Er wurde der erfolgreichste Wrestler in der Zeit nach Hulk Hogan, Stone Cold Steve Austin und The Rock. WWE verdiente im Lauf der Jahre hunderte Millionen Dollar an ihm. Und dreht mittlerweile auch höchst erfolgreich Filme in Hollywood.
Wie WWE John Cena fast feuerte
Kaum zu glauben, dass John Cena beinahe gefeuert worden wäre, bevor er es dazu kam.
2002: John Cena nach Debüt fast entlassen
Die aus heutiger Sicht verblüffende Karriere-Episode hatte der Wrestling-Journalist Dave Meltzer 2017 in seinem Wrestling Observer Radio enthüllt. Drei Jahre später bestätigte Cena sie de facto, als sie in die Story seines bizarren WrestleMania-Matchs gegen "The Fiend" Bray Wyatt eingeflochten wurde.
Cena, so berichtete Meltzer, hätte einen Teil der WWE-Verantwortlichen nicht überzeugt, nachdem er sein am 27. Juni 2002 ausgestrahltes Debüt gegen Kurt Angle gefeiert und seine ersten Matches bestreiten durfte.
Er sei nach allgemeiner Auffassung zu früh aus der damaligen Ausbildungsliga OVW (Ohio Valley Wrestling) aufgestiegen und hätte kurz vor dem Rauswurf gestanden. Cena, geboren am 23. April 1977 in West Newbury, Massachusetts, hatte seine Wrestling-Karriere erst im Januar 2000 unter dem Namen "The Prototype" begonnen und 2001 einen Entwicklungsvertrag bei WWE unterschrieben.
Warum er doch nicht flog? Stephanie McMahon, Tochter von WWE-Chef Vince McMahon und ebenfalls in Führungsverantwortung, soll Potenzial in Cena gesehen und durchgesetzt haben, es weiter mit ihm zu versuchen. Sie hatte den richtigen Riecher: Schon bald darauf zweifelte innerhalb von WWE niemand mehr an Cenas Potenzial - wenngleich er bei den Fans noch länger einen schweren Stand hatte, als WWE begann, es komplett auszuschöpfen.
2005: Aufstieg zum Champion
Cena erlebte im Jahr nach seinem Debüt seinen ersten großen Karriere-Schub, als er sein reales Faible für Hip Hop in seinen Charakter einbaute und nach einem "Heel Turn" zum niederträchtigen "Doctor of Thuganomics" mutierte, der seine Gegner und die Fans mit bitterbösen Battleraps provozierte (Cena veröffentlichte auch diverse Rap-Lieder und 2004 das Album "You can't see me", seinen Theme Song "The Time is now" und den Vorläufer "Word Life" nahm er selbst auf.).
Mit diesem Charakter bekam Cena seine ersten größeren Fehden mit Stars wie Brock Lesnar und dem Undertaker (in dessen damaliger Rolle als Biker) - und begeisterte die Fans rasch so sehr, dass er wieder Publikumsliebling wurde. 2004 feierte er eine erfolgreiche WrestleMania-Premiere gegen The Big Show, im Frühjahr 2005 wurde Cena bei WrestleMania 21 mit einem Sieg über John Bradshaw Layfield erstmals WWE-Champion - was dann aber vielen Anhängern so auch nicht recht war.
Die Negativ-Reaktionen in den Hallen mehrten sich wieder, als das Gefühl aufkam, dass WWE Cenas Aufbau zum Topstar erzwingen wollte und zahlreiche anerkannte Stars wie Chris Jericho, Christian und Angle an ihn verfütterte. Obwohl Cena gerade beim jungen Publikum so gut angenommen wurde wie erhofft, reagierten eingefleischte WWE-Anhänger allergisch und mit Buhrufen.
2006 - 2007: Große Fehden mit Edge und Shawn Michaels
Cenas Stand besserte sich, als der aufstrebende Edge ihm Anfang 2006 den Titel zwischenzeitlich abnahm und die erste wirklich gelungene Titelfehde mit Cena auf die Beine stellte. Im Jahr darauf verstummten weitere Kritiker, als Altmeister Shawn Michaels für Cena sein ganzes Können in die Wagschale warf und die bis dahin besten Matches seiner Karriere aus ihm herauskitzelte.
Nichtsdestotrotz blieb Cenas Ruf zwiespältig. Noch jahrelang war er Angriffsfläche für zahlreiche Kritikpunkte, die Fans nicht nur an ihm, sondern an WWE generell anbrachten: Cena wurde vorgehalten, dass er kein so vollendeter Ringhandwerker wie Michaels und Co. war - und dass er Verkörperung der "PG Era" war (oder, benannt nach dem Kernsatz vor seinem Debütkampf: "Ruthless Aggression Era"), der neu eingeführten, jugendfreien Ausrichtung von WWE.
