Spektakuläre Neuigkeiten bei WWE: Die weltgrößte Wrestling-Liga hat den früheren Chefs ihrer einst größten Konkurrenzligen für wichtige neue Jobs hinter den Kulissen verpflichtet.
Darum ist die WWE-Sensation pikant
Paul Heyman, eins Promoter von Extreme Championship Wrestling (ECW) und bei WWE das Sprachrohr von Superstar Brock Lesnar, wird "Executive Director" der TV-Show Monday Night RAW. Eric Bischoff, Ex-Boss des einst größten Rivalen World Championship Wrestling (WCW) bekommt denselben Job bei SmackDown Live.
Paul Heyman und Eric Bischoff übernehmen RAW und SmackDown
Das Showkampf-Imperium von WWE-Boss Vince McMahon bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht von Sports Illustrated. Heyman und Bischoff sollen laut WWE "die kreative Entwicklung der WWE-Flaggschiff-Programme überwachen und deren Integration auf allen Plattformen und Geschäftssparten sicherstellen. Die Schaffung dieser Rollen unterstreicht die Fähigkeit von WWE, sich als globale Marke stetig neu zu erfinden und zwei unterschiedliche kreative Prozesse für ihre Flaggschiff-Shows anzubieten."
Der überraschende Paukenschlag ist als Reaktion darauf zu lesen, dass WWE in den USA zuletzt unter Zuschauerschwund, viel Fan-Kritik an der kreativen Ausrichtung und einbrechenden Geschäftszahlen zu leiden hatte. Hinzu kommt, dass im Herbst die neue Konkurrenzliga All Elite Wrestling (AEW) in Dauerbetrieb geht und dass ab Herbst auch die neuen, milliardenschweren US-Fernsehverträge für RAW und SmackDown (letzteres beim neuen Sender Fox Sports) in Kraft treten und WWE unter verstärkten Druck ist, eine Trendwende zu schaffen, um die Deals zu rechtfertigen.
Laut Sports Illustrated sollen Heyman und Bischoff ihre Jobs abseits des Rampenlichts ausüben, es gebe derzeit keine Pläne, ihre Jobs auch in die TV-Storys zu integrieren.
Nimmt Vince McMahon sich wirklich zurück?
Mit der Verpflichtung seiner einstigen Rivalen als neue starke Männer setzt Vince McMahon auch nach außen hin ein Zeichen, wie viel Veränderung sie tatsächlich bewirken, wird aber davon abhängen, wie viel Freiheit McMahon ihnen wirklich gewährt. McMahon ist als Kontroll-Freak und Workaholic berüchtigt und prägt die WWE-Shows auch mit bald 74 Jahren bis ins kleinste Detail.
Ein glückliches Händchen wurde ihm dabei zuletzt nicht attestiert, vor kurzem sickerte sogar durch, dass selbst sein loyaler Schwiegersohn, der Talentvorstand Paul Levesque alias Triple H, unzufrieden mit dem Lauf der Dinge sein soll.
Levesque und McMahons Tochter Stephanie sollen die auserkorenen Erben des Patriarchen sein, wie sie sich mit Heyman und Bischoff vertragen werden, wird ebenso spannend zu beobachten sein wie das künftige Wirken von Vince McMahon, der sich demnächst mit dem Revival der Football-Liga XFL ein weiteres Mega-Projekt aufgehalst hat.
Bischoff war für Heyman einst der "Satan"
Pikant außerdem auch: Heyman und Bischoff galten früher als absolute Intimfeinde, die keine Gelegenheit ausließen, gegeneinander zu sticheln und sich das Leben schwer zu machen. "Eric Bischoff war Satan", beschrieb Heymans ECW-Weggefährte Tommy Dreamer Heymans Sicht auf den früheren WCW-Boss. Heyman hatte Anfang der Neunziger selbst bei WCW gearbeitet und ging im Streit, weil er sich schlecht behandelt fühlte.
"Ich mochte sie nicht und sie mochten mich nicht", erklärte Heyman später. Dreamer berichtete auch von einem heftigen Vertragsstreit, der bei Heyman jede Menge böses Blut hinterlassen hätte.
Ex-ECW-Boss Heyman gilt als Genie
Der 53 Jahre alte Heyman führte zwischen 1993 und 2001 die Kultliga ECW, die als Underground-Alternative zur damaligen WWF konzipiert war und mit einer Reihe von kreativen und kontroversen Ideen vieles vorwegnahm, was WWE in der legendären "Attitude Era" Ende der Neunziger, Anfang der 2000er Jahre zu neuer Blüte verhalf.
Heyman gilt als kompetentes bis geniales "Wrestling Mind" mit gutem Gespür dafür, die Stärken der Wrestler und ihrer Charaktere herauszuarbeiten und ihre Schwächen zu maskieren - als Geschäftsmann erging es ihm weniger gut: ECW ging 2001 bankrott.
Im Lauf der Jahre heuerte Heyman dann mehrfach und in verschiedenen Funktionen bei WWE an, unter anderem war er von 2002 bis 2003 Chefautor bei SmackDown und hinterließ dort seine Handschrift, indem er die Show um die besten Wrestler des Kaders aufbaute: die "SmackDown Six" Edge, Rey Mysterio, Kurt Angle, Chris Benoit sowie Chavo und Eddie Guerrero. 2005 und 2006 war er beteiligt an einem weniger geglückten ECW-Revival bei WWE, das auch an starken kreativen Differenzen zwischen Heyman und McMahon sowie dessen Vertrauensleuten scheiterte.
Seit 2012 ist er wieder bei WWE, vor der Kamera als rhetorisch glänzender "Advokat" von Lesnar und früher CM Punk, hinter den Kulissen gab Heyman auch vereinzelt Input. Unter anderem war er zuletzt auch bei der Ausarbeitung der Auftritte der früheren UFC-Queen Ronda Rousey stark involviert.
Bischoff steht für den Aufstieg von WCW - aber auch den Fall
Der 64 Jahre alte Bischoff arbeitete sich in den Neunzigern vom Kommentator zum starken Mann von WCW hoch, die der WWF zahlreiche Stars abwarb, den "Monday Night War" zwischen RAW und ihrer eigenen Flaggschiff-Show Monday Nitro entfesselte und vor allem durch die kreative Erfolgsgeschichte der "New World Order" um Hulk Hogan, Kevin Nash und Scott Hall zwischenzeitlich zum neuen Marktführer aufstieg.
1999 verlor Bischoff seinen Job, als die WWF sich mit der Attitude Era erholte und WCW in eine kreative und finanzielle Krise stürzte, die letztlich mit dem Verkauf an WWE 2001 endete. Bischoff heuerte 2002 selbst dort an und spielte dort bis 2005 den General Manager von RAW - ohne tatsächlichen Einfluss hinter den Kulissen. Als Bischoff und Heyman bei WWE Kollegen wurden, spielte WWE mehrmals vor der Kamera auf die alte Feindschaft an, etwa vor dem ECW One Night Stand 2005, als Heyman, Bischoff und McMahon erstmals in einem Ring vereint waren.
Zwischen 2010 und 2012 übernahm Bischoff eine Chefrolle bei der kleineren Liga TNA, wo er allerdings glücklos blieb. Ansonsten war er als TV-Produzent in anderen Sparten und mit einem Podcast aktiv. Anders als Heyman ist "Eazy E" eine eher umstrittene Figur, weil im Wrestling nach dem WCW-Boom auch einige Misserfolge auf sein Konto gingen.