Der Corona-Ausbruch bei der Wrestling-Liga WWE ist noch immer nicht ausgestanden.
40 Corona-Fälle? WWE gebeutelt
Wie das Pro Wrestling Sheet meldet, sind vor den jüngsten Aufzeichnungen für die TV-Shows der Promotion weitere Angestellte positiv getestet worden. Übereinstimmende Berichte verdeutlichen, dass das Virus Covid-19 sich massiv verbreitet hat: Das Sheet berichtet von über 30 Fällen, der Wrestling Observer gar von um die 40.
Die aktuelle Welle nahm ihren Anfang bei einer ungenannten weiblichen Nachwuchswrestlerin, die bis zum 9. Juni als Stimmungsmacherin im Publikum für die Sendungen RAW und SmackDown eingesetzt wurde - seit einigen Wochen sorgen die hauseigenen Talente bei den Shows für die Geräuschkulisse.
Ende Juni folgte der große Ausbruch, den das Unternehmen von Vince McMahon bis heute nicht selbst bestätigt hat. Mehrere Angestellte - die Interviewerinnen Renee Young und Kayla Braxton sowie die Backstage-Producer Adam Pearce und Jamie Noble - haben sich jedoch als Positiv-Fälle offenbart. Die Wrestlerinnen und Wrestler sind offensichtlich angehalten, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, obwohl offensichtlich ist, dass auch sie betroffen sind.
Plötzlich fehlte bei WWE der halbe Kader
Bei der SmackDown-Ausgabe vor eineinhalb Wochen fehlte plötzlich praktisch der halbe Kader der Show, zu den auffälligen Abwesenheiten zählten unter anderem Daniel Bryan, Sheamus, Bray Wyatt, Otis und Mandy Rose, Sonya Deville und Shorty G (Chad Gable). Auch bei RAW waren in den vergangenen beiden Ausgaben Teile des Stammpersonals nicht dabei, unter anderem Nia Jax, Liv Morgan, Austin Theory und die Street Profits (Montez Ford und Angelo Dawkins).
In jedem der Fälle ist ungewiss, ob eine Infektion oder eine mit einem Verdachtsfall verbundene Vorsichtsmaßname der Grund ist, auch kreative Gründe können vereinzelt eine Rolle spielen, der Mystery-Charakter Wyatt etwa taucht ohnehin selten in den Wochenshows auf.
Ein Fall, bei dem der Hintergrund bekannt ist: Natalya, Tochter des 2018 verstorbenen Jim "The Anvil" Neidhart, wurde laut Observer von WWE zu einer vorläufigen Pause angehalten, weil ihr Mann TJ Wilson (Tyson Kidd) trotz negativer Tests beider Eheleute Krankheitssymptome zeigte.
AJ Styles, vor eineinhalb Wochen ebenfalls trotz vorheriger Ankündigung nicht bei SmackDown dabei, stand bei der vergangenen Ausgabe wieder im Ring. Kevin Owens, der nach dem ersten Fall selbst um eine Auszeit bat, griff bei RAW wieder ins Geschehen ein.
Keine Tests, keine Masken vor dem Ausbruch
WWE musste sich nach dem Ausbruch massive Kritik gefallen lassen, denn ihr vorheriger Umgang mit der Pandemie grenzte an völliger Ignoranz: Systematische Corona-Tests führte sie erst hinterher ein, auch gab es keine Maskenpflicht am Ort der Aufzeichnungen, auch nicht für die nicht unmittelbar an der Show beteiligten Personen.
Mehr noch: Bei einer RAW-Show im Juni, bei der WWE neben den eigenen Talenten auch Freunde und Verwandte der Stars und Nachwuchskräfte ins Publikum lud, sollen diese sogar explizit angehalten worden sein, keine Schutzmasken zu tragen. WWE hatte entsprechenden Berichten nicht widersprochen und darauf verwiesen, dass Masken aufgrund angeblich konsequenter Abstands- und Sicherheitsmaßnahmen "nicht erforderlich" gewesen wären.
Den Verzicht auf Tests rechtfertigte Ligavorstand Paul Levesque (Triple H) noch Anfang Juni sinngemäß damit, dass man diese noch nicht für ausgereift genug gehalten hätte - obwohl zum Beispiel der Neustart der Fußball-Bundesliga mit den damit verbundenen Massentests damals ebenso schon vollzogen war. Auch die Konkurrenzliga AEW hatte schon Anfang Mai alle Angestellten getestet.
Levesque erklärte dessen ungeachtet in einem Pressegespräch: "Wenn großflächige Tests, die auch akkurat sind, verfügbar werden, werden wir sie vollziehen. Aber erst müssen sie akkurat sein. Für die Zwischenzeit haben wir medizinische Maßnahmen, die umfangreich sind - und sie funktionieren!"
Auch Champion von Konkurrent AEW betroffen
Der anschließende Ausbruch strafte die Promotion Lügen und zwang sie zum Kurswechsel: Inzwischen gibt es vor jeder Aufzeichnung Corona-Tests (die immer noch keine 100-prozentige Sicherheit bieten, denn auch negativ Getestete können schon Virusträger sein). Laut Sheet wurden schon an die 1500 Tests durchgeführt. Auch eine Maskenpflicht für die nicht unmittelbar am Ringgeschehen Beteiligten wurde eingeführt, mit Geldstrafen (500 bis 1000 Dollar) bei Verstößen.
Das Corona-Problem von WWE hatte auch Folgen für die Konkurrenzliga AEW, die ihr für diese Woche geplantes Titelmatch zwischen Champion Jon Moxley (ehemals: Dean Ambrose) und Brian Cage um eine Woche verschieben musste. Moxley ist der Ehemann der infizierten Young, die vom Virus hart erwischt worden sein soll - mittlerweile geht es ihr besser.
AEW verknüpfte die Ankündigung der Verschiebung mit dem von Cages Manager Taz ausgesprochenen, giftigen Seitenhieb, dass sie Corona-Tests schon länger eingeführt hätte, man sei ja "kein Lotterladen".
WWE soll auf SummerSlam mit Fans gehofft haben
Übereinstimmenden Berichten zufolge hatte WWE eigentlich schon Planungen begonnen, schon im Juli wieder Veranstaltungen vor zahlendem Publikum auf die Beine zu stellen. Auch für den SummerSlam am 23. August war ein Umzug in eine Arena mit Fans in Florida im Gespräch - am eigentlich geplanten Veranstaltungsort Boston herrscht mindestens bis zum Ende des Sommers ein Großveranstaltungsverbot.
Mittlerweile soll aber sicher sein, dass auch die zweitgrößte WWE-Show des Jahres wieder im Performance Center steigt - wie schon der Jahreshöhepunkt WrestleMania 36 im April.
Seit damals fehlen WWE nicht nur die Fans, sondern auch einige Wrestler, allen voran Topstar Roman Reigns, der an Leukämie vorerkrankt und sich vor allem mit Blick auf seine fünf Kinder dem Risiko nicht mehr aussetzen wollte. Schon seit mehreren Monaten pausieren zudem NXT-Wrestler Kyle O'Reilly, der Diabetiker ist und der als politischer Kopf bekannte Sami Zayn, dem es ums Prinzip zu gehen scheint.