Den Undertaker-Abschied bei WrestleMania erlebte er von der ersten Reihe aus. Am Tag darauf bei RAW wurde er fast von Jeff Hardy von den Beinen geholt.
Bayern-Trikot und 588-PS-Auto: Der WWE-Superfan
Daniel Witt aus dem oberpfälzischen Weiherhammer ist ständig mittendrin bei den großen WWE-Shows - und dabei fällt der 32-Jährige mit seinem FC-Bayern-Trikot und seiner Lederhose fast genauso ins Auge wie die Wrestling-Stars selber.
Der in die USA ausgewanderte Service-Techniker ist Deutschlands schrillster und bekanntester Wrestling-Fan. SPORT1 hat ihn beim WrestleMania-Fanfest in Orlando getroffen.
SPORT1: Daniel Witt, wie kommt man auf die Idee, sich in FC-Bayern-Trikot und Lederhosen in die erste Reihe so vieler WWE-Shows zu setzen?
Daniel Witt: Es gibt bei WWE ja mehrere Superfans, und so wie die Wrestler ihren Charakter, ihr Gimmick haben, haben den auch diese Fans. Einer trägt immer ein grünes Shirt, ein anderer ein Trikot von den New York Mets, ein anderer ist immer als Superman verkleidet, ein anderer als Hulk Hogan - und irgendwann habe ich mir dann eben gedacht: Ich als Bayer könnte mir ja auch so ein Gimmick zulegen.
SPORT1: Bei wie vielen WWE-Shows bist du im Jahr?
Witt: Letztes Jahr waren es zwanzig, in anderen Jahren nur zehn, es kommt drauf an. Ich bin vor allem bei den größeren Shows und denen bei mir in der Gegend um Philadelphia.
SPORT1: Dein WrestleMania-Ticket hat dich 10.000 Dollar gekostet. Wie viel Geld gibst du denn pro Jahr für deine Leidenschaft aus?
Witt: Unterschiedlich. Im letzten Jahr waren es so 20.000 Dollar. Im Jahr davor, wo ich weniger unterwegs war, etwa 10.000.
SPORT1: Wie kommt deine Freundin mit deiner teuren Leidenschaft klar?
Witt: Ja, ganz einfach ist das nicht immer für sie, aber sie unterstützt mich schon immer.
SPORT1: Wenn du so nah dran bist an den WWE-Wrestlern, hast du auch mal ein paar von ihnen kennengelernt?
Witt: Jein. Es gibt so Fans, die warten ständig vor den Hotels auf die Wrestler, um ihnen zu begegnen – dafür habe ich nicht die Nerven, da gehe ich lieber in die Bar, ein Bier trinken. Aber einmal saß ich mit Dean Ambrose und seiner Freundin Renee Young in einer Bar in Toronto.
SPORT1: Wie kam es dazu?
Witt: Habe ich leider vergessen. Zu viel getrunken. Ich weiß nur noch, dass er mich am Ende hinausbegleitet hat, habe vielleicht ein bisschen genervt. Aber ich habe Renee Young am WrestleMania-Wochenende wieder im Hotel getroffen und gefragt, ob ich irgendeinen Scheiß gebaut habe. Sie hat dann gemeint, dass es schon in Ordnung war.
SPORT1: Wie bist du zum Wrestling-Fan geworden?
Witt: Ich glaube durch den Royal Rumble 1992, den legendären Sieg von Ric Flair. Den habe ich bei meiner Oma gesehen und bin hängen geblieben.
SPORT1: Was hat dich so begeistert?
Witt: Aus heutiger Sicht schwer zu sagen, was mich als Kind genau daran fasziniert hat. Da hat man ja einen ganz anderen Blick drauf. Da dachte ich noch, dass Yokozuna, der große Bösewicht damals, wirklich Japaner war, kein Samoaner, der einen Japaner spielte. Ich muss sagen, ich vermisse diese Zeit, in der ich das alles einfach noch geglaubt habe.
SPORT1: Wer sind heute deine Favoriten bei WWE?
Witt: AJ Styles ist klasse, Chris Jericho, Seth Rollins - im Moment ist Braun Strowman mein Mark-out-Guy, also der, bei dem ich richtig ausflippe. Der Undertaker war natürlich auch vorn dabei.
SPORT1: Wie fandest du seine Niederlage bei WrestleMania?
Witt: Ich muss gestehen, ich habe mich auch etwas darüber gefreut, einfach, weil es ein bedeutsames Ereignis, das ich da erleben konnte - gerade auch, weil ich bei WrestleMania 30 nicht dabei war, bei seiner ersten Niederlage gegen Brock Lesnar.
SPORT1: Sehr markant ist ja neben deinem Outfit auch dein 588 PS starker Chevrolet Camaro und sein Kennzeichen…
Witt: BIERNOT, ja. Vorher war es O ZAPFT, davor SCHLAND.
SPORT1: Bist du damit auch viel unterwegs?
Witt: 2014 habe ich eine Rundreise gemacht, 18.000 Kilometer durch die USA. Hierher bin auch von New Jersey aus gefahren, das waren auch 2000 Kilometer.
SPORT1: Du bist längst nicht mehr der einzige verrückten Bundesliga-Fan im WWE-Publikum. Es scheinen ja immer mehr zu werden.
Witt: Ja, die kenne ich, das sind auch Deutsche. Ein Dortmund-Fan, ein Schalke-, ein Gladbach-, auch ein Hansa-Rostock-Anhänger, habe auch nicht mehr den Überblick, wie viele das sind. Sitzen ja alle hinter mir, ganz wie in der Liga (lacht).
SPORT1: Bist du auch als Bayern-Fan so leidenschaftlich wie für WWE?
Witt: Klar, ich war Dauerkartenbesitzer, war bei jedem Heimspiel und auch bei einigen weit entfernten Auswärtsspielen in Cluj oder Marseille, natürlich auch bei den Champions-League-Finals 2010, 2012, 2013 und anderen großen Spielen.
SPORT1: Dann noch eine Fachfrage: Wer soll denn jetzt Sportdirektor bei Bayern werden?
Witt: Philipp Lahm wäre schon super gewesen, aber das ist wohl alles etwas schwierig im Moment.
SPORT1: Lahm hat deutlich gemacht, dass Uli Hoeneß ihm dafür noch zu aktiv ist.
Witt: Was ich wiederum auch verstehen kann. Hoeneß wird immer der Gott sein bei Bayern. Zu Recht auch. Bester Mann.