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Hulk Hogans Aufstieg und bitterer Fall

WWE-Boss Vince McMahon machte Hulk Hogan 1984 erstmals zum WWE-Champion. Er prägte eine Boom-Ära - beschädigte seinen Ruf zuletzt aber immer mehr.
Im Januar 1984 wurde Hulk Hogan mit einem Sieg über den Iron Sheik im Madison Square Garden erstmals WWE-Champion. 35 Jahre später blickt er zurück.
WWE-Boss Vince McMahon machte Hulk Hogan 1984 erstmals zum WWE-Champion. Er prägte eine Boom-Ära - beschädigte seinen Ruf zuletzt aber immer mehr.

Ein junges, blondes Muskelpaket, auserkoren zum kommenden Weltstar. Ein iranischer Bösewicht in Schnabelschuhen. Und ein völlig ekstatisches Publikum.

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Das waren die Zutaten eines historischen WWE-Moments am 23. Januar 1984 im New Yorker Madison Square Garden über die Bühne ging.

Hulk Hogan wurde an diesem Tag  erstmals Champion der damaligen World Wrestling Federation (WWF). Sein Sieg über den Iron Sheik (Funfact: am selben Tag, an dem Arjen Robben geboren wurde) war der Startschuss eines Showkampf-Booms, des Aufstiegs der Liga von der regionalen Promotion zum globalen Phänomen:

Es ist auch heute, als (pop-)historisches Ereignis betrachtet, noch ein mitreißendes Erlebnis - mit einer gewissen Bittersüße, mit Blick auf die unrühmlichen Schlagzeilen, die Hogan in den vergangenen Jahren geschrieben hat.

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Hulk Hogan zeigt die Essenz seines Könnens

Schon damals war Hogan, zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt und vom bis heute amtierenden WWE-Boss Vince McMahon frisch verpflichtet, eine Präsenz, die sofort den Raum erfüllte.

Spannend außerdem: Er hatte damals noch nicht die Standardgesten und -aktionen im Repertoire, die heute jeder Fan in und auswendig kennt - das „Hulk-up“-Aufbäumen, bei der jede gegnerische Aktion verpufft, der Fingerzeig, der das Ende des Matches signalisiert.

Umso deutlicher tritt beim frühen, noch unfertigen Hogan die Essenz seines Könnens hervor: „The Incredible“ Hulk Hogan, wie er damals angekündigt wurde, verströmte eine aggressive Energie und Dynamik, die die Fans gefangen nahm und nicht mehr losließ. Er präsentierte sich als Urgewalt, die über ihren verdutzten Gegner komplett hinwegfegte.

Nach kaum mehr als fünf Minuten war der Fight vorbei. Hogan bekam den Titelgürtel umgeschnallt und marschierte weiter zum adrenalingetränkten Backstage-Gespräch mit seinem ewigen Interviewer, dem 2020 verstorbenen „Mean“ Gene Okerlund. Ebenfalls anwesend: Ikone André the Giant, später Hogans großer Rivale, und Rocky Johnson, der 2020 verstorbene Vater von Dwayne „The Rock“ Johnson.

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Von der Rock-Bühne zum Wrestling

Hogan, Sohn eines Baupoliers und einer Hausfrau und Tanzlehrerin aus Georgia, war acht Jahre vorher für das Gewerbe entdeckt worden.

Terry Bollea, wie er eigentlich heißt, fiel dem Wrestling-Bruderpaar Jack und Gerald Brisco in einer Bar in Florida auf, wo der Hobby-Bodybuilder für eine Rockband Gitarre spielte. Bollea, eine ehemaliger Little-League-Pitcher, dessen Hoffnungen auf eine Baseball-Karriere von einer Verletzung durchkreuzt wurden, ließ sich fürs Wrestling begeistern.

Den Namen "Hulk" bekam er verpasst, als er bei einem lokalen Talkshow-Auftritt die Muskelmasse von Lou Ferrignou übertraf - der die Comicfigur damals in einer TV-Serie spielte. Den Nachnamen "Hogan" erfand McMahons Vater, der Hogan als irischstämmigen Bösewicht porträtierte.

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Gegner berichtet von unmoralischem Angebot

Als solcher trat er 1979/80 erstmals in der damals noch von Vince Sr. regierten WWF auf, verärgerte diesen jedoch mit seinem Entertainment-Ausflug im Film "Rocky III", wo er Sylvester Stallone als Showkämpfer "Thunderlips" malträtierte - ein charismatischer Auftritt, der Hogans Krönungsmesse gegen den Sheik halb vorwegnahm.

"In Rocky III war ich noch der Böse, aber den Leuten gefiel, wie ich gekämpft habe. So hat das angefangen", blickte Hogan später in einem SPORT1-Interview auf den Schlüsselmoment zurück.

