Leicht genervt diskutierte Armand Duplantis mit den Kampfrichtern, die ihm zunächst partout den Anlauf nicht freigeben wollten. Dann zuckte er kurz mit den Schultern, preschte los - und flog über 6,18 m, als wäre es das leichteste auf Erden.
Wie Wunderkind Duplantis Bubka und Co. toppte
Der 20 Jahre alte Sportler steigerte am 15. Februar 2020 die alte Bestmarke, die er im polnischen Torun aufgestellt hatte, um einen Zentimeter - und das binnen acht Tagen.
"Das war ein so großartiger Wettbewerb. Es war eine solche Energie, die das im Publikum auf mich übertragen hat, und davon lebe ich", sagte Duplantis, den alle Welt nur "Mondo" nennt und der 30.000 Dollar Prämie für den Weltrekord erhielt.
Duplantis, der Weltrekorde in quasi allen Nachwuchsklassen erzielt hatte, war in der Woche zuvor in Torun mit 6,17 m einen Zentimeter über der sechs Jahre alten Bestmarke des Franzosen Renaud Lavillenie geblieben.
"Ich habe von diesem Moment geträumt, seit ich drei Jahre alt war. Seit ich in Windeln im Garten die ersten Sprünge gemacht habe, wollte ich der Beste werden, der jemals gelebt hat", sagte Duplantis nach seinem ersten Weltrekord.
Jetzt hat er seinen Traum gleich zwei Mal erfüllt.
Erfolg war Duplantis vorherbestimmt
2018, als er mit 18 Jahre bereits Europameister (6,05 m) wurde, hatte er den Weg für die kommenden Erfolge bereits geebnet.
Denn schon vor seinen Weltrekorden war klar, dass Duplantis das Potenzial zu Wahnsinns-Erfolgen hat.
Bereits nach seinem Sprung in Torun konnte man sehen und ahnen, dass er noch Luft nach oben hat. Dass er nur eine Woche später seinen eigenen Rekord einstellt, hatte aber vermutlich keiner erwartet.
Aber auch in Glasgow hätte die Latte auch auf 6,20 m liegen können, gefallen wäre sie nicht.
Das enorme Potenzial des Schweden erkannte auch der früher Rekordhalter Renaud Lavillenie. "Ich wusste seit zwei Jahren, dass er das Potenzial dazu hat", erklärte er,, nachdem Duplantis seinen Rekord eingestellt hatte.
"Ich hatte die Ehre, den Rekord so lange zu haben, bis er es einmal sicherlich besser machen würde."
Auf den Spuren von Sergej Bubka
Vor Lavillenie war der Weltrekord 30 Jahren in den Händen der ukrainischen Stabhochsprung-Legende Sergej Bubka. Schon jetzt wird von Duplantis als möglicher Bubka-Nachfolger gesprochen. Dafür müsste der junge Schwede in nächster Zeit aber noch ein paar Mal seinen eigenen Rekord einstellen. In welche Höhen das Wunderkind vordringen kann, darüber lässt sich nur spekulieren.
Genau wie Lavillenie gönnt auch Bubka dem schwedischen Wunderknaben seinen Erfolg. "Es ist fantastisch, dass die Leichtathletik solche Talent wie Armand hat", sagte er.
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Hallen-Bestmarken im Stabhochsprung werden seit 2000 vom Weltverband als generelle Weltrekorde anerkannt. Eine eigene offizielle Wertung für Freiluft-Marken existiert nicht.
Den höchsten Sprung unter freiem Himmel schaffte Bubka 1994 in Sestriere mit 6,14, Duplantis sprang bei seinem EM-Titel 2018 in Berlin 6,05.
Die Weltrekord-Entwicklung im Stabhochsprung der Männer:
6,18 m Armand Duplantis (Schweden): 15.02.2020 Glasgow
6,17 m Armand Duplantis (Schweden): 08.02.2020 Torun/Polen
6,16 m Renaud Lavillenie (Frankreich): 15.02.2014 Donezk/Ukraine
6,14 m Sergei Bubka (Ukraine): 31.07.1994 Sestriere
6,13 m Sergei Bubka (GUS): 19.09.1992 Tokio
6,12 m Sergei Bubka (GUS): 30.08.1992 Padua
6,11 m Sergei Bubka (GUS): 13.06.1992 Dijon
6,10 m Sergei Bubka (UdSSR): 05.08.1991 Malmö
6,09 m Sergei Bubka (UdSSR): 08.07.1991 Formia
6,08 m Sergei Bubka (UdSSR): 09.06.1991 Moskau
6,07 m Sergei Bubka (UdSSR): 06.05.1991 Shizuoka
6,06 m Sergei Bubka (UdSSR): 10.07.1988 Nizza
6,05 m Sergei Bubka (UdSSR): 09.06.1988 Bratislava
6,03 m Sergei Bubka (UdSSR): 23.06.1987 Prag
6,01 m Sergei Bubka (UdSSR): 08.07.1986 Moskau
6,00 m Sergei Bubka (UdSSR): 13.07.1985 St. Denis