Anthony Joshua ist im Schwergewicht auf den Box-Thron zurückgekehrt. Der 30-Jährige aus Watford bei London setzte sich im Revanche-Fight gegen Andy Ruiz (USA) einstimmig nach Punkten durch und ist wieder Champion der WBA, IBF und WBO sowie des kleineren Verbandes IBO.
So erklärt Ruiz seine Niederlage
Ruiz hatte das erste Duell Anfang Juni überraschend für sich entschieden. Der Boxer mit der Wampe hatte in New York durch technischen K.o. in der siebten Runde gewonnen. Durch das gelungene Comeback feierte Joshua den 23. Sieg im 24. Profikampf, für Ruiz war es die zweite Niederlage im 35. Fight. (Boxen: WM-Fight zwischen Andy Ruiz und Anthony Joshua - die Highlights am Sonntag ab 23.15 Uhr im TV auf SPORT1)
"Ich wollte keine Ausreden suchen. Ich habe früher Leute ausgeknockt, doch ich wollte jetzt zeigen, dass ich auch klug boxen kann", sagte Joshua: "Ich bin hungrig und bleibe bescheiden. Ich bedanke mich bei Andy Ruiz und seiner Familie."
Joshua hält Ruiz gekonnt auf Distanz
Joshua hatte aus der schmerzhaften Pleite in New York augenscheinlich seine Lehren gezogen. Der Brite nutzte von Beginn an seine Reichweitenvorteile aus und hielt den Titelverteidiger auf Distanz.
Joshua bewegte sich gut und landete erste Treffer, Ruiz dagegen kam kaum nah genug an den Herausforderer heran.
"Es war seine Nacht. Ich denke nicht, dass ich mich so vorbereitet habe, wie es hätte sein sollen. Ich hätte härter trainieren sollen und hätte auf mein Team und meine Trainer hören sollen", räumte Ruiz nach dem Kampf ein und ergänzte: "Er siegte, er hat mich durch den Ring geboxt, aber wenn wir einen dritten Kampf machen, werde ich in der besten Form meines Lebens sein."
Ruiz kassiert frühen Cut
Bereits nach der ersten Runde klaffte ein Cut an Ruiz' Auge. Der Amerikaner wehrte sich zwar nach Kräften, kämpfte aber zu eindimensional. Die Kombinationen, die er noch im ersten Kampf gezeigt hatte, kamen anfangs viel zu selten. Sobald er doch mal an Joshua herankam, klammerte der Brite und ließ sich nicht auf einen wilden Schlagabtausch ein.
In der achten Runde landete aber auch Ruiz einige Treffer. Wohlwissend, dass er den Kampf nicht mehr über die Punkte gewinnen konnte, erhöhte er das Risiko und suchte den Knock-out. Joshua behielt aber die Kontrolle und hielt den deutlich kleineren Ruiz weitestgehend fern.
Laut CompuBox konnte Joshua 107 von 373 Schlägen (29%), davon 65 von 270 Jabs, anbringen, während Ruiz 60 von 261 Schlägen (23%) anbrachte und in jeder Runde von den Ringrichtern hinten gesehen wurde - mit Ausnahme der achten Runde.
Kampf kostet 100 Millionen Dollar
Der Kampf fand in der saudi-arabischen Stadt Diriyya statt. Rund 100 Millionen Dollar (90 Millionen Euro) soll Kronprinz Mohammed bin Salman das Spektakel in der Wüste ("Clash on the Dunes") wert gewesen sein. Mit dem Kampf wollten die saudischen Herrscher die Chance nutzen, "ihr stark angeschlagenes Image über den Sport reinzuwaschen", teilte Amnesty International mit.
Vor allem Joshua konnte offenbar von den Geldern der saudischen Gastgeber profitieren. Der Olympiasieger von 2012 soll für den Kampf eine Börse von rund 60 Millionen US-Dollar (55 Millionen Euro) erhalten haben, der nicht so populäre Ruiz hingegen muss offenbar mit einer einstelligen Millionensumme auskommen.
Joshua war im April 2017 Weltmeister geworden, als er vor 90.000 Zuschauern im Wembley-Stadion Wladimir Klitschko (Ukraine) entthront hatte. Der Brite gewann den Kampf durch technischen K.o. in der 11. Runde und beendete damit die Karriere des jüngeren der beiden Klitschko-Brüder.