Der jüngere McMahon, der die Liga 1982 kaufte und zum weltweiten Marktführer machen wollte, erkannte in Hogan das Potenzial, sein Alphatier zu werden. Er holte Hogan zurück aus der in Minnesota sitzenden AWA, zu der dieser zwischendurch gewechselt war, und baute seine Liga um ihn auf.

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Hinter den Kulissen soll es Versuche gegeben haben, Hogans Aufstieg zu sabotieren, der Sheik (Khosrow Vaziri) erzählte, die AWA hätte ihm 100.000 Dollar geboten, wenn er Hogan in dem Match das Bein brechen würde. Ex-Ringer Vaziri war als "Shooter" bekannt, der seinen Gegner wirklich wehtun konnte, wenn er wollte. Er lehnte das unmoralische Angebot ab.

Verkörperung der neuen WWE-Vision

Der Hulkster wurde wie geplant Champion - und als solcher die Verkörperung von allem, was der junge Vince McMahon anders machen wollte als sein Vater.

Dessen letzter Fackelträger war Bob Backlund, ein technisch versierter, aber kleinerer und weniger charismatischer Ex-Ringer, der den Zenit seiner Popularität schon überschritten hatte (der Sheik wurde als Übergangs-Champion dazwischengeschaltet, weil Duelle unter Publikumslieblingen damals unüblich waren).

Hogan war im Gegensatz dazu "larger than life", körperlich und in seinem Auftreten, er schien wie aus einem Comicbuch in die Realität entstiegen. Und er war "Sports Entertainment", er unterhielt in Talkshow- und TV-Gastauftritten (A-Team, Love Boat) ebenso souverän wie im Ring, erhöhte dadurch die Aufmerksamkeit von Fans und Medien und beförderte damit den globalen Boom der WWF.

Über Bedenken von Kritikern, dass Hogan im Ring auf Dauer nicht gut genug sein würde für seine Position, ging McMahon hinweg - und der Erfolg gibt ihm Recht:  Hogan blieb bis zum Ende der neunziger Jahre (in denen er zu fürstlichen Bezügen zum Konkurrenten WCW wechselte) der erfolgreichste Showkämpfer der Welt.

Noch 2002, als Hogan mit fast 50 Jahren ein spätes WrestleMania-Match gegen den jungen The Rock auf die Bühne brachte, sorgte er für ein atmosphärisches Highlight, in dem seine Präsenz noch so wirkte wie 18 Jahre zuvor.

Rassismus-Skandal 2015 beschädigte Ruf nachhaltig

Ein großer Teil der Fans verzieh ihm lange auch diverse Egotrips und Skandale, darunter das unter dem Druck staatlicher Ermittlungen abgelegte Geständnis, seit 1976 Steroide zum Muskelaufbau genommen zu haben (wenngleich er behauptete: nur so lange, bis es strafbar war).

Als folgenschwerer erwies sich der große Rassismus-Skandal von 2015, als durch einen Tape-Leak herauskam, dass er Jahre zuvor den damaligen Freund seiner Tochter Brooke vielfach mit dem N-Wort beleidigt hatte.

Von der Mainstream-Öffentlichkeit, in die er bis dahin noch durch viele TV-Auftritte hineingewirkt hatte, wird Hogan seitdem trotz vieler Entschuldigungen weitgehend gemieden.

Zuletzt irritierte Hogan auch mit einem (mittlerweile gelöschten) Kommentar auf seinem offiziellen Facebook-Account, in dem er Verschwörungstheorien zum Thema Corona-Impfungen zu verbreiten schien: Er brachte die Tode der Schauspieler Bob Saget, Betty White und Sidney Poitier ohne Belege damit in Verbindung (“Sie sterben wie die Fliegen, aber die Autoritäten werden es uns nicht sagen“).

Begnadigung von WWE sorgte für gemischtes Echo

Ein Blick auf ebenjene Facebook-Präsenz, mit der der heute 68 Jahre alte Hogan weiter seinen Ruhm der Vergangenheit vermarktet, zeigt: Millionen treue Fans hat er noch immer - aber auch in der Wrestling-Szene ist der Blick auf ihn mittlerweile gespalten.

AEW, der WWE-Rivale von heute, hat Hogan im Sommer 2020 wegen des Rassismus-Skandals beiläufig zur unerwünschten Person erklärt. Auch dass WWE ihm drei Jahre nach dem Skandal verzieh und wieder zu Veranstaltungen einlud, stieß auf gemischtes Echo: Die afroamerikanischen Stars The New Day und Titus O‘Neil distanzierten sich öffentlich und äußerten das Gefühl, dass Hogan trotz vieler Entschuldigungen den Kern des Problems bis heute nicht verstanden hätte.

Vom WWE-Publikum wurden manche seiner Auftritte bejubelt, bei seinem jüngsten bei WrestleMania im vergangenen Jahr (als versöhnliche Geste mit Kritiker O‘Neil inszeniert) wurde er ausgebuht.