Während seine frühen Raps noch an die kontroverse, erwachsene Grundausrichtung der populären, aber schon eine Weile vor Cena untergegangenen Attitude Era anknüpften, entschärfte Cena sich später stark und wurde zur kindgerechten Heldenfigur.
2012 - 2013: The Rock übergibt die Fackel
Als solche funktionierte Cena trotz aller Widerstände prächtig: Nach eigenen Angaben sorgte die Marke John Cena zu seinen besten Zeiten für um die 100 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr - und das ist plausibel: Allein die Verkäufe seiner Merchandise-Artikel brachten WWE jährlich zig Millionen ein.
Vor diesem Hintergrund ist klar, warum Cena trotz aller Kritik immer unantastbar war. Und warum WWE auch die Rufe, Cenas Charakter mit einer erneuten Verwandlung zum Bösewicht aufzufrischen, ungehört verhallen ließ.
Rund ein Jahrzehnt lang war Cena das unumstrittene Aushängeschild von WWE, diverse weitere große Fehden gegen Triple H, Randy Orton, Batista, CM Punk und Rückkehrer Lesnar unterstrichen seinen Status. Cenas Vermächtnis wurde endgültig zementiert, als Megastar Dwayne "The Rock" Johnson für zwei große Matches gegen Cena bei WrestleMania 2012 und 2013 aus dem Ruhestand kam - und ihn den abschließenden Kampf auch gewinnen ließ.
Erfolg im Film - aber immer wieder Comebacks
Mittlerweile ist Cena The Rock nach Hollywood gefolgt, eine erste Hauptrolle übernahm er 2018 in "Bumblebee", einem Spinoff von "Transformers". Auch seine privaten Schlagzeilen - wie seine Beziehung zur früheren WWE-Kollegin Nikki Bella, von der er sich 2018 trennte - beschäftigen daher mittlerweile ein größeres Publikum.
Seine WWE-Karriere hat Cena im Lauf der Jahre immer mehr heruntergefahren, er kehrt aber immer noch regelmäßig für einzelne größere Programme in den Ring zurück.
Unter anderem schob er 2017 eine Fehde mit Roman Reigns ein, den WWE seit einigen Jahren zu seinem Nachfolger aufbauen will - gegen ähnliche Widerstände, wie Cena sie einst spürte.
Am Ende seiner Ring-Laufbahn scheint er noch nicht zu sein, er hat wiederholt versichert, sie so lange fortzuführen, wie er kann.
2018: Würdigung mit Muhammad-Ali-Preis
Nicht auszuschließen also, dass Cena seinen Ruhm weiter mehren wird, dabei blickt er schon jetzt auf eine Rekordbilanz zurück: Er ist 13-maliger WWE Champion und dreimaliger World Heavyweight Champion, bei WWE hielt niemand so oft die wichtigsten Titel. Zudem steht er mit seinen 16 Regentschaften auf einer Stufe mit dem - nach offizieller WWE-Zählung - ebenso oft bei NWA, WCW und WWE regierendem "Nature Boy" Ric Flair.
Der Großteil der Fans weiß inzwischen auch, was er an Cena hat: Die ständig zelebrierte Aufteilung des Publikums in Cena-Fans und Cena-Hasser ("Let's go Cena!" - "Cena sucks!") wurde im Lauf der Jahre immer mehr zum spielerischeren Ritual.
Auch, dass der andere beliebte Kritiker-Ruf "You can't wrestle" nur bedingt stimmt, hat er auch oft genug bewiesen: Zwar hat Cena manche handwerkliche Schwäche nie abstellen können, er gleicht aber einem Fußballer, der mangelnde technische Fertigkeiten durch umso mehr Einsatz ausgleicht. Dass das Ergebnis mit dem passenden Gegner glänzend sein kann, bewiesen zuletzt seine herausragenden Fights gegen Seth Rollins und AJ Styles.
Cena hat sich im Ring nie so sehr auf seiner Popularität ausgeruht, wie es zum Beispiel Hulk Hogan oft getan hat - und anders als Hogan, für den es auch im Herbst seiner Karriere oft Vorrang hatte, den eigenen Nimbus zu schützen - setzt Cena ihn viel öfter zum Wohle anderer ein. Gerade auch in den vergangenen Jahren ließ Cena sich auch immer wieder von weit weniger großen Stars besiegen, um ihnen ein Schub zu geben. Bemerkenswert uneitel auch, wie sich Cena beim SummerSlam 2014 von Brock Lesnar und bei WrestleMania 33 2018 vom Undertaker völlig demontieren ließ, um sie für deren darauffolgenden Programme zu stärken.
Über jeden Zweifel erhaben ist zudem Cenas gigantischer Einsatz für gute Zwecke, in der Öffentlichkeit und dem Vernehmen nach auch außerhalb. Sports Illustrated zeichnete Cena 2018 dafür als Nachfolger von Colin Kaepernick mit ihrem Muhammad Ali Legacy Award aus - und würdigte ihn als "womöglich wohltätigste Person im Sport".