Am Wochenende war Mike Tyson bei seinem Wrestling-Gastspiel vergleichsweise zahm geblieben - nun hat er überraschend groß nachgelegt.
Tyson-Prügelei bringt Quotenschub
Bei AEW Dynamite, der wöchentlichen TV-Show von All Elite Wrestling, rückte Tyson mit einer großen Entourage an, bei der auch andere Kampfsport-Stars mitmischten. Und er startete eine gigantische Prügelei mit Showkampf-Legende Chris Jericho, mit dem er einst schon auch bei WWE Stress hatte.
Für AEW scheint sich der Auftritt schon gelohnt zu haben: Die Episode mit Tyson - der vorab auch angekündigt und groß beworben war - brachte Dynamite die beste Einschaltquote seit langem.
Das Rating auf dem US-Heimatsender TNT stieg im Vergleich zur Vorwoche um 18 Prozent von 701.000 auf 827.000 Zuschauer und fuhr die höchste Quote seit dem 18. März ein, der ersten Show, bei der AEW wegen der Corona-Pandemie die Fans aussperren musste - und bei der die heiß erwarteten Debüts der früheren WWE-Stars Matt Hardy und Brodie Lee (Luke Harper) gestiegen waren.
Mike Tyson und Chris Jericho prügeln sich im Wrestling-Ring
Jericho und seine Gruppierung "The Inner Circle" hatten am Ende der Show einen Auftritt, indem sie ihre Niederlage im Hauptkampf der Großveranstaltung Double or Nothing verarbeiteten - einem irrwitzigen "Stadium Stampede Match" gegen Matt Hardy und das Bündnis "The Elite" in der leeren NFL-Arena der Jacksonville Jaguars.
Das comedy-lastige Segment erreichte seinen Höhepunkt, als Jericho sich nicht zufrieden zeigte mit diversen Aufheiterungsversuchen, die seine Kollegen Jake Hager, Sammy Guevara, Santana und Ortiz für ihn parat hatten. Er verlangte stattdessen "den Kopf von Mike Tyson auf einem Silbertablett", mit dem Hinweis darauf, dass "Iron Mike" ihn vor zehn Jahren bei WWE niedergeschlagen hatte, als der zu Gast bei der dortigen Flaggschiff-Show Monday Night RAW war.
Tyson ließ sich nicht lange bitten, er kam zusammen mit zahlreichen Begleitern, unter ihnen die UFC-Legenden Vitor Belfort und Rashad Evans sowie Henry Cejudo und posierte mit ausgezogenem Shirt vor Tyson.
Jerichos Aufforderung, sich für die offene Rechnung zu entschuldigen, stieß auf taube Ohren - stattdessen schubste Tyson Jericho, der schubste zurück und eine große Keilerei brach los. Tyson und der 49 Jahre alte Jericho wurden am Ende voneinander getrennt, schworen sich aber gegenseitig Rache.
Der 53 Jahre alte Tyson plant bekanntlich gerade ein Box-Comeback zu Show-Zwecken und selbstredend war auch der Eklat im Wrestling-Ring nicht real, sondern nach Drehbuch inszeniert.
Mike Tyson verhalf schon WWE zu Aufmerksamkeit
Für Tyson ist es sein aktuelles Engagement bei AEW sein drittes Intermezzo im Wrestling-Ring: Bei WrestleMania 14 im Jahr 1998 war er für WWE Gastringrichter des Hauptkampfs zwischen Stone Cold Steve Austin und Shawn Michaels, um den die damalige WWF eine große Story strickte.
Tyson schloss sich damals Michaels' Schurken-Gruppierung D-Generation X an (mit Triple H und der tragisch früh verstorbenen Chyna), wandte sich dann aber gegen sie, half Austin, das Match fair zu gewinnen und knockte Michaels hinterher aus. Die Aufmerksamkeit, die Tyson damals brachte, war ein wesentlicher Schub für das aufstrebende WWE-Aushängeschild Austin und die "Attitude Era".
