Die Wrestling-Liga WWE verbietet ihren Performern künftig Deals mit Drittparteien.
WWE: Kritik nach umstrittenem Verbot
Vor einigen Tagen informierte Liga-Besitzer Vince McMahon die Wrestler per E-Mail, dass sie alle derartigen Deals bis zum 2. Oktober einzustellen haben. Kommen sie der Aufforderung in den nächsten 30 Tagen nicht nach, drohen ihnen Strafen von Geldbußen über Suspendierungen bis zur Vertragsauflösung.
Allerdings ist die E-Mail eher vage formuliert und deckt nicht genau ab, was alles unter "Third Parties" fällt. Viele WWE-Talente nutzen persönliche Accounts bei Streaming-Diensten wie Twitch, Cameo oder Youtube, um sich mit Fans zu unterhalten, sich selbst zu vermarkten und auch Geld zu verdienen. Da aufgrund der Coronakrise die nicht im TV übertragenen House-Shows wegfallen, geht den Wrestlern viel Geld verloren, das sie durch diese Drittparteien-Deals wieder verdienen wollen.
WWE will Rechte an bürgerlichem Namen besitzen
Am vergangenen Sonntag teilten die WWE-Bosse laut mehrerer Medien ihren Talenten in einem Meeting mit, dass sie das Produkt neu erfinden wollen. Dabei wurde auch erwähnt, dass nicht nur der Künstlername, sondern auch der bürgerliche Name im Besitz der Company ist. Da die meisten Wrestler ihre privaten Kanäle aber unter ihrem bürgerlichen Namen führen, will WWE dies verbieten, um die Marke zu schützen und möglichen Schaden abzuwenden.
Dies sei notwendig, damit die Liga den nächsten Schritt beim geplanten Wachstumsprozess gehen könne.
Das angekündigte Format sorgte für herbe Kritik, da die Wrestler nicht fest angestellt sind, sondern als "Independent Contractor" rechtlich Freiberufler sind.
Die Regelung ist allerdings lediglich eine Scheinselbständigkeit, wie der berühmte Comedian John Oliver in einem millionenfach aufgerufenen Youtube-Beitrag bereits vor einem Jahr analysierte. Wrestler unterschreiben Exklusiv-Verträge und sind in vielfacher Hinsicht an WWE weisungsgebunden. Als vermeintlich unabhängige Vertragsnehmer genießen sie jedoch keine der Vorteile einer festen Anstellung, unter anderem haben sie keine Kranken- und Rentenversicherung.
Foley und Nash üben Kritik
Dass die Liga nun auch die Rechte an ihren bürgerlichen Namen besitzen will, ist rechtlich kompliziert und wird als Fall fürs Gericht angesehen. Aktive Wrestler äußerten sich noch nicht dazu und erwarten laut Medienberichten bei den nächsten TV-Tapings genauere Infos zu der E-Mail. Teilweise wurden die Namen der privaten Streaming-Accounts bereits abgeändert, dies soll am grundsätzlichen Verbot jedoch nicht ändern.
WWE-Legende Mick Foley übte bei Twitter Kritik: "Es scheint mir eine lausige Sache zu sein, Wrestlern zu verbieten, zusätzliches Geld mit Geschäften mit Dritten - Twitch, YouTube, Cameo - zu verdienen. Das ist nur meine Meinung."
Altstar Kevin Nash blies ins gleiche Horn und antwortete Foley: "Besonders als 'Independent Contractors'. Man ist ein Angestellter, wenn man zu einer bestimmten Zeit auftauchen muss und in seiner persönlichen Zeit beschränkte finanzielle Gewinne hat. Fragt nach bei ihrer Krankenversicherung und Gewinnbeteiligung."
Auch Konkurrent All Elite Wrestling reagierte - auf etwas andere Art und Weise. Bei der Show AEW All Out in der Nacht zu Sonntag verwies Kip Sabian in einem Backstage-Interview mit einem Schild auf seinen Twitch-Account, in einer Einblendung gab AEW seine ausdrückliche Zustimmung dazu.