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Das Debakel um Hulk Hogans Finger

Die Liga WCW hatte WWE einst überholt, ging bald darauf jedoch unter. Der berüchtigte „Fingerpoke of Doom“ von Hulk Hogan gegen Kevin Nash trug dazu bei.
Hulk Hogan (r.) besiegte Kevin Nash 1999 bei WCW Monday Nitro mit dem "Fingerpoke of Doom"
Hulk Hogan (r.) besiegte Kevin Nash 1999 bei WCW Monday Nitro mit dem "Fingerpoke of Doom"
© WWE Network
Die Liga WCW hatte WWE einst überholt, ging bald darauf jedoch unter. Der berüchtigte „Fingerpoke of Doom“ von Hulk Hogan gegen Kevin Nash trug dazu bei.

Zwei große Ligen, zwei große, in direkter Konkurrenz laufende TV-Shows: Aus Sicht eines Wrestling-Fans dürfte es keine spannendere Ära gegeben haben als die des „Monday Night War“.

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Die in Atlanta beheimatete Promotion WCW (World Championship Wrestling) sah für eine Weile wie der Sieger dieses Kampfes aus, überholte mit ihrer Sendung Monday Nitro das WWE-Flaggschiff Monday Night RAW, entriss der damaligen WWF zwischenzeitlich die Marktführerschaft.

Am Ende jedoch blieb das Showkampf-Imperium des langjährigen Ringmoguls Vince McMahon siegreich, kaufte den heruntergewirtschafteten Rivalen 2001 auf und wurde - bis zur Formation von AEW 2019 - zum unangefochtenen Monopolisten.

Dass es so weit kam, hatte viele Gründe, einer davon ereignete sich am 4. Januar 1999: der berüchtigte "Fingerpoke of Doom" von Hulk Hogan gegen Kevin Nash.

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Trendwende gegen WCW im Monday Night War

Der Monday Night War war zu dieser Zeit an einem kritischen Punkt angelangt: Zweieinhalb Jahre zuvor hatte die vom Erfolg der Gruppierung nWo (New World Order) um Hogan, Nash und Scott Hall beflügelte WCW die WWF überholt, von Juni 1996 bis April 1998 lag Nitro in der Quotenabrechnung vor RAW, in jeder einzelnen Woche.

Danach aber begann die WWF das Ruder herumzureißen: Sie etablierte "Stone Cold" Steve Austin erfolgreich als neuen Topstar, strickte um ihn eine heiße Fehde mit dem als Bösewicht auftretenden Ligachef McMahon und fuhr damit wieder erste Siege über Nitro ein.

WCW hielt dagegen, baute seinerseits Bill Goldberg zu einem neuen Zugpferd auf und spann die nWo-Storyline vielversprechend weiter, eine neue Untergruppierung namens nWo Wolfpac um Nash spaltete sich der ursprünglichen Formation ab.

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Beim ersten Nitro 1999 wollte WCW diese Story dann mit einem Paukenschlag auflösen - es ging auf denkwürdige Art und Weise nach hinten los.

Hulk Hogan und Kevin Nash liefern sich Farce

Der Hauptkampf der Show: ein Duell zwischen Hogan und Nash, der sich eine Woche zuvor unter bewusst kontroversen Umständen den WCW World Title von Bill Goldberg gesichert und damit dessen 173 Matches lange Siegesserie beendete.

Eigentlich wurde Goldberg für ein Rückmatch gegen Nash beworben, aber im Lauf der Show aus diesem herausgeschrieben: Es wurde eine Seifenoper-Story erzählt, in der Goldberg wegen eines Belästigungsvorwurf der Managerin Miss Elizabeth - Ex-Frau des legendären "Macho Man" Randy Savage - verhaftet wurde.

Hogan trat an Goldbergs Stelle gegen Nash an - und WCW inszenierte das Match als Farce: Hogan tippte Nash mit dem Finger auf die Brust, der sank wie vom Blitz getroffen zusammen und ließ sich bereitwillig von Hogan besiegen.

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Die Auflösung der Story war also: Hogan und Nash steckten einer Decke, das Wolfpac und Hogans nWo Hollywood verschmolzen zu einem neuen Bündnis der Superschurken.

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Nitro verlor gegen RAW weiter an Boden

Die Fans waren verärgert, was an sich auch der Plan war: Die Wut über die bösen "Heels" sollte - wie im Wrestling üblich - in produktive Bahnen gelenkt und letztlich in Freude über den Gegenschlag der Publikumslieblinge umgemünzt werden.

Der "Fingerpoke of Doom" aber wurde von vielen Zuschauern als derartig verkorkste Aktion betrachtet, dass sich der Ärger gegen die Verantwortlichen wendete.

Letztendlich verfehlte die Wolfpac-Story ihr Ziel, den Trend im Monday Night War zu wenden: Nitro verlor stattdessen in den Monaten danach immer mehr an Boden und sollte nie wieder eine bessere Quote als RAW einfahren.

Der „Fingerpoke of Doom“ war bei weitem nicht der alleinige Auslöser dieser Entwicklung - die schon ein Jahr zuvor mit dem fragwürdigen Ende des Mega-Matches zwischen Hulk Hogan und Sting ihre Schatten vorausgeworfen hatte. Sie wurde im Nachhinein aber als Menetekel gewertet, auch weil WCW-Boss Eric Bischoff in dieser Nacht einen weiteren peinlichen Fehlgriff beging.

Sabotage-Akt gegen WWE und Mick Foley geht nach hinten los

Nitro hatte im direkten Duell mit RAW eigentlich einen unschlagbaren Vorteil: Es wurde immer live gesendet, RAW aus Kostengründen damals nur zum Teil. Auch die Show am 4. Januar 1999 kam vom Band.

Bischoff entschloss sich vor diesem Hintergrund zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er veranlasste seinen Kommentator Tony Schiavone dazu, das Ergebnis des RAW-Hauptkampfs in seiner eigenen Show zu verraten.

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Schiavone teilte also mit, dass Mick Foley alias Mankind bei RAW den WWF World Title vom jungen Dwayne "The Rock" Johnson gewinnen würde - mit dem verächtlichen Zusatz: "Ha! That's gonna put some butts in the seats!" Sinngemäß: Na, das wird die Zuschauer ja an ihre Sitze fesseln.

Was dann passierte, war das Gegenteil von dem, was Bischoff beabsichtigt hatte: 600.000 Zuschauer schalteten von Nitro auf RAW um. "Mick Foley put my butt in the seats", stand in den folgenden Wochen auf vielen WWE-Fanschildern geschrieben.

Bill Goldberg verlor an Momentum

Um die Deutungshoheit über das Fingerpoke-Debakel wird bis heute gerungen: Nash und Hogan - dessen WCW-Engagement im Jahr nach dem "Fingerpoke" unter ähnlich unwürdigen Umständen enden sollte - wehrten sich immer wieder gegen den Vorwurf, dass sie eifersüchtig auf Goldbergs Popularität gewesen wären und ihren Einfluss hinter den Kulissen ausgenutzt hätten, um das Ende seiner Siegesserie zu bewirken und sich selbst in den Vordergrund zu rücken.

Nash, der in den letzten WCW-Jahren auch Autor hinter den Kulissen war, hielt wiederholt fest, dass der eigentliche Plan gewesen wäre, Goldberg noch populärer zu machen, indem ihm eine mächtige Schurkengruppierung gegenübergestellt werden sollte.

Der Plan ging nicht auf: Goldberg verlor wertvolles Momentum - und mit ihm die ganze Liga.