Am Ende der WWE-Megashow WrestleMania 34 war er unter kontroversen Umständen überraschender Sieger einer kontroversen Blutschlacht - hinterher sorgte Brock Lesnar hinter den Kulissen für einen realen Eklat. Oder war es doch nicht ganz real?
Lesnar-Chaos bei WM 34: Mythos und Wahrheit
Universal Champion lieferte sich nach dem Kampf gegen Roman Reigns einen Streit mit WWE-Boss Vince McMahon. Höhepunkt des Wortgefechts: Lesnar warf wütend seinen Titelgürtel gegen WWE-Boss Vince McMahon - entsprechende Berichte bestätigte WWE im Januar 2019, als sie die Szene bei einer Dokumentation selbst ausstrahlte.
Doch je mehr sich das - aus zahlreichen, verwirrenden Puzzleteilen bestehende - Bild zusammenfüge, umso größer wurden die Zweifel, dass der Streit tatsächlich das war, was er zu sein schien (SPORT1 erklärt: So funktioniert die Showkampf-Liga WWE).
Vorfall nach Sieg über Roman Reigns
Von Anfang an: Schauplatz des Vorfalls war passenderweise die so genannte "Gorilla Position", von wo aus McMahon die Geschicke der Showkampf-Veranstaltung steuerte.
Lesnar hat McMahon dort kurz angemeckert und dann den Gürtel geworfen. Vinces Sohn Shane McMahon soll sich Berichten zufolge ebenfalls mit Lesnar angelegt haben.
Der genaue Grund für den Stunk ist nicht bekannt, es sprossen zahlreiche Gerüchte: Lesnar sei vom Skript abgewichen und habe sich selbst zum Sieger gemacht, Lesnar habe Reigns eigenmächtig blutig geprügelt. Beides Unfug: Das Matchende war McMahons Plan, das Blut auch.
Was auch zu lesen war: Es soll ein Missverständnis mit dem deutschen Kommentatorenteam um Carsten Schaefer gegeben haben, als Lesnar Reigns durch deren am Ring stehenden Tisch schleuderte. Die Deutschen hätten nichts von der Einlage gewusst - was aber auch schwer vorstellbar ist (eine entsprechende SPORT1-Nachfrage blieb unbeantwortet).
Foppten Brock Lesnar und die McMahons alle?
War der Streit zwischen McMahon und Lesnar eine Fortführung des Showkampf-Konzepts mit anderen Mitteln? Die Anzeichen mehrten sich im Lauf der Zeit.
Lesnars Streit vor den McMahons könnte vor den Kollegen inszeniert worden sein, um Lesnars Ruf als Unberechenbarer zu pflegen, "Working the boys" heißt der Fachausdruck.
Ziel der Übung: für Gesprächsstoff zu sorgen, den Vorfall in den Medien zu platzieren und so das Publikum weiter in Atem zu halten. Das Branchen-Leitmedium Wrestling Observer war anfangs skeptisch, tendierte aber später auch zu der Deutung - auch weil weitere, im Nachhinein ans Licht gekommene Details dazu passen.
Vince McMahon schrieb Kampf um
Eine anderer Punkt, der die WWE-Fans in Zusammenhang mit dem Kampf noch beschäftigt: Das Finish des großen Kampfes wurde kurzfristig geändert. Lange war geplant, die einjährige Regentschaft Lesnars durch den als neuen Topstar aufgebauten Reigns beenden zu lassen. Zumal Lesnar auch erwog, WWE nach WrestleMania zu verlassen und zur UFC, ins reale Kampfgewerbe zurückzukehren.
Lesnar hatte dann allerdings einen neuen Vertrag unterschrieben, die Änderung des WrestleMania-Finishs zu seinen Gunsten soll Teil des Deals gewesen sein. Wie auch die Option, parallel zu seinen Teilzeit-Auftritten bei WWE einen UFC-Kampf bestreiten zu dürfen.
Dem Observer zufolge kam der Vertrag am Montag vor WrestleMania zustande, McMahons Entscheidung, Lesnar zum Sieger zu machen, sei "nicht in letzter Minute, aber recht spät" gefallen. Anderslautende Berichte, dass McMahon das Matchende noch während des Kampfs geändert und dem Ringrichter zugefunkt hätte - als Reaktion auf die "This-is-awful!"-Rufe der Fans während des Kampfs: ebenfalls falsch.
WWE macht Verschwörungs-Gerüchte zur Story
Tatsächlich bekam Reigns aber wohl tatsächlich erst nach seiner Ankunft im Superdome mitgeteilt, dass nicht er, sondern Lesnar sie als Champ verlassen würde.
Um das Interesse an den Rückkampfen, die folgten hochzuhalten (letztlich gewann Roman Reigns den Gürtel im August beim SummerSlam), wurde das Chaos um das erste Duell schon in die Story eingeflochten. Bei der TV-Show Monday Night RAW nach WrestleMania war die Ansprache von Reigns voller Anspielungen auf das undurchsichtige Geschehen um McMahon und Lesnar ("Ich weiß nicht, was das für ein Plan ist, was für Machenschaften, was für eine Story").
Die Inszenierung eines Backstage-Zoffs zu PR-Zwecken würde gut in diese undurchsichtige Story hineinpassen.