Ein großer Rivale des "Nature Boy" Ric Flair und erklärtes Vorbild von WWE-Topstar Triple H: Harley Race war einer der größten und wichtigsten Wrestling-Stars des 20. Jahrhunderts.
Warum der WWE-Boss Harley Race fürchtete
In den siebziger und achtziger Jahren hielt Race achtmal den NWA World Heavyweight Title, den damals prestigereichsten Gürtel der Welt, verteidigte den Titel auf drei Kontinenten (Amerika, Asien, Australien) und mehrte so auch international seinen Ruhm.
Der am 1. August 2019 an Lungenkrebs verstorbene Race galt als einer der handwerklich besten und härtesten Old-School-Wrestler aller Zeiten - und wurde deswegen nicht nur verehrt, sondern teils auch gefürchtet.
1973: Erstmals Champion gegen Dory Funk Jr.
Der am 11. April 1943 in der Stadt Quitman in Missouri geborene Harley Leland Race (kein Künstlername) wurde 1973 erstmals World Champion des Ligenverbunds NWA, sein Ruf kam ihm schon damals zugute.
Race entthronte überraschend den zuvor über vier Jahre regierenden Dory Funk Jr., der sich zuvor aus einem Match gegen den eigentlich als kommenden Champ eingeplanten Jack Brisco zurückgezogen hatte - und in Verdacht stand, eine Verletzung vorgeschützt zu haben.
Race wurde daher zwischengeschaltet, um Funk zu entthronen und den Titel dann als Brisco weiterzugeben: Der Übergangschampion war anerkannt als "Shooter", der auch einen realen Kampf hätte gewinnen können - und Funk auch dann hätte schultern können, wenn der sich in dem Showkampf unkooperativ verhalten hätte.
1977 - 1983: Dauer-Champion der NWA und Rivale von Ric Flair
Einige Jahre später wurden Race dann die Qualitäten als dauerhaftes Aushängeschild attestiert: Er besiegte 1977 Dorys jüngeren Bruder Terry Funk und regierte den nationalen Ligenverbund NWA zwischen 1977 und 1981 praktisch durchgehend, mit nur kurzen Unterbrechungen durch Kurzzeit-Champs wie Tommy Rich und Japan-Ikone Giant Baba.
Race bestritt große Fehden gegen Legenden wie den Original Sheik und Andre The Giant, auch Duelle mit den damaligen WWE-Champions Superstar Billy Graham und Bob Backlund.
Nach Race war der nicht minder legendäre Dusty Rhodes am Zug, anschließend Flair, mit dem Race später auch nochmal eine große Fehde um den Titel hatte: Am 10. Juni 1983 - heute vor 37 Jahren - nahm Race Flair den Titel nochmal ab und toppte mit seiner siebten Regentschaft den damaligen Rekord des großen Lou Thesz. Flairs Sieg im Rückkampf, einem Steel Cage Match bei Starrcade 1983 - der Show, die der WWE-Megashow WrestleMania den Weg bahnte - galt als Fackelübergabe.
WWE-Boss Vince McMahon hätte das Match gern verhindert: Er machte Race ein Angebot, den von seinem Rivalen Jim Crockett promoteten Kampf gegen Flair platzen zu lassen, mit dem Titel zur damaligen WWF zu kommen und als Rivale seines Stars Hulk Hogan zu dienen. Race, in seiner Heimatregion auch als Promoter aktiv, wechselte aber erst 1986 zu McMahon, als er seinen Zenit schon deutlicher hinter sich hatte.
1986: Wechsel zur WWF und Hulk Hogan
Die Auftritte als "King" Harley Race mit Manager Bobby Heenan und seine Fehden mit Hogan, dem Junk Yard Dog und Haku erhöhten seinen Bekanntheitsgrad bei einer neuen Fan-Generation, waren aber nicht so relevant wie das, was er außerhalb von WWE geleistet hatte.
Eine schwere Verletzung, die er sich 1988 bei einer missglückten Ausführung seiner Spezialaktion Diving Headbutt gegen Hogan durchführte, leitete das Ende von Races aktiver Karriere ein, die 1990 bei der früheren WWE-Konkurrenzliga WCW ausklang.
Später äußerte Race Bedauern darüber, den Flug-Kopfstoß auf den liegenden Gegner popularisiert zu haben, auch andere Wrestler wie Dynamite Kid und Chris Benoit erlitten durch die häufige Ausführung der Aktion schwere gesundheitliche Schäden.
WWE-Boss hatte Bedenken
Race war nach seiner aktiven Karriere noch als Manager aktiv, begleitete bei WCW unter anderem den 2018 verstorbenen Big Van Vader und Lex Luger zum Ring. Die Folgen eines Autounfalls beendeten 1995 auch diese Karriere.
In seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten war der viermal verheiratete und zweimal verwitwete Race noch als Promoter der kleinen Independent-Liga World League Wrestling aktiv, die unter anderem den aufstrebenden WWE-Star Tommaso Ciampa hervorbrachte.
Bemerkenswert: McMahon soll Race eine Weile von Hogan ferngehalten haben, bis er Vertrauen zu ihm aufgebaut hatte. Er fürchtete um Hogans Ruf, hätte Race seine Fähigkeiten als echter Fighter gegen ihn angewendet.