2010 kam Tyson zu WWE zurück, als Gastmoderator der bei RAW - wo er sogar ein offizielles Match mit Jericho gegen die als Publikumslieblinge wieder vereinte DX bestritt. Tyson wechselte dann aber wieder die Seiten, schloss sich der DX an und schlug Jericho nieder. 2012 wurde er für seine Publicity-Verdienste in die Hall of Fame von WWE aufgenommen.
Bei AEW haben die beiden nun Tyson und Jericho nun an ihre Vorgeschichte angeknüpft - und es sieht so aus, als ob sie noch nicht miteinander fertig sind.
Die weiteren Highlights:
- Der zweite Coup neben dem Auftritt Tysons: Die bei WWE entlassenen The Revival feierten ihr Debüt bei AEW, mit dem neuen Namen FTR. Dax Harwood und Cash Wheeler, wie die ehemaligen Scott Dawson und Dash Wilder nun heißen, rückten mit einem Pickup-Truck an, als sich die Young Bucks nach dem Eröffnungskampf der Show in eine Prügelei mit dem Duo The Butcher & The Blade verstrickten. Harwood und Wheeler deuteten zunächst an, auf die Bucks loszugehen, wandten sich stattdessen aber gegen Butcher und Blade - sind damit also offiziell Publikumslieblinge. Den von den Bucks angebotenen Handschlag nahmen sie dann aber nicht an.
- Debütant Brian Cage, der sich bei Double or Nothing gleich ein Match um den World Title sicherte, unterstrich seine Dominanz: Der muskulöse Ex-Champion von Impact und Lucha Underground (und man kann es nicht oft genug sagen: "Mörder" von TV-Legende Lorenzo Lamas) feierte schnellen Sieg gegen Lee Johnson. Cages Manager Taz, warnte Champion Jon Moxley (ehemals: Dean Ambrose bei WWE) mit denselben Worten vor Cage, mit denen er zu aktiven Zeiten bei der Kultliga ECW einst vor sich selbst warnte: "Beat him if you can, survive if he lets you!"
- Britt Baker, deren Charakter als größenwahnsinniges "Role Model" mehr und mehr an den frühen Chris Jericho bei WCW erinnert, ließ sich in einem Rollstuhl in die Arena rollen und formulierte eine Verschwörungstheorie, die ihre vergangene Woche zugezogene Knieverletzung als großes Komplott aller AEW-Frauen gegen sie darstellte. Sie kündigte an, rechtzeitig zur nächsten Großveranstaltung All Out im September zurück zu sein und sich zu rächen.
- Cody Rhodes, von Tyson gekrönter Träger des neuen TNT-Titels, versprach in seiner Antrittsrede ein "Fighting Champion" zu sein, der jede Woche seinen Titel aufs Spiel setzen werde. Der Rest des Kaders könne es als offene Herausforderung verstehen.
In einer großen Battle Royal wurde dann Codys erster Herausforderer gekürt. Das große Teilnehmerfeld reduzierte sich am Ende auf vier aufstrebende Phänomene: Das charismatische Supertalent MJF und dessen Bodyguard Wardlow, Luke Perrys Sohn Jungle Boy und der kultig-skurrile Lustlos-Wrestler Orange Cassidy. MJF wollte seinen diamantbesetzten Ring gegen Cassidy einsetzen, traf aber versehentlich seinen Verbündeten Wardlow, worauf dann zuerst MJF, dann Wardlow eliminiert wurden. Im Schlagabtausch der Publikumslieblinge setzte sich dann der bei Double or Nothing noch von MJF bezwungene Jungle Boy durch und trifft damit nächste Woche auf Cody.
Die Ergebnisse von AEW Dynamite am 27. Mai 2020:
Matt Hardy & The Young Bucks besiegen Joey Janela & Private Party
Brian Cage besiegt Lee Johnson
AEW World Women's Championship Title Match: Hikaru Shida (c) besiegt Christi James
Jimmy Havoc & Kip Sabian besiegen SCU
TNT Championship Title #1 Contendership Battle Royal - Sieger: Jungle Boy