Vor fünf Wochen hatte Bill Goldberg den wohl umstrittensten Sieg des WWE-Jahres gefeiert.
Neuer Fan-Ärger über Goldberg-Match
Sein Match beim Jahreshöhepunkt WrestleMania 36 mündete nun erneut in einem Aufreger, in mehrerlei Hinsicht.
Im Windschatten des unorthodoxen Hauptkampfs zwischen dem Undertaker und AJ Styles hatte der Altstar seinen Universal Title gegen Braun Strowman aufs Spiel gesetzt - mit einem Ergebnis, das die Fans der Wrestling-Liga erneut spaltete.
Braun Strowman ersetzte Roman Reigns
Zur Erinnerung: Der 53 Jahre alte Goldberg hatte beim Super ShowDown in Saudi-Arabien sein jüngstes WWE-Comeback nach vier Monaten Pause gefeiert und dabei die Titelregentschaft von Bray Wyatt alias The Fiend jäh beendet - zum Missfallen vieler Anhänger.
Eigentlich hatte diese Kreativ-Entscheidung zu einem großen Match gegen Roman Reigns im Football-Stadion der Tampa Bay Buccaneers führen sollen.
WWE musste diesen Plan bekanntlich über den Haufen werfen: Erst zwang die Corona-Pandemie die Liga zum Umzug in die Geisterkulisse des Performance Center in Orlando, dann zog sich der an Leukämie vorerkrankte Reigns aus akuter Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus Covid 19 kurzfristig aus dem Match zurück.
Strowman profitierte und kam unverhofft zu seinem ersten großen WrestleMania-Match - in dem er dann auch gleich seinen ersten großen Titel einstreichen durfte.
Bill Goldberg in Blitzmatch besiegt
Das "Monster Among Men" gewann das Match, in dem er zunächst vier Spear Tackles von Goldberg überwand und dann mit vier Ausführung seiner eigenen Spezialaktion konterte, dem machtvollen Powerslam.
Das Match dauerte keine drei Minuten - typisch für die Auftritte von Goldberg, seitdem er 2016 mit einer Matchserie gegen Brock Lesnar aus einem 12 Jahre langen Ruhestand gekommen war. Schon immer war er mehr für seine Explosivität als für sein Ringhandwerk bekannt, inzwischen hält WWE deshalb alle Kämpfe des früheren Topstars der Konkurrenzliga WCW betont kurz.
Obwohl die Matchlänge deshalb keinen überraschen konnte, äußerten sich viele Fans in den sozialen Medien kritisch. Und auch Strowmans Aufstieg zum Champ ist nicht ganz unumstritten.
WWE-Karriere des "Monster Among Men" erlebte Knick
Der 36 Jahre alte Koloss Strowman, ein ehemaliger Powerlifter, ist ein Eigengewächs von WWE, das seit 2015 im Hauptkader steht und im Jahr darauf groß herausgebracht wurde als monströser Charakter mit übermenschlichen Kräften, der sogar tonnenschwere Krankenwagen und Trucks mit vermeintlich bloßen Händen umschubste.
In den vergangenen Jahren war Strowmans Karriere aber schon wieder etwas abgeflaut, auch weil er im Ring nicht ganz die Entwicklungskurve nahm, die man sich von ihm erhofft hatte.
Erst bei der vergangenen WrestleMania soll Strowman viel Kritik auf sich gezogen haben, weil er bei seinem Sieg in der "Andre The Giant Memorial Battle Royal" eine Reihe von Aktionen verpatzte - was angeblich auch der Grund war, warum er in den Wochen danach erstmal keine größere Rolle im WWE-Programm spielte.
Im vergangenen Sommer hatte Strowman auch enthüllt, dass er aus Frustration über seinen Status bei WWE Ligaboss Vince McMahon zur Rede stellte (von diesem aber beruhigt werden konnte).
Zwar war Strowman trotz seines Karriere-Knicks im vergangenen Sommer neuen Langzeitvertrag unterschrieben und war zuletzt auch wieder im Aufwind. Dass er ohne die besonderen Umstände zum Champion aufgestiegen wäre, ist jedoch fraglich. Und so wird nun auch moniert, dass WWE für Goldberg den brandheißen Charakter des Fiend opferte, um in Ergebnis Goldberg für einen weit weniger heißen Charakter zu opfern.
Wrestling-Kollegen verärgert
Ein weiteres pikantes Detail: Strowman hatte sich zuletzt auch unter Kollegen unbeliebt gemacht, mit unsensiblen Kommentaren über die Folgen der Corona-Pandemie für die Wrestling-Branche.
Strowman hatte seinen Wrestler-Kollegen Evil Uno aus der Konkurrenzliga AEW kritisiert, als der Fans dazu aufrief, Independent-Wrestler mit Merchandise-Käufen durch die Krise zu helfen - vertragslosen Kollegen, die das Schicksal vieler freischaffenden Künstler in diesen Zeiten teilen: Sie können nicht mehr vor Publikum auftreten und sich so mit Wrestling nicht mehr ihren Lebensunterhalt finanzieren.
"Wenn du deine Rechnungen nicht bezahlen kannst, solltest du den Beruf wechseln", hatte Strowman unter anderem darauf geantwortet. Und auch wenn er das später löschte (und sich einem Bericht des Wrestling Observer zufolge einsichtig zeigte, nachdem Kollegen ihm den Kopf wuschen): Es blieb der Eindruck, dass ein Millionenverdiener das menschliche Gespür für die Nöte der weniger privilegierten Kollegen vermissen ließ.
Geht der Titel zurück an The Fiend?
Es bleibt abzuwarten, ob vor Strowman nun eine längere Regentschaft steht oder ob er sich als Übergangs-Champion entpuppt, der den Titel bei nächster Gelegenheit an einen anderen Star abtritt, wie Reigns (mit dem er allerdings schon eine längere Fehde hatte) oder zurück an den Fiend (der an Tag 2 von WrestleMania für ein Match mit Topstar John Cena verplant ist).
Goldberg - der im vergangenen Jahr einen neuen Vertrag mit WWE abgeschlossen hatte - scheint jedenfalls weiter nur für besondere Anlässe zur Verfügung zu stehen, nicht als Dauerlösung für das wöchentliche WWE-Programm (wenn es die Liga denn trotz der zunehmenden Corona-Einschränkungen weiter durchziehen kann).
Ob das große Goldberg-Reigns-Match irgendwann nachgeholt werden kann, steht aktuell in den Sternen.