Anthony Joshua lässt die Fäuste fliegen, rechter Haken, linke Gerade, der Sparringspartner wankt. Er stemmt riesige Gewichte, der Schweiß fließt, Trainer Robert McCracken schaut immer ganz genau hin.
Joshua holt sich Tipps von Klitschko
In der britischen Botschaft von Riad arbeitet Joshua am letzten Schliff, ein Scheitern bei der Revanche gegen den US-Amerikaner Andy Ruiz Jr. kann und darf sich der 30-Jährige nicht erlauben. Joshua fühlt sich bereit.
"Es ist Zeit für Rock'n'Roll", sagte Joshua vor dem Rückkampf gegen Ruiz (Samstag, gegen 21.45 Uhr MEZ), der Brite will zurück auf den Schwergewichts-Thron und seinem Rivalen wieder die Gürtel der Weltverbände WBA, IBF und WBO abnehmen. Und er weiß nur zu gut, dass der Ausgang des Kampfes in Saudi-Arabien maßgeblich darüber entscheidet, wie er einmal in Erinnerung bleiben wird.
"Angst zu verlieren" treibt Joshua an
Seit dem Schock von New York, als Joshua sensationell nach sieben Runden gegen den Mann mit der Wampe erstmals in seiner Profikarriere als Verlierer dastand, hat er aber nicht nur körperlich an sich gearbeitet.
Der Olympiasieger von 2012 sieht ja ohnehin so aus, als hätte ihn Michelangelo höchst persönlich aus Marmor gemeißelt. Nein, das Mentale stand im Fokus.
"Ausgeknockt zu werden, war gut", sagte Joshua: "Die Angst zu verlieren, treibt mich an." Die Niederlage vom Sommer im Madison Square Garden helfe ihm dabei, jetzt das nächste Level zu erklimmen: "Ich musste mich neu erfinden."
Klitschko gibt Tipps
Und dabei half ihm auch sein alter Gegner Wladimir Klitschko, den er 2017 im Wembley-Stadion spektakulär besiegte, mit einigen Ratschlägen. "Er hat eine Menge Dinge zu mir gesagt", sagte Joshua: "Wlad war seiner zeit definitiv voraus." Unter anderem sei der Ukrainer "disziplinierter" gewesen als er selber, sagte Joshua.
Unterschätzen werde er Ruiz, der zum ersten Schwergewichts-Champion mit mexikanischen Wurzeln wurde und sich zuletzt unter anderem eine Luxus-Villa und einen Rolls-Royce gönnte ("Ich habe das Leben genossen"), diesmal auf keinen Fall.
"Ich werde schlauer sein", sagte Joshua, dessen Kampfbörse über 60 Millionen Dollar (rund 54 Millionen Euro) betragen soll und damit etwa sechsmal höher ausfällt als die des amtierenden Weltmeisters: "Ich werde gewinnen."
Druck vor Kampf gegen Ruiz auf Joshua
Und Joshua deutete vage an, dass er in der Vergangenheit harte Zeiten durchgemacht habe. Nach dem Kampf, sollte er ihn denn gewinnen, werde er seine "Geschichte erzählen, was ich durchgemacht habe, welche Hindernisse ich überqueren" musste.
Joshua fühlt sich jetzt bereit, auch wenn der ganze Druck auf ihm lastet. "Ich weiß, dass ich es schaffen kann. Beim letzten Mal hat nicht viel gefehlt", sagte er. Noch einmal zu scheitern, kann sich Joshua nicht erlauben.