Irgendetwas muss dran sein an diesem Finn Balor, so viel hat inzwischen jeder WWE-Zuschauer mitbekommen. Spätestens jetzt.
Hier spricht das neue WWE-Phänomen
Am Dienstag vergangene Woche wurde seine Beförderung in den Hauptkader der Wrestling-Liga groß in Szene gesetzt. Am Montag dann, bei Monday Night RAW, durfte er direkt Roman Reigns besiegen und stieg zum Herausforderer auf den neu geschaffenen Universal Title auf.
Wer die Show erlebt hat, bekam das Gefühl die Geburt eines Stars zu erleben, eines Superstars, womöglich.
Wer ihn im Gespräch erlebt, bekommt dieses Gefühl nicht. Das neue Phänomen auf der weltgrößten Showkampfbühne ist ein sehr demütiges.
Finn Balor: "Ich bin nicht der Beste"
"Bescheidenheit", antwortet Balor bei SPORT1 auf die Frage, welches entscheidende Talent ihn an diesen Punkt gebracht hat: "Ich liege nicht immer richtig und egal, mit wie vielen Leuten ich im Ring stand: Ich bin nicht der Beste."
Ein bemerkenswerter Satz in einem Geschäft, in dem viele Karrieren auf der Behauptung des Gegenteils aufgebaut sind. Vor den Kulissen.
Hinter den Kulissen, so viel macht Balor klar, gelten andere Gesetze: "Man kann von jedem lernen, ich habe von Veteranen wie William Regal gelernt, aber auch von Nachwuchsleuten wie Noam Dar. Flussaufwärts und flussabwärts schauen, bescheiden bleiben, offen bleiben: Das ist der Schlüssel."
Ein 16 Jahre langer Weg an die WWE-Spitze
Der Mann aus dem irischen Küstenort Bray spricht aus Erfahrung, ein Nachwuchsmann ist er selbst eigentlich nicht mehr: Das RAW-Debüt fiel auf seinen 35. Geburtstag, Balor hat einen 16 Jahre langen Weg von ganz unten bis (fast) nach ganz oben hinter sich.
Unter seinem Geburtsnamen Fergal Devitt war Balor eine weltweit geachtete Szenegröße, kämpfte in Europa, den USA und Mexiko, verbrachte acht Jahre bei New Japan Pro Wrestling, im Land, das das Wrestling so ernst nimmt wie wohl kein anderes.
"Das wichtigste, was ich in Japan gelernt habe, war Respekt - für das, was wir tun, für die Leute um uns herum, für unser Geschäft und wie ernst wir es nehmen", erinnert sich Balor: "Alles andere fußt darauf." Bei seinen Touren durch die Welt habe er "verschiedene Einflüsse aufgenommen und einen gemischten Stil entwickelt, das hat sich ausgezahlt".
Bodypainting an großen Kampftagen
Im Jahr 2014 unterschrieb er bei WWE und machte sich an das letzte große Ziel, auch dort nach oben zu kommen - was keine ausgemachte Sache war.
Diverse Wrestler, die in traditionsbewussten Regionen Legenden wurden, sind daran gescheitert, die Bedürfnisse des eher entertainment-orientierten WWE-Publikums zu befriedigen.
Balor hat sich aber auch in dieser Hinsicht schnell entwickelt und verschiedene Einflüsse zu einem besonderen Ganzen zusammengefügt: An normalen Kampftagen gibt er den verschmitzten Sonnyboy in Lederjacke, zu besonderen Anlässen den mythischen Dämon mit effektgeladenem Einmarsch und spektakulärem Bodypainting.
Ein bisschen Undertaker
Ein bisschen Undertaker, ein bisschen Sting, viel von den alten Technikhelden von Dynamite Kid bis Daniel Bryan: In Finn Balor, dessen Kampfname auf zwei irischen Sagengestalten anspielt, steckt viel - und die Mischung scheint die richtige zu sein.
Bei der Nachwuchsliga NXT gewann Balor nicht nur den harten Fankern für sich, sondern auch die Gelegenheitszuschauer, die Frauen, die Kinder.
Klappt das so auch auf der größeren Bühne, ist Balor sogar ein Kandidat für die Rolle als künftiges Aushängeschild der Liga. Reigns, der eigentliche Favorit auf den Job, ist ja beim harten Fankern nach wie vor ungeliebt und hat durch seine Doping-Affäre auch intern an Kredit eingebüßt.
Angeblich ist Balor jetzt schon Nutznießer: Für das große Titelmatch beim SummerSlam am 21. August gegen Seth Rollins war nach Berichten des Wrestling Observer eigentlich Reigns vorgesehen.
Nun bekommt Balor bei der zweitgrößten WWE-Veranstaltung die Chance zu zeigen, was an ihm dran ist.