Es ist die größte Showkampf-Veranstaltung von WWE, der Super Bowl des Wrestling.
Diese Mania-Momente sind heute getrübt
SPORT1 erinnert an die Momente, an denen die Marke WrestleMania sich messen lassen muss, an die denkwürdigsten Auftritte von Hulk Hogan, The Rock, John Cena, dem Undertaker und Co. - aber auch daran, welche dieser Momente aus heutiger Sicht getrübt sind.
- Diese WWE-Stars sind vor WrestleMania in Hochform: Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast - die neue Folge auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Podigee und überall, wo es Podcasts gibt
Mister T! (WRESTLEMANIA I, 1985)
Der junge Promoter Vince McMahon übernahm zu Beginn der Achtziger die damalige WWF von Vater Vince Sr. - und expandiert mit ihr national und global. Eine wichtige Wegmarke: Er schuf eine jährliche Pay-Per-View-Großveranstaltung, WrestleMania. Für die erste Ausgabe im New Yorker Madison Square Garden bot er nicht nur seine besten Wrestler auf, sondern auch eine Reihe großer Namen aus Sport- und Showgeschäft: Sängerin Cyndi Lauper, Pianist Liberace, Wrestling-Edelfan Muhammed Ali als Ringrichter des Hauptkampfs - und A-Team-Star Mr. T als einer seiner Teilnehmer.
An der Seite von McMahons Topstar Hulk Hogan - mit dem er schon in Rocky III aufgetreten war - besiegte er die verstorbenen „Rowdy“ Roddy Piper und Paul Orndorff, Hogan übernahm im Gegenzug eine Gastrolle im A-Team. Ein PR-Coup, der entscheidend dazu beitrug, WrestleMania, Hogan und die WWF als Pop-Phänomen zu etablieren. Promis, die aktiv im und am Ring mitmischen - Mike Tyson, Floyd Mayweather, Mickey Rourke, Rap-Superstar Bad Bunny, Donald Trump (!) - sind ein Erfolgsrezept von WrestleMania geblieben.
Der große Wurf (WRESTLEMANIA III, 1987)
Hulk Hogan prägte in der WWF eine Ära, steht in den Hauptkämpfen von acht der neun ersten WrestleManias. Sein größter: Vor 93.000 Zuschauern im Pontiac Silverdome begegnete er dem jahrelang wohlgepflegten Mythos André The Giant, hob den angeblich über 200 Kilo schweren Hünen von den Füßen und besiegte ihn. Ein Leckerbissen ist das Match nicht, aber ein voller kommerzieller Erfolg - wer an das Wrestling dieser Zeit denkt, denkt an diesen Moment. André, auch bekannt aus Hollywood-Auftritten in „Conan“ und „Die Braut des Prinzen“ starb 1993 mit nur 46 Jahren an Herzversagen.
Ultimativer Sieg (WRESTLEMANIA VI, 1990)
Hulk Hogan war mit seinen großen Siegen über André, King Kong Bundy und „Macho Man“ Randy Savage der WWF-Star der Achtziger, der Ultimate Warrior sollte der der Neunziger werden. In einem groß aufgebauten Duell durfte der comicbunte Herausforderer Hogan klar und fair besiegen - als erster Wrestler überhaupt seit Hogans großem Aufstieg. Die Ära des 2014 kurz nach seiner Hall-of-Fame-Aufnahme verstorbenen Warrior blieb jedoch eine kurze. Gründe dafür: Stunk hinter den Kulissen und ein großer Steroidskandal, in den der Warrior wie auch Hogan verwickelt waren - und der in der WWF so einiges durcheinander brachte.
Eine neue Stufe (WRESTLEMANIA X, 1994)
Die Jubiläums-WrestleMania war die erste ohne Hogan, neue Stars eroberten die Bühne - nicht zufällig etwas weniger muskulöse als die alten. Bret „The Hitman“ Hart gewann im Hauptkampf den World Title vom früh verstorbenen Koloss Yokozuna - die Show allerdings stAHL ein neuartiges Spektakel: das Leitermatch zwischen dem kürzlich verstorbenen Razor Ramon (Scott Hall) und Shawn Michaels. Vor allem Michaels bleibt mit seinen waghalsigen Flugmanövern in Erinnerung und begründet seinen Ruf als „Mr. WrestleMania“ (Die vergessene Skandal-Akte von Shawn Michaels).
Attitude (WRESTLEMANIA 13, 1997)
Die 13 bringt bekanntlich Unglück: Keine WrestleMania hatte weniger Pay-Per-View-Zuschauer, zum ersten Mal war sie trotz deutlich kleinerer Hallenkapazität als heute üblich nicht ausverkauft. Die Konkurrenzliga World Championship Wrestling (WCW) hatte der WWF Hogan und viele Stars abspenstig gemacht und war in der Zuschauergunst vorbeigezogen, die WWF befand ihrer schwersten Krise. Doch an ihrem tiefsten Punkt wurde der Grundstein für den Wiederaufschwung gelegt.
