Zum 21. Mal jährt sich an diesem Samstag der Todessturz von Owen Hart bei einem tragisch missglückten Einmarsch-Stunt bei WWE. Die Wunden, die dieser vermeidbare Unfall geschlagen hat, sind bis heute nicht annäherend verheilt - was kurz dem traurigen Jahrestag noch einmal offensichtlich geworden ist.
"Wie Müll": Owens Witwe klagt an
In einer TV-Doku und mehreren Interviews hat Owens Witwe Marthas Hart ihre Sicht der Dinge auf die Tragödie und den anschließenden, hässlichen Prozess mit WWE noch einmal ausführlich dargestellt. Dabei hat sie auch erklärt, warum sie inzwischen auch mit Owens Bruder Bret Hart und seiner Familie zerstritten ist.
Owen Hart Thema bei "Dark Side of the Ring"
Owens Tod am 23. Mai 1999 war in dieser Woche Thema in der Serie "Dark Side of the Ring" des Medienunternehmens Vice, die zuvor unter anderem auch schon die Tragödien um Chris Benoit, Bruiser Brody und die Wrestling-Familie von Erich sehenswert aufbereit hatte.
In der Doku und diversen Mediengesprächen, die sie vor der Ausstrahlung geführt hat, machte die 53 Jahre alte Martha Hart noch einmal unmissverständlich klar, dass es zwischen ihr und WWE keine Annäherung gegeben hat und sie auch nicht daran denkt, irgendeine Verbindung zu der Promotion aufzubauen.
Ausdrücklich hat sie auch bekräftigt, dass sie einer Aufnahme Owens in die WWE Hall of Fame nicht zustimmen wird - die aus ihrer Sicht reine Geschäftemacherei ist und damit nicht mit ihrer Haltung vereinbar ist, dass WWE kein Geld mit dem Andenken an ihren Mann verdienen sollte. In der Doku wird auch deutlich, dass Owens mittlerweile 28 Jahre alter Sohn Oje Hart genauso denkt.
Unumkehrbar scheint auch Marthas Bruch mit dem Rest der Familie Owens zu sein, die sich in dem Prozess teilweise mit WWE statt mit ihr solidarisiert hatte. Zerstritten ist sie auch mit Owens großem Bruder Bret, der in dem Konflikt um den Tod des "King of Harts" ursprünglich noch an Marthas Seite gestanden hatte.
Zerwürfnis zwischen Bret und Martha Hart
"Bret hat mich während des Gerichtsprozesses sehr unterstützt", berichtete Martha in einem Interview mit The Wrap, dann aber sei es zu Unstimmigkeiten gekommen: Der "Hitman" - nach seinem geräuschvollen Abgang mit dem berühmten "Montreal Screwjob" 1997 damals selbst mit WWE zerstritten - hätte gewollt, dass in der außergerichtlichen Einigung, die Martha letztlich mit WWE erzielte, auch die Bild- und Videorechte aus seiner Zeit bei der früheren WWF thematisiert würden.
Weil es dazu nicht kam, sei Bret "sehr verärgert" gewesen, dies sei der "erste Riss in unserer Beziehung" gewesen. Im Konflikt um die Hall-of-Fame-Aufnahme Owens sei Bret dann "richtig bösartig" geworden.
Bret Hart, dessen Beziehung zu WWE sich nach seiner eigenen Hall-of-Fame-Aufnahme 2006 normalisiert hat, hatte den Streit vor zwei Jahren selbst öffentlich gemacht: Er kritisierte Martha, dass sie aus seiner Sicht "mehr getan hat, um die Erinnerung an meinen Bruder auszulöschen, als sie je getan hat, um an ihn zu erinnern" - was Martha als "respektlos und grausam" zurückwies.
Auf Marthas neue Kommentare angesprochen, erklärte Bret nun, dass er "an einer weiteren Medien-Schlammschlacht zwischen Martha und mir" kein Interesse hätte, gerade jetzt "inmitten einer globalen Pandemie". Nur so viel: "Unser Konflikt hat viele Facetten. Zu behaupten, dass es nur um mein WWE-Material ging, wäre eine grobe Vereinfachung und unrichtig. Weiter werde ich das nicht kommentieren."
Legendäre Matches bei WWE
Owen und Bret Hart waren nicht nur familiär verbunden, bei WWE bestritten sie 1994 eine große Fehde gegeneinander, in der Owen - im völligen Kontrast zu seinem wahren Charakter - als eifersüchtiger Neider des früheren WWE-Champions dargestellt wurde.
Die Rivalität verhalf Owen zum Durchbruch, der Kampf der beiden Edeltechniker bei WrestleMania X und ihr Steel Cage Match beim SummerSlam 1994 zählen zum Besten, was je im WWE-Ring auf die Beine gestellt wurde.
1997 verbündeten sich Bret und Owen und gründeten zusammen mit ihren Schwägern Jim "The Anvil" Neidhart und "The British Bulldog" Davey Boy Smith sowie ihrem Freund Brian Pillman die zweite Auflage der Hart Foundation, die mit ihrer Fehde gegen Stone Cold Steve Austin einen Grundstein der legendären "Attitude Era" legte.
"Weggeschaufelt wie ein Stück Müll"
Owen Hart war während der WWE-Veranstaltung Over The Edge im Alter von 34 Jahren zu Tode gestürzt, als er sich bei einem Einlauf-Stunt von der Hallendecke zum Ring abseilen sollte. Die Gurtsicherung hatte sich gelöst, eine weitere gab es nicht.
Owens Familie verklagte daraufhin WWE und den Hersteller des Gurtgeschirrs, warf ihnen fahrlässige Konstruktion und Durchführung vor. Im Herbst 2000 endete der Rechtsstreit mit einer außergerichtlichen Einigung, WWE zahlte 18 Millionen Dollar an Harts Familie. Martha finanzierte mit ihrem Anteil unter anderem eine Stiftung mit Owens Namen.
Signale der Versöhnung zwischen WWE und Owens Familie gibt es keine, im Gegenteil: Bei CBS betonte Martha, dass sie es als "völligen Mangel an Respekt vor einem Menschenleben" empfunden hätte, dass die Liga die Veranstaltung seinerzeit fortgesetzt hätte, während Owen "weggeschaufelt wurde wie ein Stück Müll". WWE antwortete über ihren Anwalt Jerry McDevitt unter anderem mit der bösen Unterstellung, dass der Prozess um Owens Tod für Martha ein "Vehikel" gewesen sei, "um dem Wrestling-Geschäft zu schaden, weil sie es nicht leiden kann".
Einen Kritikpunkt hat Martha im Vorfeld der Doku nun aber auch ausgeräumt: In Kooperation mit Vice hat die studierte Psychologin und Sozialwissenschaftlerin nun erstmals seit Owens Tod den Verkauf offizieller Fan-Shirts möglich gemacht. Alle Einnahmen kommen der wohltätigen Owen Hart Foundation zu gute.