Wer die Zuschauerzahlen der vergangenen Monate verfolgt hat, sah es kommen - nun hat WWE es schwarz auf weiß: Die weltgrößte Wrestling-Liga kämpft mit folgenschweren Einbußen.
Schmerzhafter Hieb für WWE
Im am Donnerstag vorgestellten Geschäftsbericht für das erste Quartal 2019 musste WWE einen sinkenden Geldfluss verkünden: Der Umsatz im Q1 sank im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent, auf 182,4 Millionen Dollar.
Als Konsequenz der Mitteilung brach der zuletzt konstant steigende Börsenkurs von WWE um 13 Prozent ein, von fast 100 auf 85,38 Dollar (Stand Freitagmorgen deutscher Zeit). Für WWE sind das auch deshalb schlechte Nachrichten, weil sie genau jetzt kommen, kurz bevor im Mai die neue, ambitionierte Konkurrenzpromotion AEW debütiert.
WWE-Boss Vince McMahon hielt den Investoren eine vermeintlich einfache und logische Erklärung für den Einbruch entgegen - ob sie aber tatsächlich tragfähig ist, muss sich zeigen.
WWE-Boss verweist auf Wrestler-Ausfälle
"Wenn dir die Darsteller fehlen, fehlen dir Storys. Und wenn dir Storys fehlen, sind die Zuschauerzahlen bei Live-Events und die Einschaltquoten nicht so gut", erklärte McMahon im Investoren-Rundruf: "Da ist eine lawinenartige Entwicklung passiert."
McMahon verwies auf "etwa 15 Stars", deren Fehlen WWE zuletzt verkraften musste, der prominenteste: Topstar Roman Reigns, der wegen einer Leukämie-Erkrankung monatelang fehlte.
Mittlerweile ist Reigns zurück, auch andere Langzeitausfälle wie Kevin Owens und Sami Zayn. Nach McMahons Darstellung wird es folglich wieder aufwärts gehen, auch weil man "neue Stars geschaffen" hätte. Von den neuen TV-Deals im Herbst (SmackDown zieht dann zum größeren Sender Fox) verspricht sich McMahon "einen kompletten Neuanfang" mit "ganz neuen Promotion- und Vermarktungschancen".
RAW und SmackDown im Quoten-Tief
Ob McMahons Erklärung für den Einbruch ausreicht, darüber darf gestritten werden: Ausfälle von Stars sind für WWE an sich eine alltägliche Erfahrung und kein Sonderfall.
Die Abwesenheit des über Jahre hinweg als neuen Topstar aufgebauten Reigns war zwar tatsächlich ein Schlag, der WWE spürbar getroffen hat.
Aber ein Wendepunkt mit nachhaltigem Effekt war auch seine Rückkehr nicht, das Quotentief hielt zuletzt an: Die US-Einschaltquote der Montagsshow Monday Night RAW (2,37 Millionen) lag an diesem Montag 24 Prozent unter dem Niveau des Vorjahrs. Die von SmackDown (die Show, zu der Reigns nun gewechselt ist) lag am Dienstag 18 Prozent unter dem Vorjahreslevel (2,072 Millionen).
Das Problem liegt tiefer
Zwar muss man heutzutage vorsichtig sein, welchen Maßstab man an die Bewertung von TV-Einschaltquoten angeht, diese sind im Zuge der Digitalisierung generell im Abschwung.
Der Verfall der WWE-Quoten ist aber höher als der Durchschnitt und ist für die Promotion auch deshalb heikel, weil sich zuletzt ein Großteil des Geschäftsmodells auf die TV-Megadeals verlagert hat.
Hinzu kommt: Auch die Umsätze aus Live-Events (minus 15 Prozent) und Fanartikeln (minus 11 Prozent) sind gesunken, WWE hat also definitiv ein umfassendes Problem.
Nichtsdestotrotz erwartet WWE wegen der TV-Deals im Jahr 2019 einen Rekordumsatz von rund einer Milliarden Dollar. Ein Alarmsignal ist der aktuelle Einbruch dennoch.