Man darf vom Ende einer Ära bei WWE sprechen: Nach 36 Jahren hat sich die Wrestling-Promotion von Gerald Brisco getrennt, einem langjährigen Vertrauten von Ligachef Vince McMahon.
Aus für Hogan- und Lesnar-Entdecker
Der 73-Jährige war Teil der im April bekanntgegebenen Entlassungswelle. Offiziell war Brisco zunächst in Kurzarbeit gegangen, nun hat er selbst mitgeteilt, dass sein Aus endgültig ist.
Beteiligt an "Black Saturday" und "Montreal Screwjob"
Brisco war zwischen 1969 und 1985 im Ring aktiv und bildete ein populäres Tag Team mit Bruder Jack Brisco. Gerald und der als Einzelwrestler erfolgreichere Jack unterschrieben 1984 gemeinsam bei der damaligen WWF - und lösten damit den folgenreichen "Black Saturday" aus.
Die Briscos waren zuvor Mitbesitzer der Liga Georgia Championship Wrestling, die damals von McMahons WWF geschluckt wurde. Der Verkauf war ein Meilenstein der nationalen Expansion der Liga, die darauf abzielte, zum alleinigen Marktführer aufzusteigen und das damalige Territorialsystem regionaler Promotions zu zerschlagen - letztlich erfolgreich.
Brisco beendete bald darauf seine aktive Karriere und wurde hinter den Kulissen als für die Kreation und Umsetzung von Storys und Matches zuständiger Booker und Road Agent aktiv.
Im Lauf der Jahre entwickelte sich Brisco zu einem wichtigen Vertrauten McMahons. Sein besonderer Status zeigte sich unter anderem daran, dass er zu den wenigen Eingeweihten vor dem "Montreal Screwjob" 1997 gehörte, dem Betrug am scheidenden Topstar Bret "The Hitman" Hart, der sein letztes Match entgegen der Absprache gegen Shawn Michaels verlieren musste.
Mit Bruder Jack in der WWE Hall of Fame
Briscos Nähe zu McMahon wurde danach auch vor der Kamera thematisiert, zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Pat Patterson trat er in der "Attitude Era" als Lakai McMahons auf.
Die beiden "Stooges" entwickelten sich dabei immer mehr zu Comedy-Charakteren, die auch immer wieder für Gag-Matches in den Ring stiegen, auch gegeneinander. Im vergangenen Jahr knüpften Patterson und Brisco daran an, als sie in einem Gastauftritt bei "RAW Reunion" Teil des Rennens um den 24/7 Title wurden (den Gürtel, den später NFL-Rückkehrer Rob Gronkowski hielt).
Gerald Brisco zog mit Bruder Jack 2008 in die WWE Hall of Fame ein, zwei Jahre danach starb Jack nach einer missglückten Herz-Operation. Als Folge mehrer Schlaganfälle ist auch Gerald gesundheitlich mittlerweile stark angeschlagen.
Gerald Brisco entdeckte Brock Lesnar und Hulk Hogan
Das größte Vermächtnis, das Brisco in der Branche hinterlässt, ist sein Wirken in der Talentförderung: Der ehemalige College-Ringer entdeckte in seinem alten Sport zahlreiche spätere Wrestling-Stars, unter anderem Brock Lesnar.
Mehr noch: Brisco und Bruder Jack waren auch diejenigen, denen im Jahr 1976 bei einem Barbesuch in Florida ein bulliger blonder Bassist auffiel, dem sie rieten, sich als Showkämpfer zu versuchen.
Terry Bollea hieß dieser junge Mann, der später als Hulk Hogan bekannt wurde.