Das WWE-Talent Rich Swann hat Angst.
Ein WWE-Jungstar mit tragischer Geschichte
Der 25-Jährige leidet unter dem, was der Mediziner Akrophobie nennt, Furcht vor größeren Höhen. "Ich habe immer Angst, wenn ich auf das oberste Seil steige - oder auf Leitern", berichtet Swann SPORT1.
Was kein kleines Problem für ihn ist: Swann ist der Cruiserweight Champion der Showkampf-Liga, spektakuläre Flugmanöver werden da selbstverständlich von ihm erwartet (SPORT1 erklärt: So funktioniert die Showkampf-Liga WWE).
"Ich habe meine Höhenangst nicht überwunden", sagt der 76-Kilo-Mann: "Aber um die Fans zu unterhalten, muss ich mich dieser Angst eben stellen."
Es wäre eine absurde Pointe gewesen, hätte ausgerechnet die Höhenangst ihn seinen Traum gekostet, ein Wrestling-Star zu werden: Rich Swann hatte vorher nämlich noch weit schlimmere Schicksalsschläge zu erleiden.
Früher Tod der Eltern
Richard Cory Swann, wie sein vollständiger Name lautet, wuchs nahe der US-Großstadt Baltimore in schwierigen Verhältnissen auf. Sein Vater war schwerer Alkoholiker, seine Mutter litt unter der seltenen Autoimmunkrankheit Lupus.
Swann erlebte als Kind häusliche Gewalt und als Jugendlicher den frühen Tod beider Elternteile: Sein Vater wurde ermordet, seine Mutter - die sich davor vom Ehemann getrennt hatte - starb an den Folgen ihrer Erkrankung.
Ihr Sohn verlor den Halt: "Ich war ein Problemkind und habe Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen", sagt Swann. Was das bedeutet, hat er bei früheren Gelegenheiten offen ausgesprochen: Er nahm Drogen.
Drogenproblem überwunden
Swann kam zur Besinnung, als auch der Mann, der ihn mit Rauschmitteln versorgte, an einem Herzinfarkt starb. Mit Hilfe seiner Tante bekam er sein Leben auf die Reihe, schaffte seinen Schulabschluss, baute sich ein Leben auf.
Und sein neues Lebensziel, als Wrestler seinen Kindheitsidolen nachzueifern, hielt ihn davon ab, in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
"Ich wollte das, was ich erlebt hatte, nicht als Entschuldigung dafür gelten lassen, es nicht zu schaffen", blickt Swann zurück. Er hat es geschafft.
Kampf mit der Höhenangst
Swann begann schon mit 14 sein Training, verfeinerte sein Handwerk in den Wrestling-Hochburgen Japan und Mexiko, wurde eine gefragte Größe in den Independent-Ligen.
Mit der Höhenangst hatte er trotzdem eine Weile zu kämpfen, sie bewog ihn unter anderen, manch spektakuläre Flugaktion aus dem Stand auszuführen statt vom Seil – sogar den nach vorn eingesprungenen 450-Grad-Splash. Letztlich aber ging es nicht ohne "richtige" Flugmanöver.
Im vergangenen Jahr heuerte Swann bei WWE an, im November durfte er Cruiserweight Champion Brian Kendrick entthronen. Nun ist Swann Bannerträger der im vergangenen Jahr von WWE eingeführten Division für Wrestler unter 93 Kilo.
Er tritt damit in die Fußstapfen seiner Vorbilder Rey Mysterio und Eddie Guerrero, die in der früheren WWE-Konkurrenzliga WCW ebenfalls als Cruiserweight Champions ihre Karriere starteten.
Die Division genoss damals große Popularität, auch in Deutschland, wo Swann mit WWE ab 22. Februar auf Tour sein wird. Sein Arbeitgeber will dieses Erfolgsmodell wiederbeleben, unter anderem mit einer eigenen Show für die Cruisergewichte auf ihrer Streaming-Plattform WWE Network.
Rich Swann will bei WrestleMania glänzen
Swann ist zuversichtlich, dass das Cruiserweight-Projekt Erfolg haben wird: "Die Division hat so viele Talente, es kann gar nicht sein, dass sie nicht durch die Decke geht."
Er will seinen Teil dazu beitragen - und stellt dafür auch ein noch größeres Ziel hintenan.
"Jeder träumt davon, WWE-Champion zu sein, klar fände ich das auch schön, irgendwann mal", sagt Swann.
Nun aber liegt ihm ein anderer Traum näher. Er will am 2. April bei WrestleMania, der größten WWE-Show des Jahres vor 65.000 Zuschauern im Football-Stadion von Orlando, dabei sein: "Ich will dort ein Match liefern, das keiner vergisst - und die Division auf eine neue Stufe heben."