Der hochklassige Street Fight zwischen Bret Hart und Stone Cold Steve Austin machte letzteren zum Star: Dass der blutig geprügelte Bösewicht erst bewusstlos werden musste, um von Hart besiegt zu werden, machte ihn zum Publikumsliebling und zum Begründer einer neuen Boom-Zeit - der Attitude-Ära. Das fluchende und Bier trinkende Raubein wurde ein Jahr später zum Champion gekrönt, mit Hilfe von Promi-Gastringrichter Mike Tyson.
Der Speer von der Leiter (WRESTLEMANIA X-7, 2001)
Die WWF hatte den Konkurrenzkampf mit der WCW gewonnen und sie aufgekauft - und feierte das mit einer WrestleMania, die vielen Fans als beste überhaupt gilt. Höhepunkt 1: das große Duell der beiden Top-Stars Austin und The Rock, an dessen Ende sich Austin mit seinem Erzfeind Vince McMahon verbündete und wieder böse wurde. Höhepunkt 2: Das stilbildende TLC-Match zwischen den Dudley Boyz, den Hardy Boyz sowie Edge und Christian, bei denen Leitern, Tische und Stühle deformiert wurden. Gipfel des Spektakels: Der inzwischen wieder aktive Edge pflückte den viele Meter über dem Ring baumelnden Jeff Hardy mit einem Spear von der Leiter aus der Luft.
Ikone gegen Ikone (WRESTLEMANIA X-8, 2002)
Nach neun Jahren Abwesenheit war Hogan zurück in der WWF (kurz darauf: WWE) - und auch mit 48 Jahren noch ein Phänomen. Das Publikum bejubelte den Altstar, noch mehr als seinen Gegner The Rock.
Der Star der neuen Generation durfte das Match zwar gewinnen, aber Mythos Hogan schien unverwüstlich. Inzwischen jedoch ist Hogans Ruf durch einen Rassismus-Skandal schwer geschädigt, bei seinem letzten WrestleMania-Gastauftritt im vergangenen Jahr wurde er ausgebuht.
Triumph und Tragödie (WRESTLEMANIA XX, 2004)
Zwei Publikumslieblinge auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Chris Benoit gewinnt den World Title, Eddie Guerrero verteidigt den WWE Title, die beiden Freunde und Weggefährten feiern und weinen gemeinsam. Drei Jahre später sind beide tot.
Der jahrelang drogenabhängige Eddie Guerrero erlag 2005 38-jährig einem Herzinfarkt, zwei Jahre spätet tötete der 40 Jahre alte Chris Benoit - der als Folge seiner Ringkarriere unter schweren Hirnschäden litt - seine Ehefrau, seinen kleinen Sohn und sich selbst. Das Bild, das einst bei vielen Fans Tränen der Rührung auslöste: Im Nachhinein ist es eine Erinnerung an die Abgründe, die zuweilen hinter der glänzenden Fassade stecken.
Feueralarm (WRESTLEMANIA 22, 2006)
Wrestler, die von Leitern fliegen und durch Tische krachen, 130-Kilo-Mann Brock Lesnar, der mit einem Rückwärtssalto auf Kurt Angle springt (und daneben fliegt): WrestleMania ist immer auch eine Bühne für waghalsige, extreme und zirkusreife Manöver.
Einen drauf setzten Mick Foley und Edge, als sie in ihrem Duell 2006 einen Tisch in Brand steckten und gemeinsam durch ihn flogen. Der Sprung durchs Feuer brachte Edge den Sieg und dem für seine teils selbstmörderischen Ringstunts berüchtigten Foley - eigentlich da schon im Ruhestand - mit etwas Verspätung seinen großen WrestleMania-Moment.
Ein (scheinbar) letztes „Whooo!“ (WRESTLEMANIA XXIV, 2008)
In einem letzten großen Match stand bei WrestleMania am 30. März 2008 die Karriere des 16-maligen World Champions „Nature Boy“ Ric Flair auf dem Spiel. Sein Gegner Shawn Michaels beendete die Laufbahn der 58 Jahre alten Legende mit seiner Spezialaktion, der Sweet Chin Music - begleitet von den Worten „I‘m sorry, I love you.“
Was den emotionalen Abschied schmälerte: Charlotte Flairs Vater konnte es doch noch nicht lassen und stieg noch drei weitere Jahre für kleinere Promotions in den Ring, ehe er aus Sorge um seine Gesundheit wirklich Schluss machte. Im vergangenen Jahr zerbrach unter unrühmlichen Umständen auch sein auf Lebenszeit angelegter Deal mit WWE, wegen eines wieder aufgekochten Belästigungsskandals schnitt WWE zuletzt sogar Flairs legendären „Whoo!“-Ruf aus ihren Show-Intros.
Die Undertaker-Festspiele (WRESTLEMANIA XXV - XXVIII, 2009-2012)
Seit 1990 hatte der Undertaker jedes seiner WrestleMania-Matches gewonnen. Die Versuche seiner Kollegen das zu ändern, sorgten für einen Klassiker nach dem anderen. Shawn Michaels scheitert 2009, setzt 2010 in einem weiteren Duell seine Karriere gegen „The Streak“ aufs Spiel - und folgte Flair nach einer weiteren Niederlage in den Ruhestand, nicht ohne seinen Legendenstatus mit zwei finalen Top-Matches zementiert zu haben.
