Gelüftet hat der Undertaker den Vorhang schon seit einigen Jahren. Im Frühjahr 2020 fiel er endgültig.
WWE-Doku The Last Ride: Taker entblößt Mythos
Die WWE-Legende offenbarte in einer Doku-Serie der Wrestling-Liga ungeschönt wie nie die reale Person hinter dem mystischen Totengräber-Charakter - und hat ihn an deren Ende offenbar in den Ruhestand geschickt.
Drei Jahre lang hatte sich Mark Calaway, wie der Taker im wahren Leben heißt, seit 2017 von einem Kamerateam hinter den Kulissen begleiten lassen. Das Ergebnis war eine fünfteilige Reihe namens "The Last Ride" (die Analogie zum "Last Dance" von Michael Jordan ist offensichtlich), inzwischen vollständig zu sehen im Web und Smart TV auf dem Streaming-Portal WWE Network.
Schon die sehenswerten ersten Einblicke in die Show zeigten, wie der 55-Jährige sich durch den Spätherbst seiner scheinbar nicht enden wollenden WWE-Karriere kämpfte und dabei auch mit Selbstzweifeln und Versagensängsten rang, dem fortgeschrittenen Alter und den nachlassenden Ringleistungen haderte.
"Eine meiner größten Ängste ist die Angst zu einer Art Parodie meiner selbst zu werden", lautet ein Schlüsselsatz des Takers zu Beginn der ersten Episode - in deren Verlauf er aber auch ehrlich damit umgeht, dass ihm das zuletzt nicht immer gelungen ist.
Undertaker hatte Idee zu "The Last Ride" selbst
Die Idee zu dem Filmdreh ging vom Undertaker selbst aus, wie er in einem Interview mit ESPN berichtete: "Das Ende naht und ich wusste, dass ich ein paar Dinge dokumentieren musste, denn sonst würde es keine Gelegenheit mehr dazu geben."
Einen konkreten Plan, was aus dem Filmmaterial entstehen sollte, hätte es zunächst nicht gegeben, die Idee zu der Serie hätte sich erst im Lauf der Zeit entwickelt.
Die erste Folge mit dem Namen "Chapter 1: The Greatest Fear" begleitete den Taker bei der Vorbereitung auf den Kampf gegen Roman Reigns bei WrestleMania 33, der damals sein letztes Match zu werden schien - und enthüllte in aller Deutlichkeit, wie sehr er diesen Kampf als Enttäuschung empfand.
"Angewidert" von WrestleMania-Match gegen Roman Reigns
"Ich war so angewidert, dass ich es mir nicht nochmal anschauen wollte", blickte der "Deadman" zurück. Dass die Kameras ihn dann aber auch dabei begleiteten, sei für ihn einer der unangenehmsten Momente der Dreharbeiten gewesen.
Der Undertaker war damals sichtlich angeschlagen in das Match gegangen, vor allem Hüftprobleme beeinträchtigten ihn. Am Ende war das Niveau des Kampfs weit weg von dem seiner WrestleMania-Klassiker gegen Shawn Michaels, Triple H und Co.
Vor allem für Reigns hätte ihm das leidgetan, berichtete der Taker: "Ich wollte das Beste für ihn tun, ich halte unendlich viel von ihm." Aber je mehr er in dem Match zu zeigen versucht hätte, desto mehr sei schiefgegangen.
Reigns durfte das "Phenom" am Ende besiegen und ihm damit die zweite Niederlage bei der größten WWE-Show des Jahres zufügen, drei Jahre nachdem Brock Lesnar den WrestleMania-Streak beendete (in einem Match, das auf noch üblere Weise aus dem Ruder gelaufen war).
Last des Alters plagt den Taker
Immer wieder wurde in "The Last Ride" das Dilemma des Takers offenkundig: Er versuchte dem eigenen Mythos auch im Alter gerecht zu werden, obwohl sein durch über 30 Jahre im Ring und zahlreiche Blessuren geschundener Körper das immer weniger zuließ - trotz seines noch immer beachtlichen Fitness-Levels, das er auch dem Training mit seiner Frau Michelle McCool zu verdanken hat.
Er fühle eine "Pflicht", bei seinen selten gewordenen Matches das Beste aus sich herauszuholen, sagt der Taker beim Weg zum Training für das Reigns-Match in die Kamera - gerade auch den Wrestlerkollegen gegenüber, denen er den Platz auf der Card wegnehme, obwohl sie viel häufiger die Knochen hinhielten.
Erkennbar wehmütig ergänzt der Taker: "Es würde mich fertig machen, wenn ein Zuschauer, der mich von früher kennt, seinem Sohn jetzt über mich sagen würde: Du hättest sehen müssen, wie er früher war. Nicht, wie er heute ist."
Noch ein Comeback bei WWE? Alles offen
Wohl auch, weil er diesem Anspruch gegen Reigns nicht gerecht geworden ist, hat der Undertaker nach dem Match gegen Reigns doch nicht Schluss gemacht, kehrte stattdessen ein Jahr darauf mit einem weiteren WrestleMania-Match gegen John Cena zurück und steht seitdem immer wieder in unregelmäßigen Abständen im Ring.
Zuletzt trat er bei WrestleMania 36 in einem als Mini-Film inszenierten Boneyard Match gegen AJ Styles an, mit dem er deutlich zufriedener war.
Bei ESPN zeigte sich der Taker auch noch offen dafür, dass solche Matches seine Karriere auch noch weiter verlängern könnten. "Das könnte so kommen, wenn ich das wollte", sagte er.
In der Abschluss-Episode - in der unter anderem der Tod seines Bruders Timothy Thema war - kam dann aber doch die verhältnismäßig klare Ansage: Er spüre "kein Verlangen" mehr, wieder in den Ring zu steigen. Der "Cowboy" hätte wohl wirklich seinen letzten Ritt vollzogen.
Ausstrahlung von Undertaker: The Last Ride auf dem WWE Network:
Alle fünf Episoden sind mittlerweile auf dem Streaming-Portal von WWE hochgeladen.