Er ist ein Weggefährte der deutschen Fraktion bei WWE, einer der spannendsten Wrestling-Charaktere der Gegenwart - und könnte nun dabei sein, den ganz großen Durchbruch zu feiern.
Wird Euro-Phänomen WWE-Topstar?
Aleister Black hat in dieser Woche ein dickes Ausrufezeichen in der weltgrößten Wrestling-Liga gesetzt: Bei Extreme Rules am Sonntag durfte er gegen Cesaro nicht nur sein erstes Einzelmatch bei einem Pay Per View der Promotion gewinnen.
Sein für WWE-Verhältnisse unorthodoxes, weil auffallend hart und körperbetontes geführtes Match gegen den Schweizer wurde in diversen Fan-Abstimmungen auch zum besten Kampf des Abends gekürt (was ein Grund sein dürfte, warum es bei SmackDown gleich eine Zugabe gab).
Wer ist dieser Mann, der aus Sicht vieler Topstars wie dem Undertaker, Roman Reigns, Seth Rollins und Brock Lesnar die Show gestohlen hat?
Aus Tommy End wurde Aleister Black
Eingefleischten Fans der deutschen Wrestling-Szene muss man es nicht erklären: Sie kennen den 34 Jahre alten Niederländer bestens, wenn auch unter anderem Namen. Als Tommy End war Black viele Jahre lang ein Idol der deutschen und europäischen Szene.
Geboren als Tom Budgen in Rudi Carrells Heimatstadt Alkmaar, steht Black seit seinem 18. Lebensjahr im Showkampf-Ring. Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung seiner Karriere spielten seine zahlreichen Auftritte für die größte deutsche Liga wXw (Westside Xtreme Wrestling).
Dort begegnete er schon vielen späteren WWE-Kollegen, neben Cesaro (damals: Claudio Castagnoli) auch den deutschen WWE-Hoffnungen Alexander Wolfe (Axeman) und Marcel Barthel (Axel Dieter Jr.) sowie dem österreichischen Phänomen WALTER.
Ab 2010 trat der für seinen mitreißenden und innovativen Stil bekannte End auch zunehmend häufig für Independent-Ligen in den USA an und wurde schließlich 2016 von WWE unter Vertrag genommen.
Der nächste CM Punk?
Kenner fanden diesen Deal schon damals spannend: Oft war zu lesen, dass Black (verheiratet mit SmackDown-Kollegin Zelina Vega) bei WWE zur europäischen Antwort auf Ex-Champion CM Punk werden könnte.
Neben dem Faible für Tattoos teilt Black mit Punk auch die Faszination für verschiedene reale Kampfsportarten: In seiner Kindheit und Jugend war er Kickboxer und ist bis heute im Training, sein trittlastiger Wrestling-Stil ist auch sichtbar davon geprägt.
Verfeinert wurde Blacks Können durch die Arbeit mit einem Who is Who der Szenegrößen, zu seinen Trainern zählen Brit-Legende Johnny Kidd und Independent-Gurus wie Chris Hero (Kassius Ohno bei NXT - Ex-Partner Cesaros und ein großer Independent-Rivale Punks), Nigel McGuinness (legendäre Matchserie gegen Daniel Bryan bei ROH) und Mike Quackenbush (Gründer der für ihre liebevoll-skurrilen Charaktere bekannten Nerd-Liga CHIKARA und begnadeter Spezialist für ausgefeilte Konter- und Kettenmanöver).
Blacks mystisch-kühles Auftreten ist derweil nach eigenen Angaben von seiner Familiengeschichte geprägt: In einem Podcast mit Wrestler-Kollege Colt Cabana verriet er, dass sein Charakter inspiriert ist von seinem Vater und dessen Mitgliedschaft in einem religiösen Kult.
Macht Paul Heyman Black zum Star?
Im Entwicklungskader NXT hatte Blacks Mischung aus Charisma und Können schon durchschlagenden Erfolg: Black stieg zum Champion auf und empfahl sich mit glänzenden Auftritten für die Berufung in den Hauptkader Anfang 2019, damals noch als Partner des ebenso talentierten Ricochet.
Black trat an dessen Seite schon vor rund 80.000 Fans bei WrestleMania 35 im MetLife Stadium bei New York an - und wirkte bei seinem Einmarsch dort schon wie ein absoluter Superstar.
Nach WrestleMania wurde Black von Ricochet getrennt, in den SmackDown-Kader verschoben und dort als Einzelwrestler aufgebaut. Während viele Skeptiker zweifelten, ob WWE-Boss Vince McMahon einen Sinn für den unorthodoxen Black haben würde, sickerte zuletzt eine ermutigende Nachricht durch.
Der hinter den Kulissen als großer und kreativer Talententwickler bekannte Paul Heyman, einst auch schon ein wichtiger Förderer Punks, soll enorm angetan von Black sein und ihn unter seine Fittiche genommen haben.
Die kurzen, aber prägnanten Video-Segmente, in denen Black vor Extreme Rules mit zunehmender Verzweiflung darum flehte, dass sich jemand mit ihm in den Ring wagen sollte, waren bereits ein Anzeichen dafür, dass WWE einen Plan für ihn entwickelt hat. Das Potenzial, ihn aufgehen zu lassen, hat Black in jedem Fall.