Zum Abschluss gab es noch einen Fotogruß, der wenig Fragen offen ließ.
Darum tat das AEW-Debüt WWE weh
Jon Moxley, der ehemalige Dean Ambrose, zeigte nach seinem unangekündigten Debüt für den neuen WWE-Rivalen AEW den Stinkefinger. Ebenso Liga-Vize Cody Rhodes, das Gesicht des ambitionierten Wrestling-Startup.
Wem die kalkulierte Social-Media-Provokation galt, mussten die beiden nicht ausbuchstabieren: Die nächste große Schlacht um die Vorherrschaft im Showkampf-Business ist eindeutig schon in vollem Gange.
Die mit viel Fan-Lob aufgenommene (und Sticheleien gegen WWE gespickte) AEW-Premierenshow Double or Nothing in Las Vegas war ein gelungener erster Schlag, der dem bislang unangefochtenen Marktführer WWE in mehrerlei Hinsicht wehtat.
Die Liga von Vince McMahon muss sich nicht nur damit auseinandersetzen, dass für den Rivalen bislang alles nach Plan läuft (während sie selbst gerade mit einer Quotenkrise zu kämpfen hat) - sondern auch mit inneren Unruhen, die durch das AEW-Debüt offengelegt wurden.
Jon Moxley (Dean Ambrose) unterschreibt Langzeit-Vertrag bei AEW
Der nach Double or Nothing offiziell gemachte Wechsel von Moxley zu AEW der offensichtlichste Hieb, den WWE einstecken musste.
Der ehemalige WWE-Champion entschied sich kurz nach der AEW-Gründung, seinen im April endenden WWE-Vertrag auslaufen zu lassen und unterschrieb nun einen mehrjährigen Vollzeitdeal bei AEW. Sein Ringdebüt wird er am 29. Juni bei der zweiten AEW-Show Fyter Fest in Daytona Beach feiern.
Ganz exklusiv band sich der 33-Jährige zwar nicht, Auftritte in den Independents und außerhalb Nordamerikas sind ihm (wie den meisten neuen Kollegen) erlaubt - Moxley kündigte sich nach dem AEW-Debüt auch für New Japan Pro Wrestling an. Aber Ligachef Tony Khan ließ deutlich durchblicken, dass Moxley eine tragende Säule der Liga werden wird, sobald diese im Herbst mit einer wöchentlichen TV-Show beim früheren WCW-Sender TNT in den USA durchstarten wird.
Dass Moxley bei AEW gelandet ist, ist einerseits logisch - andererseits gab es im Vorfeld doch Zweifel, ob es wirklich so kommen würde: Von WWE war er ehrenvoll verabschiedet worden (was dort keinesfalls selbstverständlich ist), so dass Spekulationen aufkamen, ob er den McMahons zugesichert haben könnte, nicht bei AEW anzuheuern.
Moxley reiht sich in der Main-Event-Szene von AEW neben Cody sowie Chris Jericho und Kenny Omega ein, die er nach deren Hauptkampf bei Double or Nothing attackierte. Auch die Jungstars Adam "Hangman" Page und Maxwell Jacob Friedman (MJF) wurden bei DoN auffällig stark präsentiert und scheinen den erweiterten Kern der AEW-Spitzengruppe zu bilden.
Auch Auftritt von Bret Hart ein Tiefschlag
Jericho und Page werden den ersten AEW World Champion unter sich ausmachen, mutmaßlich bei All Out am 31. August in Chicago. Der Titelgürtel wurde in Las Vegas von WWE-Legende Bret "The Hitman" Hart enthüllt - ein weiterer Anblick, den WWE gewiss gern vermieden hätte.
Im Vorfeld des AEW-Debüt hatte WWE auffällig viele Altstars mit neuen Verträgen vom Markt geholt (den Undertaker, Kurt Angle, Bill Goldberg), damit sie nicht in Versuchung geraten, der neuen Liga mit ihrem prominenten Namen zu helfen.
Hart hat nun genau das getan - was nicht völlig überraschend kommt: Der Hitman ist zwar nicht mehr verfeindet mit seinem Ex-Arbeitgeber, hat aber immer wieder deutlich gemacht, dass er die Ausrichtung von WWE kritisch sieht.
Mehrere WWE-Stars twittern über AEW
Was die WWE-Bosse noch mehr ärgern dürfte: Auch diverse eigene Angestellte halfen mit Social-Media-Posts, Aufmerksamkeit auf das Konkurrenzprodukt zu lenken.
Über das AEW-Debüt twitterten (mehr und weniger offen) Sasha Banks, Karl Anderson, Matt Hardy, Big E von The New Day und Peyton Royce von den IIconics - was das McMahon-Imperium erfahrungsgemäß als Schlag ins Gesicht empfinden wird.
Im Fall von Banks verdeutlichen die lobenden Tweets über die Frauendivision von AEW, dass das Tischtuch zwischen ihr und WWE nach dem Zoff um WrestleMania zerschnitten sein dürfte – und Banks es darauf anzulegen scheint, nach Auslauf ihres WWE-Vertrags selbst zu AEW zu wechseln. Auch Anderson und sein Partner Luke Gallows könnte es zu AEW gehen, wenn im Herbst ihre WWE-Deals enden.
Keinen solchen Hintergrund gibt es bei Hardy, Royce und Big E, die anscheinend nur gute Wünsche an ihre Ex-Kollegen bei AEW übermitteln wollten.
Dass sie es öffentlich taten und damit faktisch Werbung für die Konkurrenz machten, wird den WWE-Bossen aber kaum schmecken – und könnte dazu führen, dass sie ihnen Denkzettel verpassen wird.