Vor zehn Jahren war er von WWE schon einmal als Star der Zukunft präsentiert worden - und endete erst als in die Lächerlichkeit gezogene Nebenfigur.
Warum McIntyre WWE-Topstar wird
Bald ein Jahr ist es nun her, dass Drew McIntyre nach seiner zwischenzeitlichen Entlassung zurück im Hauptkader der weltgrößten Wrestling-Liga ist. Und von Lächerlichkeit kann nun keine Rede mehr sein: Der "Scottish Psychopath" hat elfeinhalb fabelhaft verlaufene Monate hinter sich und steht nun kurz vor seinem nächsten Meilenstein.
Bei seiner ersten WrestleMania nach seinem Comeback trifft McIntyre am 7. April auf keinen Geringeren als Roman Reigns, das Aushängeschild der Liga, in dessen erstem Einzelmatch nach erfolgreich angelaufener Leukämie-Therapie.
Der 33 Jahre alte McIntyre (eigentlich: Drew Galloway) ist auf dem Weg zum Top-Bösewicht der Liga zu werden - und in die Fußstapfen eines seiner großen Idole zu treten.
Geprägt von Triple H
"Triple H im Jahr 2000/2001", antwortet McIntyre SPORT1 auf die Frage, welche Wrestler der Vergangenheit ihn beeinflusst haben - neben dem Undertaker, Shawn Michaels und dem irischen Ringfuchs Fit Finlay. Vor allem die "unglaubliche Intensität" des heutigen WWE-Vorstands hätte ihn beeindruckt.
Langjährige Fans kann kaum überraschen, dass McIntyre genau hingeschaut hat in den Glanzjahren des "Cerebral Assassin" (der mit nun 49 Jahren immer noch im Ring aktiv ist und bei WrestleMania auf seinen alten Rivalen Batista treffen wird). Die Ähnlichkeiten zwischen Triple H damals und McIntyre heute sind frappierend.
Die kühle und furchteinflößende Knochenbrecher-Präsenz, gepaart mit ringhandwerklicher und -psychologischer Präzision: Triple H schaute sich das einst erfolgreich vom legendären Harley Race ab. McIntyre trägt den Geist seiner Vorbilder nun in die neue Generation.
Drew McIntyre kennt seine Stärken
McIntyre ist dabei mehr als eine bloße Kopie des einstigen Erzrivalen von The Rock und Stone Cold Steve Austin, er ist ein Update: schneller, agiler, sogar Flugaktionen hat der angeblich 120 Kilo schwere Schotte im Repertoire. Die guten Ansätze, die er schon bei seinem ersten WWE-Engagement 2007-2014 zeigte, hat McIntyre danach durch seine Auftritte im Independent-Bereich perfektioniert.
In Kombination mit seiner körperlichen Erscheinung ist der aufgeblühte McIntyre zum Idealbild eines WWE-Wrestlers geworden. Und McIntyre ist sich dessen wohlbewusst.
Einerseits, führt er auf SPORT1-Nachfrage aus, sei er durch seine Athletik im Vorteil gegenüber gewissen "herumstümpernden Hanswürsten" ("bumbling buffoons"), die nur von ihrer Muskelmasse lebten. Andererseits weiß er auch, dass ihn sein Körperbau auch von athletisch ähnlich starken Leichtgewichten abhebt.
"Jeder, der Talent hat, bekommt hier seine Chance, auch wenn er kleiner ist", sagt er: "Aber wenn du eben 1,96 Meter groß bist UND dich bewegen kannst wie ein Cruisergewicht, dann hast du alle Kriterien erfüllt. Und das tut nun mal euer guter, alter Drew McIntyre."
WrestleMania-Sieg gegen Roman Reigns? Nicht undenkbar
McIntyre hat allen Grund für sein Selbstbewusstsein, es ist offensichtlich, dass die WWE-Oberen seine Qualitäten schätzen und jede Gelegenheit nutzen, sie aus der Masse hervorzuheben.
Im vergangenen November durfte McIntyre Hall-of-Famer Kurt Angle mit dessen eigenem Ankle-Lock-Griff nicht nur besiegen, sondern demütigen. Auch den vor dem WWE-Abschied stehenden Dean Ambrose durfte McIntyre zuletzt nach allen Regeln der Kunst demontieren.
In einem Wrestler, den WWE so präsentiert, sieht die Promotion klar mehr als einen Aufbaugegner für Roman Reigns. Es ist sogar keineswegs undenkbar, dass WWE McIntyre auf der größten aller Wrestling-Bühnen das bislang größte Ausrufezeichen setzen lässt - einen Sieg über Reigns.