Die UFC-Schande und ihre Folgen
Nach dem Mega-Fight der UFC zwischen Superstar Conor McGregor und Khabib Nurmagomedov, den der Russe durch Aufgabe nach einem Würgegriff gewann, kam es zu einer wüsten Massenschlägerei.
Nurmagomedov kletterte über den Käfig und sprang von der Umrandung ins Publikum, prügelte sich dort mit Betreuern von McGregor, darunter Dillon Danis, der selbst Weltergewicht-Kämpfer bei der kleineren Liga Bellator ist und zugleich Jiu-Jitsu-Trainer des Iren.
McGregor wurde gleichzeitig im Ring erneut attackiert. Während sich Nurmagomedov draußen mit der Crew des Iren prügelte, enterten zwei Männer das Oktagon und gingen dort auf McGregor los.
Beide Angreifer stammen offenbar aus dem Lager von Nurmagomedov, während einer den Iren frontal attackierte, schlug der zweite von hinten zu. Sicherheitskräfte und Polizei mussten eingreifen und die diversen Prügeleien beenden.
Als der Ringsprecher Bruce Buffer den Ausgang des Fights verkündete, waren beide Kämpfer schon aus der Halle eskortiert worden.
Was droht Nurmagomedov jetzt?
Im schlimmsten Fall ist er seinen Titel los: UFC-Boss Dana White erklärte nach dem Eklat, dass Nurmagomedov der Leichtgewicht-Gürtel entzogen werden könnte, abhängig davon, ob er für seinen Ausraster gesperrt wird - und für wie lange.
Außerdem wurde der Russe für den Fight noch nicht bezahlt. Wegen der laufenden Ermittlung hat die Nevada State Athletic Commission den Scheck für Nurmagomedov einbehalten. McGregor bekam dagegen sein Geld, weil nach Studium der Videoaufnahmen beschlossen wurde, dass es keinen Grund gebe, ihm den Scheck vorzuenthalten.
Über eine Sperre und eine zusätzliche Geldstrafe für den Russen entscheidet ebenfalls die State Commission.
Khabib war ohne Siegerehrung und unter den lauten Pfiffen der irischen Fans aus der Arena begleitet worden. Drei Teammitglieder des Russen wurden festgenommen, schon Samstagnacht aber wieder freigelassen. McGregor wird zumindest keine Anzeige gegen die Russen erstatten, wie White berichtete.
Wie rechtfertigt sich Nurmagomedov?
Während McGregor die Arena nach dem Eklat verließ, tauchte Nurmagomedov noch bei der PK auf - er beantwortete aber keine Fragen, sondern machte seinem Gegner nur in einem längeren Statement Vorwürfe.
"Ich entschuldige mich bei der Athletic Commission, Nevada und Las Vegas", gab er zu Protokoll: "Das ist nicht meine beste Seite. Ich bin auch nur ein Mensch, aber ich verstehe nicht, warum die Leute darüber sprechen, dass ich auf den Käfig springe während er über meine Religion spricht, über mein Land, meinen Vater. Er ist nach Brooklyn gekommen, hat den Bus zerstört und fast ein paar Leute umgebracht. Was ist damit!?"
Tatsächlich war McGregor im April bei einem Pressetermin in den Katakomben auf einen Bus mit UFC-Fightern losgegangen, dabei demolierte er unter anderem die Scheibe - schon vorher war es zwischen den beiden Lagern zu verbalen und physischen Vorfällen gekommen. Hinterher tönte McGregor in Richtung Nurmagomedov: "Wenn er rausgekommen wäre, wäre er jetzt tot und ich in einer Zelle."
McGregor wurde wegen des Vorfalls zu fünf Tagen Sozialdienst und Anti-Aggressionstraining verurteilt. Spekulationen, dass es sich bei dem Vorfall um einen inszenierten Publicity-Stunt handelte, dementierte White.
Was sagt UFC-Boss Dana White zum Skandal?
"Es ist übel", kommentierte White den Eklat: "Es wird massive Geldstrafen geben. Diese Jungs haben jetzt mächtig Ärger. Wir müssen sehen, wie das alles ausgeht. Niemand hat so etwas je gemacht - niemand sollte so etwas je machen!"
White ging mit dem Champion hart ins Gericht. "Wie Khabib aus dem Käfig gesprungen ist, war lächerlich. (...) Anstatt den Respekt der Leute anzunehmen, nachdem er großartig gekämpft und gewonnen hat, geht er auf Conors Lager los", wetterte der UFC-Boss.
Er weigerte sich auch, Sieger Nurmagomedov im Ring seinen Gürtel zu überreichen, aus Angst, die Zuschauer würden dann Getränke und andere Gegenstände nach ihm werfen und dabei auch andere Menschen verletzen.
Wie geht es weiter mit McGregor?
Neben der Strafe für Nurmagomedov die spannendste Frage. McGregor kündigte nach seiner Pleite auf Twitter bereits einen Rückkampf an. Wie viel Wahrheitsgehalt in der Ankündigung steckt, ist jedoch fraglich.
693 Tage stand der exzentrische Ire vor dem Mega-Fight gegen Nurmagomedov nicht mehr im Oktagon. Im November 2016 hat McGregor zuletzt einen Kampf bei UFC gewonnen (TKO gegen "The Underground King" Eddie Alvarez). Wegen Inaktivität wurde ihm deshalb sein Leichtgewicht-Titel aberkannt.
Seitdem gab es neben einer Menge großmäuliger Sprüche und Skandalen aus sportlicher Sicht "nur" den heiß ersehnten Mega-Fight gegen Floyd Mayweather.
Nachdem er die Spekulationen um seinen zukünftigen Karriere-Pfad (Boxen? WWE wie Ronda Rousey? Hollywood?) lange laufen ließ, schloss er im September schließlich einen neuen, langfristigen und angeblich hoch lukrativen Vertrag mit der UFC ab.
Der erfolgreich vermarktete Fight gegen Khabib wird auch noch einmal ein Kassenschlager sein. Macht McGregor aber so weiter wie gegen Khabib, stellt sich die Frage, wie lange er sein Geld noch wert sein wird.
Der in nunmehr 27 Auseinandersetzungen ungeschlagene Khabib dominierte die ersten beiden Runden. Im dritten Durchgang lieferte McGregor ihm einen offenen Schlagabtausch. Doch in der vierten Runde setzte Nurmagomedov die Schläge und zwang McGregor mit einem Würgegriff zur Aufgabe.
Der 30-Jährige muss nun nach zwei Niederlagen in den letzten vier UFC-Fights (2016 unterlag er auch Nate Diaz) erst einmal beweisen, dass er auch sportlich noch ein Superstar ist.
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