Dieser Kampf war Familiensache.
Als Klitschko den Box-Olymp erklomm
Vitali Klitschko hatte im WM-Fight gegen Corrie Sanders an diesem 24. April 2004 in Los Angeles einen ganz klaren Auftrag: Revanche nehmen für die Niederlage seines Bruders Wladimir im WBO-Titelkampf 13 Monate zuvor in Hannover - und damit als WBC-Weltmeister im Schwergewicht den prestigeträchtigsten Titel im Boxen zu holen.
Damit sollte sich der Ukrainer endgültig zu einem der größten Boxer aller Zeiten aufschwingen und in die Fußstapfen der Legenden treten. Doch es war ein hartes Stück Arbeit.
Der Kampf vor 17.320 Zuschauern im Staples Center von Los Angeles entwickelte sich wahrlich zu einem offenen Schlagabtausch. Erst hielt Sanders gut mit, brillierte mit schnellen Angriffen und brachte Klitschko in der ersten Runde sogar zu Boden.
Sieg gegen Sanders durch technischen K.o.
Dieser wurde aber dann von Runde zu Runde immer besser, landete einen Kopftreffer nach dem anderen. Doch der Südafrikaner wollte einfach nicht zu Boden gehen, blieb vor den Augen des damaligen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger standhaft wie eine Statue.
Nach 2:46 Minuten in der achten Runde hatte Klitschko es endlich geschafft, der Ringrichter schritt nach mehreren Wirkungstreffern ein - Sanders stand zwar immer noch, aber Klitschko durfte durch technischen K.o. den bis dato größten Triumph seiner Karriere bejubeln. "Was Sanders eingesteckt hat, war Wahnsinn. Das hätte ich nie für möglich gehalten", war auch Klitschko nach dem Kampf noch erstaunt.
Sanders wurde von Klitschko insgesamt 230 Mal getroffen - und musste wegen eines schweren Hämatoms am linken Ohr sowie Verletzungen an den Augen ins Krankenhaus gebracht werden.
"Ich hatte bei seinem Sieg gegen meinen Bruder ja schon gesehen, wie gefährlich er war", sagte der inzwischen 48-Jährige der Sport Bild über seinen Gegner: "Corrie Sanders war der am schwierigsten zu boxende Gegner, gegen den ich jemals gekämpft habe.
Klitschko in den Fußstapfen von Ali, Tyson und Lewis
Der promovierte Sportwissenschaftler aus der Ukraine durfte sich indes den WM-Gürtel umschnallen und trat damit in die Fußstapfen von Box-Legenden wie Muhammad Ali, Mike Tyson oder Lennox Lewis - gegen Lewis hatte Klitschko zehn Monate zuvor noch verletzt aufgeben müssen.
Es stand auch deshalb viel auf dem Spiel. "Wenn ich auch noch verloren hätte, wäre das ein großes Desaster für uns gewesen", sagte Klitschko: "Damit habe ich die Familienehre gerettet und meinen Traum erfüllt."
Das Leben von Gegner Sanders - der nach seiner Karriere als "Repo Man" arbeitete, der nicht bezahlte Autos einkassierte - endete tragisch: Acht Jahre nach seinem zweiten Klitschko-Kampf wurde er bei einem Restaurant-Besuch in seiner Heimat von Räubern angeschossen und erlag am 23. September 2012 seinen Verletzungen.
"Er war für Vitali und mich immer ein fairer Sportsmann und ein toller Mensch", reagierte Wladimir Klitschko damals.