurde genauso verfahren wie bei hundert anderen Sportlern auch, die positiv getestet wurden", sagte er im April 2003 der kalifornischen Zeitung Orange County Register.
All dies scheint Mihambos Begeisterung für ihren neuen Trainer nicht zu schmälern.
"Er ist der Athlet des Jahrhunderts. Er interessiert sich für Politik, spielt Klavier und hat sich vegan ernährt. Er hat gesungen, geschauspielert und hatte ein eigenes Mode-Label. Das sind Menschen, die nicht den 08/15-Weg gehen", schwärmt sie von Lewis.
Dass der neunmalige Olympiasieger ein politisch engagierter Mensch ist und sich für die Rechte der afroamerikanischen Bevölkerung eintritt, zeigt sich gerade in diesen Tagen wieder.
Nachdem George Floyd in der vergangenen Woche durch Polizeigewalt starb, erhob auch "King Carl" seine Stimme und schloss sich über Social Media der Protestbewegung an.
Sein positiver Dopingbefund und der Umgang damit aber bleibt ein Schatten auf seiner Karriere.