Ende Februar überraschte der WWE-Herausforderer AEW die Wrestling-Welt mit der Verpflichtung des langjährigen WWE-Topstars "Big Show" Paul Wight - nun hat der 2,10-Meter-Hüne erstmals ausführlich über die Hintergründe seiner Entscheidung gesprochen.
Wie WWE eine Legende vergraulte
Im Podcast seines neuen, alten Kollegen Chris Jericho dementierte der 49-Jährige Berichte, dass er den Marktführer aus finanziellen Gründen verlassen hätte. Der Knackpunkt sei ein anderer gewesen - er sei enttäuscht gewesen über einige Dinge, die ihm in den vergangenen Jahren bei WWE widerfahren wären.
Big Show erlebte bei WWE Enttäuschungen
Wight erklärte bei Talk is Jericho, dass ihm WWE schon vor rund fünf Jahren vermittelt hätte, dass man keine größeren Pläne mehr mit ihm hätte, dass er nie mehr Pay-Per-View-Hauptkämpfe bestreiten würde, sondern nur noch jüngere Talenten helfen sollte. Dies sei der O-Ton eines hochrangigen WWE-Entscheiders gewesen (nicht Boss Vince McMahon, wie er anfügte).
Letzteres sei für ihn prinzipiell nicht das Problem gewesen, allerdings seien ihm auch dabei "Handschellen angelegt" worden - so dass auch die Talente, denen er hätte helfen sollen, nur bedingt von ihm profitiert hätten. Als Beispiel nannte er die kurzfristige Entscheidung, die "Andre the Giant Memorial Battle Royal" bei WrestleMania 30 2014 nicht wie ursprünglich geplant von ihm, sondern vom Schweizer Cesaro gewinnen zu lassen. WWE hätte dann letztlich nicht viel für Cesaro draus gemacht.
Generell hätte Wight das Gefühl gehabt, dass WWE nie das Optimum aus ihm herausgeholt hätte, womöglich auch weil er nicht als Eigenkreation, sondern als Import des früheren Rivalen WCW wahrgenommen worden wäre (Wie der WWE-Erzfeind WCW durch Egotrips unterging).
Eine weitere persönliche Enttäuschung, von der Wight berichtete: WWE hätte ihm eine Geschäftsidee ruiniert, für die er seinen damaligen Arbeitgeber aus Lizenzgründen gebraucht hätte. Er hätte einen "Big Show Burger" vermarkten wollen - zusammen mit dem österreichischen Starkoch Wolfgang Puck -, WWE jedoch hätte ihm untragbare Bedingungen gestellt: Er hätte der Liga einen Millionen-Vorschuss geben müssen, eine weitere Millionensumme 18 Monate später und auch dazwischen große Teile des Profits.
Wight hätte das Gefühl bekommen, dass WWE ihm entweder auf diese Weise vermitteln wollte, dass sie nichts von seiner Idee hielten. Oder dass er böse hätte abgezockt werden sollen. Auch das hätte ihn generell gestört: "WWE redet viel von 'Familie', aber nur, wenn man etwas für sie tun soll, ansonsten ist es nur Geschäft."
Paul Wight vermisst Respekt für Legenden
Die Verhandlungen über einen neuen Vertrag seien dann im vergangenen Jahr nicht am Geld gescheitert. Das Problem seien vielmehr die angebotene Laufzeit gewesen (ein Jahr) und sein Gefühl, dass er aufs Altenteil abgeschoben werden sollte. Er hätte den Eindruck gehabt, dass WWE ihm letztlich einen so genannten "Legendenvertrag" hätte aufdrängen wollen.
Daran hätte er kein Interesse gehabt, WWE rede zwar viel von Respekt vor Legenden, aber letztlich passiere im Programm der Liga immer das Gegenteil: "Jedesmal, wenn ein Hall-of-Famer bei WWE auftaucht, wird er in Grund und Boden gestampft." Bei sich selbst hätte er diese Tendenz in seiner letzten WWE-Fehde mit Randy Orton auch schon deutlich bemerkt.
Neue Rolle bei AEW
Seine Geheimgespräche mit AEW-Boss Tony Khan seien dagegen bestens gelaufen, die eigentlichen Vertragsverhandlungen seien innerhalb von 15 Minuten durch gewesen - von den Konditionen seines mehrjährigen Vertrag sei er begeistert.
Wight betonte, dass er trotz allem nicht verbittert über WWE wäre, gerade auch zu Vince McMahon hätte er ein gutes Verhältnis. Der Ligaboss hätte ihn nach der Verkündung des AEW-Deals auch angerufen und ihm alles Gute gewünscht - und prognostiziert, dass er ein großer Gewinn für den Konkurrenten sein würde.
Wight, viermaliger WWE und World Champion als The Big Show, hat bei AEW einen "Langzeitvertrag" unterschrieben. Er soll weiter "im Ring als Wrestler und außerhalb als Kommentator, Moderator und Botschafter" agieren. Wight hat bereits die Arbeit als Co-Kommentator der in dieser Woche gestarteten Webshow Dark: Elevation aufgenommen.