In den zwei darauffolgenden Jahren trieb Michaels‘ Kumpel Triple H den Deadman an seine Grenzen, schaffte es aber weder 2011 in einem normalen Match noch 2012 im Hell-in-a-Cell-Käfig mit Michaels als Gastringrichter. 17:0, 18:0, 19:0, 20:0 - nichts schien die WrestleMania-Serie des Takers erschüttern zu können. Am Ende lagen sich alle drei in den Armen und ließen sich feiern für vier der größten Kämpfe der WWE-Geschichte.
Für alle drei ging es danach noch weiter, auch Michaels feierte 2018 nochmal ein eher unwürdiges Comeback für ein Legendenmatch in Saudi-Arabien mit den beiden Weggefährten. Soeben ist Triple H Michaels und dem Taker wegen Herzproblemen in die Rente gefolgt.
Noch ein Generationentreffen (WRESTLEMANIA XXIX, 2013)
Dwayne „The Rock“ Johnson wurde vom WWE- zum Hollywood-Superstar, er ließ es sich jedoch nicht nehmen, noch einmal in den Ring zurückzukehren und sich in einer großen Matchserie mit seinem Nachfolger zu messen: Bei der 28. WrestleMania besiegte er John Cena, ein Jahr später durfte der sich revanchieren. Es war bis dato das letzte vollwertige Match des Leinwandhelden und der Ritterschlag für seinen Erben.
21:1 (WRESTLEMANIA XXX, 2014)
Einmal mehr blieb eine Jubiläums-WrestleMania lange in Erinnerung: Da war das Märchen des Daniel Bryan, der von der WWE gegen alle Erwartungen zum Champion wurde - und eben: das Ende von „The Streak“. Nach 21 Siegen in 21 WrestleMania-Matches bekam Gegner Brock Lesnar die Ehre, die einmalige Siegesserie des Undertaker klar und deutlich mit einem F-5 zu beenden - in einem Match, das wegen einer gefährlichen Kopfverletzung des Takers auf dramatische Weise schief lief.
"This is still my yard" (WRESTLEMANIA 33, 2017)
Der Deadman kam wieder, besiegte 2015 Bray Wyatt und 2016 Shane McMahon, 2017 endete eine vollgepackte Sieben-Stunden-Show (mit Rob Gronkowski, dem Mania-Comeback von Bill Goldberg gegen Brock Lesnar und einem Heiratsantrag von John Cena für Nikki Bella) mit dem nächsten großen Generationenduell: der Undertaker gegen den immer mehr zum Topstar aufgebauten Roman Reigns.
„This is still my yard“, blafft der Taker dem 20 Jahre jüngeren Reigns entgegen - der fügte ihm am Ende doch seine zweite Niederlage zu. Der Undertaker zog traurig von dannen, ließ Hut und Mantel im Ring zurück, alles sah nach endgültigem Abschied aus - doch erst 2020 nach einem letzten Showdown mit AJ Styles war wirklich Schluss.
Women's Revolution (WRESTLEMANIA 35, 2019)
Hübsches Beiwerk? Das war mal: Im 35. WrestleMania-Jahr krönt WWE die "Women's Revolution" und platziert erstmals die Frauen im Hauptkampf der Show.
Ronda Rousey, die durch ihre bei der Kampfsportliga UFC errungene Prominenz großen Anteil daran hatte, trat an gegen Ric Flairs Tochter Charlotte und Becky Lynch, die sich in den Monaten zuvor zur populärsten WWE-Frau hochgekämpft hatte.
Die Irin Lynch (deren Karriere wegen eines dramatischen Ringunfalls in Deutschland eigentlich früh beendet schien) vollendete ihren Aufstieg mit dem großen Sieg über ihre Rivalinnen und sicherte sich damit beide Damentitel der Liga. Im Jahr 2021 folgte an Tag 1 von WrestleMania 37 der zweite Frauen-Hauptkampf, bei dem Bianca Belair mit dem Titelgewinn über Sasha Banks zum Topstar aufstieg.
Head of the Table (WRESTLEMANIA 37, 2021)
Nachdem der Ausbruch der Corona-Pandemie WrestleMania 2020 vor eine recht unwürdige Kulisse im zuschauerlosen Trainingszentrum von WWE in Orlando zwang, läutete die 37. Auflage das Comeback der Fans ein, wenngleich noch in reduzierter Kapazität.
Roman Reigns - der die Vorjahresausgabe wegen der Sorgen um seine durch zwei Leukämie-Erkrankungen geschwächte Gesundheit ausließ - vollendete in Tampa seine Neuerfindung als mafiabossartiger Erzschurke und verteidigte seinen Universal Title in einem mitreißenden Dreikampf gegen Edge und den mittlerweile zu Konkurrent AEW gewechselten Daniel Bryan (Bryan Danielson). Er hält den Titel bis heute - auch noch nach dem Match gegen Lesnar am Sonntag?