Es war eine unterdurchschnittliche WWE-Show - aber sie endete mit einem Knalleffekt.
Was hinter dem WWE-Hammer steckt
Der "Modern Day Maharaja" Jinder Mahal gewann bei WWE Backlash 2017 den World Title von Randy Orton. Eine dicke Überraschung, die Schockwellen beim Wrestling-Publikum auslöste - in der in Arena Chicago, weltweit in den sozialen Medien (SPORT1 erklärt: So funktioniert die Showkampf-Liga WWE).
Die Entscheidung für Mahal als Champion kam auch für eingefleischte Kenner der Showkampf-Welt und ihrer speziellen Gesetze völlig unerwartet: Noch vor drei Jahren hatte WWE Mahal wegen Perspektivlosigkeit entlassen, auch seine Wiedereinstellung 2016 sah lange wie eine unbedeutende Kader-Auffüllung aus.
Was steckt hinter dem Null-auf-Hundert-Aufstieg des indischstämmigen Kanadiers?
Jinder Mahal gilt als Musterprofi
Vor einem Monat gewann Mahal ein Sechs-Mann-Match, das ihn in den Backlash-Hauptkampf beförderte. Aus Sicht fast aller Fans kam das aus dem Nichts, Mahal war erst kurz davor zu der Dienstagsshow SmackDown Live gestoßen - bei der Montagssendung RAW war er zuvor am unteren Ende der Match-Card herumgekrebst.
Die Kehrtwende hat zwei Gründe. Grund 1: Der Neffe des kanadischen Ex-Wrestlers Gama Singh (einem Weggefährten des legendären Bret Hart, der wie Mahal aus Calgary stammt), gilt hinter den Kulissen als Musterprofi.
"Jinder hat immer sehr hart gearbeitet", sagte WWE-Talentchef Paul Levesque (Triple H) kürzlich bei USA Today über den 30-Jährigen: "Er ist sehr zielstrebig, was seine Karriere angeht, sehr reflektiert."
Was hinzukommt: Mahals Muskelmasse ist bei seinem Comeback in auffälligem Maße angewachsen - in der WWE-Logik immer ein Pro-Argument.
WWE schielt auf Indien-Millionen
Der entscheidende Grund hinter Mahals Aufstieg ist allerdings ein kommerzieller: Indien ist ein bedeutsamer Markt für WWE, der fließend Punjabi sprechende Mahal ein passendes Aushängeschild. Sein Push zum Champion soll nach Berichten des Wrestling Observer vor allem die Verkaufszahlen des Streaming-Portals WWE Network in Indien ankurbeln.
Bemerkenswert dabei: Während Mahal für das US-Publikum klar den Bösen spielt, ist sein amerika-kritischer Charakter so ausgestaltet, dass er für das indische Publikum der Gute ist.
Viele Fans sind nicht überzeugt
Ob Mahal zur Erfolgsstory wird? Es bleibt abzuwarten. Die TV-Quoten von SmackDown - die gerade auch wegen den NBA-Playoffs schwächeln - konnte Mahal bislang nicht anheben. Auch Backlash war nicht ausverkauft, die Ticketverkäufe in Chicago waren laut Observer nach Bekanntgabe der Matches stagniert.
Auch viele WWE-Fans üben Kritik, sie finden Mahals Fähigkeiten eher solide als herausragend. Das recht standardmäßige Oldschool-Match gegen Orton hat nicht alle überzeugt - wie übrigens auch das groß beworbene Debütmatch des Neuzugangs Shinsuke Nakamura gegen Dolph Ziggler, das für Nakamuras Verhältnisse eher durchschnittlich war.
Mahals überraschender Titelgewinn war am Ende der Paukenschlag, der alles übertönt hat. Es liegt nun an ihm zu beweisen, dass er ihn verdient hat.